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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition)
Autoren: Alkestis Sabbas
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Oder eine hartnäckige Darmverstimmung. Aber weder ist die Toilette
danach für mehrere Stunden verstopft gewesen, noch hat es sonst irgendwelche
Hinweise auf Unpässlichkeiten gegeben.
    Vielleicht hätte
Anna ihre Antibaby-Pillen nicht lose in einer alten Puderdose aufbewahren
sollen. Und wahrscheinlich hätte sie sich eingehender Gedanken darüber machen
müssen, dass sie verdächtig nach diesen grauslichen Zahnzuckerln geschmeckt
haben, die es in der Volksschule immer direkt vor der Vanillemilch gegeben hat.
    „Hier, meine
Süße! Viel trinken, das ist wichtig. Und vergiss nicht, den Bauch einzuölen,
sonst bekommst du Schwangerschaftsstreifen und dann heiratet dich Bernd gar
nicht.“ Dass Anna und Bernd noch kein Ehepaar sind, trübt Sophies Freude ein
wenig. Sie sieht jedoch ein, dass die Umstände eine Hochzeit nicht zugelassen
haben. Sie streichelt über Annas kugelrunden Bauch und sagt: „Wenn dein Opa das
sehen könnte … Er wäre außer sich vor Freude.“ Anna zuckt kurz zusammen, als
das Baby zum hundertsten Mal an diesem Tag gegen ihre Blase tritt und meint:
„Sehen kann er es ja, Mama. Er ist tot, nicht blind.“
    Erstaunlich, wie schnell man sich an manches gewöhnt.
Dass man in einem Land lebt, das die ehemalige UdSSR wie ein liberales Forum
aussehen lässt. Dass der eigene Vater seine Midlife-Crisis am liebsten in
klimatisierten Räumen verbringt, damit er noch ein bisschen länger tot bleiben
kann. Dass die besten Freunde ohne fundierte Ausbildung, aber durchaus mit
Talent gesegnet die Weltherrschaft an sich gerissen haben. Oder, dass der
nette, grauhaarige Opa eine recht eigenwillige Vorliebe für die fetten Hintern
amerikanischer Touristinnen entwickelt hat. Wahrscheinlich gefällt ihm, dass
sie noch ewig lange weiter wabbeln, nachdem er ein Stück rausgebissen hat.
    Fast ein Jahr ist es her, dass Max gestorben ist. Er
ist aus dem Koma hinüber geglitten in eine bessere Welt. Das ist zwei Tage nach Stunde Null gewesen. Jener Stunde, in der Jo und Katja Felix
Austriacus übernommen haben. Zweieinhalb Tage nach Stunde Null ist
Max aufgestanden und hat seine Krankenschwester gefressen. Seither lebt er bei
Johann. Nicht, weil er irgendetwas Besonderes kann. Sondern weil er Annas Opa
ist. Und weil Schmid und sein Lebensgefährte ein Hobby brauchen.
    „Ich finde es ja voll romantisch, dass Johann und
Siegfried zusammen sind“, sagt Bernd, während er sich den Sand von seinen
Händen wischt. „Ich hab gerade an die beiden denken müssen. Erst
Arbeitskollegen und nun auch noch ein Liebespärchen. Ist das nicht schön?“
    Seit Anna
schwanger ist, hat er nicht nur zugenommen – aus Solidarität, wie er sagt –
sondern auch seine sentimentale Seite entdeckt. Er redet sich auf die Hormone
raus. Das ist ein wenig befremdlich. Andrerseits: Wenn er auch gleich die
Wochenbettdepression übernimmt, soll´s gut sein.
    „Und sie kümmern sich rührend um meinen Vater. Als
wäre er ihr Kind. Aber gut, sie brauchen Ablenkung. Vor allem, seit Johann
nicht mehr für Friedrich zuständig ist. Aber ich denke, diese Eva Hirtl macht
das ganz ordentlich. Ich kann mich nicht beschweren. Sie scheint bei Klara viel
gelernt zu haben.“ Sophie schraubt das Babyöl zu und verstaut es in ihrer
Badetasche. „Außerdem, so ein Imperium zu schupfen ist kein Kinderspiel. Also,
zumindest das Vertuschen des Machtwechsels. Johann kann von Glück reden, dass
Siegfried ihn von Anfang an unterstützt hat. Dass er sich auch noch als … hmmm
… Prinzessin entpuppt hat, ist natürlich besonders schön. Und das, obwohl er
diesem Janus so lange in den A… Na, das ist er ja hoffentlich nicht wirklich.“
    Anna stimmt
ihrer Mutter zu. Aus alter Gewohnheit widerwillig, aber zumindest bei diesem
Thema gerne. Ohne Siegfried Wust hätte Johann es niemals geschafft, das Team
von Felix Austriacus inklusive AFFEn davon zu überzeugen, dass Der
Mulder ab sofort offiziell das Sagen hat. Inoffiziell hat es Katja. Aber
das ist Jo von Anfang an klar gewesen.
    „Eigentlich unvorstellbar, was die vier in nur einem
Jahr geschafft haben“, murmelt Bernd und starrt versonnen über das glitzernde
Meer. „Österreich ist der reichste und mächtigste Staat der Erde. Zombies
sitzen in den höchsten Positionen des Landes. Und keiner stellt dumme Fragen.
Es ist so wundervoll – es hat sich gar nix geändert!“ Mit glänzenden Augen
sieht Bernd sich um. Er lächelt Anna zu, streichelt ihre Hand und nickt dann
grinsend zu Sophie hinüber, die schon
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