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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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1
    »Mann, dat is’ doch wohl Ehrensache, Chef!« Ackermann lachte. »Kommt ga’ nich’ in die Tüte, dat Sie den ganzen Rummel hier alleine wegmachen.« Er räumte die vollen Aschenbecher zusammen, zog sich den Hemdsärmel über die Faust und wischte damit die Tischplatte ab.
    Helmut Toppe, der Leiter der Klever Mordkommission, öffnete erst einmal beide Fenster weit und atmete tief durch. Die Nachtluft war feucht und erfrischend kühl. Wolkenfetzen fegten über den mondhellen Himmel. Auf der Obstwiese neben dem Haus blökte ein Lamm.
    »Richtich«, meinte Ackermann aufgekratzt, »ers’ ma’ den Rauch ablassen. Dat die Jungs auch immer so paffen müssen! Haben Se ir’ndwo ’n Tablett? Inner Küche vielleicht?«
    »Das steht hier.« Toppe legte eine Hand ins Kreuz und bog den Rücken durch. Den ganzen Tag hatte er nur gesessen. »Aber ich mach’ das schon.«
    Er nahm das Tablett, das neben dem Kamin an der Wand lehnte, stapelte die schmutzigen Gläser, die leeren Chips- und Erdnußschälchen darauf und trug alles in die Küche.
    Ackermann wieselte mit den Aschenbechern hinter ihm her. »Spülen tu ich, da bin ich Fachmann drin. Sie können abtrocknen.«
    Die Geburtstagsfeier – »nichts Großartiges, nur ein paar Kollegen auf ein Bier, schließlich ist es ein ganz normaler Wochentag« – war etwas aus dem Ruder gelaufen, es war kurz vor drei.
    »Sie haben aber auch die goldene Partyregel nich’ beachtet, Chef«, meinte Ackermann und spritzte großzügig Spülmittel ins brühheiße Wasser. »Keine harten Sachen! Davon kriegen die Leute Sitzfleisch.«
    Toppe verkniff sich ein Grinsen. Der liebe Kollege vom Betrugsdezernat, der sich hier so energisch die Ärmel aufkrempelte, hatte nur zwei Bier getrunken und trotzdem am längsten durchgehalten.
    Er nahm ein Küchenhandtuch von der Heizung und gähnte. »Den Aquavit hätte ich wohl besser nicht getrunken. Ich habe das Gefühl, ich werde langsam zu alt für solche Gelage.«
    »Ha!« schnaubte Ackermann. »Grad’ ma’ Fuffzich un’ schon rumschwätzen. Aber dat Mädken hat früh schlappgemacht, wa?« Der Blick, den er Toppe über die Schulter zuwarf, konnte sich zwischen neugierig und besorgt nicht entscheiden.
    »Dat Mädken« war Astrid Steendijk, Toppes Freundin, die heute ihren vierunddreißigsten Geburtstag gefeiert hatte.
    »Na ja«, lächelte Toppe, »die war auch seit heute früh auf einer Fortbildung in Krefeld.«
    »Ah so«, meinte Ackermann, »dat kenn’ ich: den ganzen Tach zugelabert werden, macht einen mehr kaputt wie fünf Stunden Holzhacken.«
    Er hielt Toppe ein tropfendes Glas hin und zwinkerte. »Aber et bringt ja au’ wat, oder etwa nich? Ich mein’, wir machen doch echt wat her. Jetz’ is et vorbei mit dat verpennte Präsidium am Rande der Stadt. Wir sind jetz’ ’n Modell, dat muß man sich ma’ wegtun!«
    Toppe knurrte mißmutig.
    Charlotte Meinhard, die neue Chefin, die vor einem Jahr angefangen hatte, war wie ein Wirbelsturm über sie gekommen: Sie hatte dafür gesorgt, daß das ganze Präsidium mit Computern ausgestattet worden war, die nicht nur untereinander, sondern auch mit dem LKA vernetzt waren. Sie nannten sich jetzt »Musterbehörde« und waren ein Modellversuch, der vom Land finanziert und angeblich von der ganzen Polizeination neidvoll beobachtet wurde.
    »Ja, ich weiß, Sie ham et nich’ so mit de Computers«, nickte Ackermann und zog den Stöpsel aus dem Spülbecken. »Aber für mich, wenn ich wat zu prüfen un’ zu rechnen hab’, sind die Dinger echt Gold wert.«
    Toppe brummelte nur. Er hatte keine Lust mehr zu reden, aber Ackermann hörte nicht auf.
    »Im Moment is’ et vielleicht noch ’n bisken viel mit de alten Daten eingeben, aber demnächst! Dat is’ für euch doch auch super. Stellen Se sich ma’ vor, da können wer mit Täterprofile arbeiten un’ mit Tatortprofile, un’ wat weiß ich noch alles. Warten Se ma’, dat dauert nich’ lang’, da sind wer genauso gut wie die Amis.«
    »Das befürchte ich auch«, antwortete Toppe leise und räumte die sauberen Gläser in den Schrank. »Übrigens kriegen wir jetzt auch noch einen ›Personal Manager‹, wie es sich für jedes moderne Unternehmen gehört.«
    »Klasse!« feixte Ackermann. »Un’ wat is’ dat für ’n Ding?«
    »Tja, da mußte ich mich auch erst mal aufklären lassen. Ein Personal Manager analysiert die Karrieren der Mitarbeiter und stellt dann fest, welche Fortbildungen man zum Beispiel noch besuchen muß.«
    Ackermann legte
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