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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte
Autoren: Robin Cook
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Großhirn, sondern im Kleinhirn auftraten.
    »Ich weiß, daß man statistisch von einer Lungen-, Dickdarm- oder Prostata-Metastase ausgehen muß«, sagte George. »Aber wie stehen die Chancen, daß wir es mit einem Tumor wie dem von Helen Cabot zu tun haben? Mit anderen Worten, mit einem multifokalen, primären Gehirntumor, zum Beispiel einem Medulloblastom.«
    Harry schüttelte den Kopf. »Denk dran, daß man bei Hufgetrappel immer zuerst an Pferde, nicht an Zebras denken sollte. Helen Cabots Fall ist einzigartig, obwohl es in jüngster Zeit Berichte über ähnliche Fälle gegeben hat. Trotzdem bin ich bereit, mit jedem zu wetten, daß wir es hier mit metastatischen Wucherungen zu tun haben.«
    »Wo soll er liegen?« fragte George.
    Harry zuckte die Schultern. »Wenn er in die Neurologie kommt, müssen wir für die Metastasensuche einen Internisten hinzuziehen. Wenn er auf die Innere kommt, brauchen wir neurologische Zusatzdiagnosen.«
    »Wir haben die Cabot genommen«, meinte George, »warum nehmt ihr dann nicht ihn? Ihr habt sowieso einen besseren Draht zur Neurochirurgie.«
    »Von mir aus«, sagte Harry.
    Sean stöhnte innerlich. Die ganze Arbeit, die er sich mit der Krankengeschichte und der Untersuchung gemacht hatte, war umsonst. Da der Patient in die Neurologie eingewiesen wurde, würde der Medizinstudent, der sein Praktikum dort absolvierte, die Lorbeeren ernten. Doch es bedeutete zumindest, daß Sean jetzt frei hatte.
    Er machte George ein Zeichen, daß sie sich später bei der Visite noch sehen würden, und schlich leise aus dem Kontrollraum. Obwohl er mit seinen Abschlußberichten im Rückstand war, nahm er sich die Zeit für einen Besuch. Nachdem er vorhin ständig an Helen Cabot gedacht und von ihr gesprochen hatte, wollte er sie jetzt kurz sehen. Er verließ den Fahrstuhl im siebten Stock, ging direkt zum Zimmer 708 und klopfte an die halb geöffnete Tür.
    Trotz ihres kahlrasierten Schädels und einer Reihe von blauen Markierungen auf ihrer Kopfhaut schaffte es Helen Cabot immer noch, attraktiv auszusehen. Sie hatte feine Gesichtszüge, die ihre hellgrünen Augen betonten. Ihre Haut war von durchscheinender Zartheit wie die eines Fotomodells. Doch sie war blaß und unverkennbar krank. Trotzdem hellte sich ihre Miene auf, als sie Sean sah.
    »Mein Lieblingsdoktor«, sagte sie.
    »Angehender Doktor«, verbesserte Sean sie. Im Gegensatz zu vielen Medizinstudenten machte es ihm keine Freude, sich als Arzt auszugeben. Seit er die High School abgeschlossen hatte, war er sich stets wie ein Schwindler vorgekommen, ein Hochstapler, der zuerst die Rolle eines Harvardstudenten, dann die eines MIT-Stipendiaten gespielt hatte und der jetzt einen Doktoranden der medizinischen Fakultät von Harvard mimte.
    »Haben Sie die gute Nachricht schon gehört?« fragte Helen. Sie richtete sich, obwohl von zahlreichen Anfällen geschwächt, im Bett auf.
    »Erzählen Sie«, sagte Sean.
    »Die Forbes-Krebsklinik hat mich als Patientin angenommen«, sagte Helen.
    »Das ist ja toll!« sagte Sean. »Jetzt kann ich Ihnen auch erzählen, daß ich ebenfalls dorthin gehen werde. Ich hatte Angst, es zu erwähnen, solange ich nicht wußte, ob es bei Ihnen auch klappen würde.«
    »Was für ein wunderbarer Zufall!« sagte Helen. »Dann habe ich dort schon einen Freund. Sie wissen vermutlich, daß sie mit meinem speziellen Tumor eine Remissionsrate von hundert Prozent haben.«
    »Ich weiß«, sagte Sean. »Die dort erzielten Ergebnisse sind unglaublich. Aber es ist kein Zufall, daß wir beide dorthin gehen. Ihr Fall hat mich erst auf die Forbes-Klinik aufmerksam gemacht. Ich habe Ihnen ja erzählt, daß es bei meinem Forschungsprojekt auch um die molekulare Grundlage von Krebs geht. Eine Klinik, in der man bei der Behandlung einer bestimmten Krebsart eine hundertprozentige Erfolgsquote vorweisen kann, ist für mich außerordentlich interessant. Eigentlich erstaunlich, daß ich in der medizinischen Fachliteratur vorher nichts darüber gelesen hatte. Egal, ich möchte jedenfalls in dieser Klinik arbeiten und herausfinden, was sie dort im einzelnen tun.«
    »Ihre Behandlungsmethode befindet sich nach wie vor in einem experimentellen Stadium«, sagte Helen. »Darauf hat mein Vater mich ausdrücklich hingewiesen. Vermutlich haben sie ihre Ergebnisse bisher nicht publiziert, weil sie sich ihrer Erfolge erst absolut sicher sein wollen. Aber ob veröffentlicht oder nicht, ich kann es kaum erwarten, dorthin zu kommen und mit der Behandlung
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