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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Autoren: Unbekannt
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Adrian, bedeutet der Sonnenschein einzig und allein, dass ich mir die Beine rasieren muss.«
    Sie ist nicht mehr die Frau, die ich geheiratet habe. Die alte Daisy, die sich an der Sonne ergötzte, legte sich im Bikini mit einem Handtuch auf das Flachdach unseres Schweinestalls, um noch den letzten Strahl aufzusaugen.
    Als ich ihr vorschlug, ein Sonnenbad zu nehmen, füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Hast du in letzter Zeit mal einen Blick auf meine Figur geworfen?«, fragte sie.
    Liebes Tagebuch, was ist mit meiner Frau geschehen? Hat sie ernst gemeint, was sie über mich in ihr Heft schrieb? Werden wir jemals wieder Sex haben? Selbst meine Eltern schaffen es jeden zweiten Donnerstag. Wegen der verstörenden Geräusche von nebenan muss ich dann immer Ohrstöpsel benutzen.
    Montag, 11. Juni
    Mr. Carlton-Hayes ist krank. Leslie, sein Freun d/ Freundin, rief mich gleich morgens im Buchladen an. Seit Jahren frage ich mich jetzt schon, ob Leslie ein Mann oder eine Frau ist. Jetzt bin ich immer noch nicht schlauer. Leslie könnte eine Frau mit tiefer Stimme sein, à la Ruth Kelly, der Ministerin, oder ein Mann mit hoher Stimme wie der Fußballer Alan Ball.
    Alles, was ich über Leslie weiß, ist, dass er/sie mit Mr. Carlton-Hayes zusammenwohnt, eher ungesellig ist und eine Vorliebe für Sibelius und die rosa Kokosnuss-Lakritz-Teile aus der Basset’s-Allsorts-Mischung hat.
    Ich fragte Leslie, was Mr. Carlton-Hayes habe, und er / sie sagte: »Hat er es nicht erwähnt? Oje, ich fürchte, dann habe ich ziemlich schlechte Nachrichten für Sie. Oje …«
    Hastig warf ich ein: »Dann warte ich einfach, bis es ihm wieder besser geht, ja?«
    Ich konnte Leslie atmen hören. Es klang, als hätte er / sie es auf den Bronchien.
    Eine Kundin – eine Frau mit einer einzigen breiten Augen braue – fragte mich, ob wir irgendetwas über die frühen Surrealisten vorrätig hätten. Ich führte sie zu einer Biografie von Man Ray. Offen gestanden war ich froh über die vorübergehende Ablenkung – Leslie bat ich zu warten, während ich der Augenbrauenfrau das Buch aufschwatzte. Mr. Carlton-Hayes hatte sich schwer verschätzt, was das Interesse für Bücher über die frühen Surrealisten in Leicester anging, und die fünf Exemplare des Man-Ray-Bandes waren nicht leicht an den Mann zu bringen gewesen. Andererseits hatte er die Nachfrage nach Wayne Rooneys von einem Ghostwriter verfasster Autobiografie deutlich un terschätzt.
    Als ich zurück ans Telefon kam, war Leslie nicht mehr dran. Eigentlich wollte ich sofort zurückrufen, aber die Frau wollte den Man Ray bezahlen. Als sie weg war, wählte ich Leslies Nummer, aber schon nach zweimal Klingeln legte ich wieder auf.
    Sonntag, 17. Juni
    Vatertag
    Wurde heute Morgen um 6:20 von Brandgeruch und Gracies Kreischen in mein rechtes Ohr geweckt: »Aufwachen, es ist Vatertag!«
    Raste sofort in die Küche, wo Rauch aus dem Toaster aufstieg, Cornflakes auf dem Boden lagen, Milch auf dem Tisch verschüttet war und das Buttermesser im Zucker steckte. Gracie befahl mir, mich an den Tisch zu setzen, und überreichte mir eine Karte, die sie mit Daisys Hilfe gebastelt hatte. Offen gestanden, Tagebuch, war ich nicht sonderlich beeindruckt. Ein Stück Pappe, auf die Hälfte gefaltet und mit Nudelstückchen beklebt, die das Wort »Dad« ergaben, von denen aber der Großteil schon wieder abgefallen war, so dass man nur noch die Kleberspuren erkennen konnte. Innen stand »fon Gracie«. Behutsam wies ich darauf hin, dass »fon« falsch geschrieben war. Sie betrachtete die Karte stirnrunzelnd und sagte trotzig: »So schreiben die Kinder in Amerika ›von‹.«
    »Ich glaube, das stimmt nicht, Gracie.«
    »Warst du schon mal in Amerika?«
    Ich musste zugeben, dass ich noch nie dort gewesen war.
    Worauf Gracie meinte: »Aber ich schon. Ich war einmal mit Mami da, während du im Buchladen warst.«
    Ich ließ es dabei bewenden. Sie ist eine eindrucksvolle Opponentin.
    Inzwischen bereue ich, mich freiwillig als Auto r / Regisseur und Produzent der Theatergruppe Mangold Parva Players gemeldet zu haben. Die Proben laufen nicht gut, ich bekomme Schweißausbrüche, wenn ich daran denke, dass wir nur noch elf Monate Zeit bis zur Premiere haben.
    The Old Pigsty 1
    The Piggeries
    Bottom Field
    Lower Lane
    Mangold Parva
    Leicestershire
    Sehr geehrter Sir Trevor Nunn,
    Ihr Name wurde mir von Angela Hacker, der Autorin und Dramatikerin, die eine Nachbarin von mir ist, genannt. Ich habe ein Stück mit dem Titel Pest!
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