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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition)
Autoren: Alkestis Sabbas
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lang und meint dann: „Und der Sohnemann hat es besser gewusst als
der Papa?“ Mutig von ihr, einem wütenden Tier auch noch eine Breitseite zu
verpassen. Andererseits: Was haben sie schon zu verlieren? Obwohl die vier
Freunde und Johann im Moment Nachhilfe in Geschichte bekommen, sind sie auf der
Liste der Todeskandidaten immer noch an erster Stelle. Da kommt es auf ein
bisschen Dreistigkeit auch nicht mehr an. Wie viel schlimmer kann es denn noch
werden?
    Janus gibt sich alle Mühe, seinen hochroten Kopf
unter Kontrolle zu halten. Dennoch zuckt er heftig, als er antwortet:
„Natürlich habe ich es besser gewusst! Die Zeiten haben sich geändert! Die Welt
ist kleiner geworden. Die globale Vernetzung hat strenge Einschränkungen notwendig
gemacht, ohne die alles aufgeflogen wäre! Ich hab dafür sogar das Unternehmen
vom Markt nehmen müssen und führe es seither im Untergrund weiter! Vorher hat
es vielleicht keinen interessiert. Weil kaum jemand etwas mitbekommen hat. Aber
mit dem Internet und all den anderen technischen Möglichkeiten hat plötzlich
jeder ins Wohnzimmer des anderen schauen können. Meinen Sie wirklich, dass die
Menschheit es verkraften würde, dass untote Wesen existieren, die noch dazu für
ihren Wohlstand verantwortlich …?“ - „Und wer genau soll das sein?“,
unterbricht Anna die zornige Rede. „Ich meine, wer lässt sich heute schon gerne
freiwillig in so ein Monster verwandeln?“
    Langsam reißt Janus die Geduld. Wieso lässt ihn heute
eigentlich keiner ausreden? Die fünf Gefangenen könnten längst tot sein und er
endlich schlafen gehen, wenn er nicht dauernd unterbrochen würde.
    „Meinen Informationen zufolge haben Sie vorhin im
Käfig Ihren Vater getroffen. Was meinen Sie, warum er da gewesen ist? Strengen
Sie mal ein bisschen Ihr Köpfchen an: Papa. Seit mehr als zehn Jahren kaum
zuhause. Ein vollkommen anderer Mensch. Dafür aber der erfolgreichste Banker
des Landes. Und gierig auf Frischfleisch. Na, klingelt´s?“
    Es klingelt.
Lautstark und schrill. Anna will es nur einfach nicht hören. Sie schluckt noch
an dem Brocken, dass ihr Vater ein menschenfressendes Monster ist. Dass er das
seit über einem Jahrzehnt sein soll, passt im Augenblick nicht in Annas
geistigen Verdauungstrakt. Sie hat ihn doch gesehen. Nicht oft. Aber wenn, dann
hat er doch immer … Ja, was eigentlich? Gearbeitet. Geschwiegen. Gestarrt.
Johann hat den Rest erledigt. Immer. Anna schluckt betreten. Nach und nach
tauchen all die Ungereimtheiten, die sie in den vergangenen zehn Jahren mangels
schlüssiger Erklärung ganz tief in ihrem Unterbewusstsein vergraben hat, wieder
auf und beginnen sich zu einem Bild zusammenzufügen.
    Janus scheint eingeschlafen zu sein. Sein Kopf liegt
auf seiner Schulter und ein dünner Speichelfaden zieht sich aus seinem
Mundwinkel bis zum Kinn. Seine Augenlider zucken unruhig, als hätte er einen
äußerst lebhaften Traum. Verwirrt sehen die AFFEn einander an. Was tut man in
so einem Fall? Gehen wäre unhöflich. Schließlich hat man sie nicht noch
entlassen. Also richten sie ihre Waffen weiterhin auf die Gefangenen und
blicken finster, als wäre nichts geschehen. Katja schätzt die Lage ab, muss
sich jedoch eingestehen, dass die Sterne günstig, aber nicht optimal stehen.
Der Hirte pennt, aber die Hunde sind wachsam. Umgekehrt wäre es einfacher. Ein
seltsames Geräusch lenkt ihre Aufmerksamkeit wieder zum Schreibtisch. Es klingt
wie ein lang gezogener Furz. Einer von denen, die etwa eine halbe Minute später
ganz fies stinken. Aber es ist nur Janus, der in seinem Ledersessel nach unten
gerutscht ist. Er murmelt: „Schmid. Sie machen weiter. Ich höre.“
    Johann sieht sich um. Die AFFEn zielen
unerschütterlich mit ihren Pistolen auf die fünf. Ihre Mienen lassen keinen
Zweifel daran, dass sie das so lange tun werden, bis sie anderslautende
Anweisungen erhalten. Oder der Dienst vorüber ist. Verdammte i-Tüpfel-Reiter.
    „Anna, es tut mir unendlich leid“, sagt Johann,
nachdem der Kommandant ihn wortlos, aber unmissverständlich daran erinnert hat,
dass er nun an der Reihe ist. „Anfangs ist es nur eine Arbeit wie jede andere
gewesen. Naja, nicht wie jede andere. Einen Kalten – Entschuldigung –
Außerordentlichen zu betreuen, ist natürlich nicht alltäglich. Aber es hat
spannend geklungen. Und die Bezahlung ist sagenhaft. Leute wie ich haben es oft
nicht einfach im Leben. Und dann bietet sich plötzlich die Möglichkeit, für jemanden
zu arbeiten, der keine Fragen
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