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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition)
Autoren: Alkestis Sabbas
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tastet Bernd Anna ab, um sich zu
vergewissern, dass ihr auch wirklich nichts fehlt. Es ist ein idyllisches
Szenario. Anna und Bernd in seliger Umarmung. Jo und Katja in einträchtiger
Ruhe. Vier AFFEn in unwürdiger Pose. Und zwei Männer. Einer steht. Einer liegt.
Gruppenbild mit Leiche.
    Johann Schmid scheint nicht ganz so erleichtert wie
die anderen. Mit Sorgenfalten auf der Stirn starrt er auf Janus hinunter. „Und
wie soll es jetzt weitergehen?“ fragt er in die Stille hinein. Bernd hebt
überrascht den Kopf. Was soll das heißen? Die Vorstellung ist vorüber. Alle
gehen heim und fertig. Zugabe ist keine geplant. Nach einer Weile murmelt
Johann: „Wir müssen Hilfe holen.“ Katjas Meinung zum Thema ist eindeutig: „Na
sicha ned.“
    Bestürzt hebt Johann seinen Kopf und blickt in die
Runde. Er kann ja verstehen, dass die Erleichterung groß ist. Und dass das
Mitgefühl für den Peiniger sich in Grenzen hält. Nur die AFFEn wirken
enttäuscht vom unrühmlichen Ende ihres Chefs. Aber sie alle scheinen dennoch
nicht zu begreifen, was Janus´ Tod für Folgen haben wird.
    „Wahrscheinlich
habt ihr Recht. Er ist tot. Wir können alle heimgehen. Ihn hier liegen lassen.
Man wird ihn schon finden. Denn irgendwann wird jemandem auffallen, dass er
plötzlich keine Befehle mehr erteilt. Und genau das ist meine Sorge. Wer wird
es dann tun? Mag sein, dass Janus ein Mörder gewesen ist. Größenwahnsinnig und
mitleidslos. Ja, er hat seine Hand aufgehalten, um zu nehmen. Aber er hat sie
auch gereicht, um zu geben. Er ist Österreich. Gewesen.“
    Während Jo und Katja den Boden anstarren, steht Anna
langsam auf und stellt sich dicht vor Johann: „Na und? Wo liegt dein Problem?
Hast du Angst, deinen ach so tollen Job zu verlieren?“ Schmid tritt einen
Schritt zurück und blickt Anna ernst an: „Ja. Ich und hunderttausende andere.
Das System wird zusammenbrechen und nicht nur Österreich, sondern die ganze
Welt in den Abgrund reißen. Und was meinst du, was mit deinem Vater geschieht,
wenn die ganze Sache auffliegt? Und das wird es unweigerlich, wenn es keine
klare Führung mehr gibt.“
    Ehe Anna darauf
antworten kann, springt Bernd auf und sagt: „Er hat Recht, Anna. Überleg mal,
was mit deinem Papa geschehen wird. Und mit meinen Eltern. Und mit all den
anderen … äh, na ja, du weißt schon, wen ich meine. Man wird sie lynchen.
Niemand wird kommen, um sie zu retten. Und dann haben wir nichts mehr. Keine
politische Führung, keine Wirtschaft, keine Entwicklung. Was glaubst du, wie
lange ein Staat so etwas überleben kann? Ich sage es nur ungern, aber jetzt
haben wir wirklich ein Problem. Wir alle.“
    Eine Zeitlang herrscht betroffenes Schweigen im Raum.
Wie man es auch dreht und wendet, die fetten Jahre sind offenbar vorüber. Das
System mag bei genauerer Betrachtung seine Mängel haben. Aber es hat
funktioniert. Über Jahrzehnte hinweg und zum Vorteil aller. Na ja, zumindest
der meisten. Und man muss ja auch nicht immer so genau hinschauen, oder?
    Katja findet als Erste ihre Sprache wieder: „Ich muss
ja zugeben, dass ich mir darüber schon meine Gedanken gemacht habe. Seien wir
uns mal ehrlich, die Idee per se ist spitze. Es ist halt irgendwann ein bissl
aus dem Ruder gelaufen. Aber abgesehen davon hat es Österreich zu dem gemacht,
was es ist. Ich würde es nicht mal zwingend verbrecherisch nennen. Vielmehr …
Tradition. Und wenn wir in Österreich etwas können, dann ist es, genau daran
festzuhalten. So hat die Monarchie funktioniert. Über Jahrhunderte hinweg. Bis
ein paar Intelligenzallergiker gemeint haben, dass es auch anders gehen muss.
Wie anders es geht, haben ja die darauf folgenden 30 Jahre gezeigt. Vielleicht
sollten wir endlich anfangen, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Und
nicht wieder etwas in den Sand setzen, das reibungslos läuft.“
    Johann blickt Katja überrascht an. Bernd zweifelnd.
Anna verwirrt. Jo grinst von einem Ohr zum anderen. Die AFFEn heben ihre Köpfe
in der Hoffnung, ungestraft aus der Sache herauszukommen und versuchen,
möglichst unentbehrlich auszusehen.
    In diesem Moment
läutet das Mobiltelefon auf dem Schreibtisch.
    Erschrocken starren die fünf abwechselnd auf das
penetrant klingelnde Gerät und zueinander. „Und jetzt? Was sollen wir tun? Wenn
Janus nicht abhebt, bricht hier die Hölle los!“ ruft Bernd. Johann erwidert:
„Wir müssen weg! Sofort! Vielleicht schaffen wir es zur tschechischen Grenze.
Ich habe dort Freunde, die …“ – „Und unsere
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