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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte
Autoren: Robin Cook
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zumal in Zeiten drastisch gekürzter Verteidigungsetats, kein leichter Job.
    Howards Kopf steckte noch immer in dem schraubstockartigen Apparat für die Tomographieanlage, so daß er den technischen Assistenten erst bemerkte, als der ihn ansprach: »Alles in Ordnung?« fragte er, während er begann, Howards Kopf zu befreien.
    »Alles in Ordnung«, brachte Howard hervor. Das war eine Lüge. Sein Herz pochte laut vor Angst. Er fürchtete sich vor dem Untersuchungsergebnis. Hinter einer Glaswand konnte er eine Gruppe von Menschen in weißen Kitteln erkennen, die den Tomographie-Bildschirm studierten. Einer von ihnen war sein Arzt, Tom Folger. Sie zeigten auf etwas, gestikulierten und, was noch beunruhigender war, schüttelten den Kopf.
    Der Ärger hatte am Vortag begonnen. Howard war mit Kopfschmerzen aufgewacht, was selten vorkam, wenn er sich nicht am Abend zuvor »einen hinter die Binde gegossen hatte«, was nicht der Fall war. Er hatte vielmehr seit Silvester nichts mehr getrunken. Nachdem er ein Aspirin genommen und gefrühstückt hatte, hatte der Schmerz nachgelassen. Aber am späteren Vormittag hatte er sich mitten in einer Aufsichtsratssitzung und ohne jede Vorwarnung erbrochen. Es war so heftig und unerwartet gekommen, ohne vorheriges Ekelgefühl, daß er sich nicht einmal hatte umdrehen können. Zu seinem unaussprechlichen Entsetzen hatte er sein unverdautes Frühstück auf den Konferenztisch gespuckt.
    Nachdem sein Kopf jetzt befreit war, versuchte Howard, sich aufzusetzen, worauf die Kopfschmerzen sofort wieder mit unverminderter Stärke einsetzten. Er sank auf den Tomographie-Tisch zurück und schloß die Augen, bis sein Arzt ihn sanft an der Schulter faßte. Tom war seit mehr als zwanzig Jahren der Internist der Familie, und sie kannten einander gut. Was Howard in Toms Gesicht sah, gefiel ihm nicht.
    »Es ist schlimm, oder nicht?« fragte Howard.
    »Ich bin immer ehrlich zu dir gewesen, Howard…«
    »Dann sei es jetzt auch«, flüsterte Howard. Er wollte nicht hören, was Tom ihm zu sagen hatte, aber er mußte.
    »Es sieht nicht gut aus«, räumte Tom ein. Seine Hand lag noch immer auf Howards Schulter. »Es handelt sich um mehrere Tumore. Drei, um genau zu sein. So viele können wir zumindest erkennen.«
    »Oh, Gott«, stöhnte Howard. »Es ist unheilbar, nicht wahr?«
    »Es ist noch viel zu früh, das zu sagen«, meinte Tom.
    »Zum Teufel, das ist es nicht«, fuhr Howard ihn an. »Du hast eben gesagt, daß du immer offen zu mir warst. Ich habe dir eine einfache Frage gestellt. Ich habe ein Recht, es zu erfahren.«
    »Wenn du mich zu einer Antwort zwingst, müßte ich sagen, ja, es könnte unheilbar sein. Aber das wissen wir noch nicht mit Gewißheit. Fürs erste haben wir viel zu tun. Zunächst einmal müssen wir herausfinden, wo der Ursprung sitzt. Wenn gleichzeitig mehrere Gehirntumore auftreten, handelt es sich meistens um Metastasen eines Primärtumors an anderer Stelle.«
    »Dann laß uns anfangen«, sagte Howard. »Wenn es eine Möglichkeit gibt, will ich dieses Ding besiegen.«
     
    4. Januar, 13.25 Uhr
     
    Als Louis Martin im Aufwachzimmer die Augen aufschlug, hatte er das Gefühl, als habe jemand seinen Hals mit einer Acetylenfackel versengt. Er hatte auch schon früher Halsschmerzen gehabt, aber das war gar nichts im Vergleich zu dem Brennen, das er verspürt hatte, als er versuchte zu schlucken. Zu allem Überfluß war sein Mund auch noch ausgetrocknet wie die Sahara.
    Die Krankenschwester, die scheinbar aus dem Nichts neben seinem Bett aufgetaucht war, hatte ihm erklärt, daß seine Beschwerden Nachwirkungen des Beatmungsschlauchs waren, den der Anästhesist ihm vor der Operation eingeführt hatte. Sie hatte ihm ein feuchtes Tuch zum Saugen gegeben, und die Schmerzen hatten nachgelassen.
    Nachdem man ihn in sein Zimmer zurückgerollt hatte, war ein neuer Schmerz aufgetreten, dessen Ursprung irgendwo zwischen seinen Beinen lokalisiert war und bis ins Kreuz ausstrahlte. Louis kannte die Ursache dieser Beschwerden. Es war die Wunde, die der Eingriff an seiner vergrößerten Prostata hinterlassen hatte. Wegen des verdammten Dings hatte er vier- oder fünfmal pro Nacht aufstehen und urinieren müssen. Der Eingriff war am Tag nach Neujahr vorgenommen worden, weil das traditionell eine ruhige Zeit für den Computerkonzern war, den er im Norden von Boston leitete.
    Als er glaubte, den Schmerz nicht mehr aushalten zu können, verabreichte ihm die Schwester durch die Kanüle, die noch immer an seiner
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