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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte
Autoren: Robin Cook
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unerwünscht. Der klassische Herrenabend. Und in seinem Fall ist es sogar irgendeine irische Tradition, mit Raufereien und allem.«
    »Klingt ja widerlich«, sagte Dorothy.
    »Nach vier Jahren Harvard, einem Jahr Molekularbiologie am MIT und jetzt drei Jahren an der medizinischen Fakultät sollte man meinen, er sei dem entwachsen. Aber offenbar sind ihm diese freitagabendlichen Eskapaden wichtiger denn je.«
    »Das würde ich nicht aushalten«, sagte Dorothy. »Ich habe immer gedacht, der Golftick meines Mannes wäre schlimm, aber im Vergleich zu dem, was du mir erzählst, ist das ja gar nichts. Sind irgendwelche Frauen im Spiel?«
    »Manchmal fahren sie rauf nach Revere in ein Striplokal. Aber meistens sind es nur Sean und die Jungs, sie trinken Bier, erzählen sich Witze und schauen sich auf einem Großbildschirm Sportübertragungen im Fernsehen an. Zumindest erzählt er es so. Ich war natürlich nie dabei.«
    »Vielleicht solltest du dich fragen, warum du mit diesem Mann zusammen bist«, meinte Dorothy.
    »Das habe ich schon«, erwiderte Janet. »Besonders in letzter Zeit, und vor allem, seit wir so selten miteinander reden. Er hat ja nicht nur sein Pensum aus dem Studium am Hals, er hat auch noch seine Forschungsarbeit. Er nimmt an einem medizinisch-philosophischen Doktorandenprogramm in Harvard teil.«
    »Er muß ja ziemlich intelligent sein«, vermutete Dorothy.
    »Das ist seine einzige wirklich sympathische Eigenschaft«, sagte Janet. »Das und sein Körper.«
    Dorothy lachte. »Zumindest gibt es ein paar Dinge, die dein Leiden rechtfertigen. Aber ich würde meinem Mann diesen pubertären Freitagabend-Quatsch bestimmt nicht durchgehen lassen. Ich würde verdammt noch mal direkt dort aufkreuzen und ihn vor seinen Kumpels bis auf die Knochen blamieren. Männer werden immer große Jungen bleiben, aber was zuviel ist, ist zuviel.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das könnte«, sagte Janet. Aber während sie an ihrem Kaffee nippte, hing sie dem Gedanken kurz nach. Ihr Problem war, daß sie ihr ganzes Leben lang passiv gewesen war. Sie hatte die Dinge geschehen lassen und dann entsprechend reagiert. Vielleicht war sie so überhaupt erst in den Schlamassel hineingeraten. Vielleicht sollte sie sich zu einem entschiedeneren Auftreten durchringen.
     
    »Verdammt noch mal, Marcie!« brüllte Louis Martin. »Wo, zum Teufel, sind die Unterlagen über die Berechnungen? Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie sie auf meinen Schreibtisch legen sollen.« Er schlug ärgerlich mit der Hand auf eine ledergebundene Kladde. Diverse Papiere wurden aufgewirbelt und segelten durch die Luft. Seit er heute morgen um halb fünf mit einem dumpfen Kopfschmerz aufgewacht war, war er gereizt. Als er im Bad nach Aspirin gesucht hatte, hatte er sich ins Waschbecken übergeben müssen. Der Zwischenfall hatte ihn schockiert. Der Brechreiz war ohne jede Vorwarnung oder Ekelgefühl aufgetreten.
    Marcie Delgado eilte ins Büro ihres Chefs. Er hatte sie schon den ganzen Tag angebrüllt und kritisiert. Zaghaft beugte sie sich über den Schreibtisch und schob ihm einen von einer Metallklammer zusammengehaltenen Stapel Papier direkt unter die Nase. Auf dem Deckblatt stand in großen Blockbuchstaben: BERECHNUNGEN FÜR DIE AUFSICHTSRATSSITZUNG AM 26. FEBRUAR.
    Ohne sie weiter zu beachten, geschweige denn sich zu entschuldigen, schnappte sich Louis die Unterlagen und stürmte aus dem Büro. Doch er kam nicht weit. Nach ein paar Schritten konnte er sich nicht mehr erinnern, wohin er gehen wollte. Als ihm schließlich einfiel, daß er unterwegs zum Konferenzraum war, wußte er nicht mehr, welche Tür es war.
    »Guten Tag, Louis«, sagte einer der Direktoren und öffnete eine Tür zu seiner Rechten.
    Louis betrat den Raum mit einem Gefühl von Orientierungslosigkeit. Er riskierte einen verstohlenen Blick auf die Menschen, die um den langen Konferenztisch versammelt saßen. Zu seinem Entsetzen erkannte er nicht ein einziges Gesicht. Er senkte den Blick und starrte auf den Packen Papier, den er bei sich trug, bevor ihm die Blätter entglitten. Seine Hände zitterten.
    Louis Martin stand einen weiteren Moment lang einfach da, während die Stimmen im Raum erstarben. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, seine Gesichtsfarbe war zu einem gespenstisch fahlen Grau verblaßt. Dann verdrehte Louis die Augen nach innen, und sein Rückgrat wölbte sich. Er stürzte nach hinten, sein Kopf schlug dumpf auf dem Teppich auf. Gleichzeitig mit dem Aufprall begann Louis am ganzen
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