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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte
Autoren: Robin Cook
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anzufangen. Es ist der erste hoffnungsvolle Tag, seit dieser Alptraum begonnen hat.«
    »Wann fliegen Sie?« fragte Sean.
    »Irgendwann nächste Woche«, sagte Helen. »Und Sie?«
    »Ich will Sonntag bei Anbruch der Dämmerung mit dem Wagen aufbrechen. Dienstag morgen sollte ich dort sein. Ich warte dann auf Sie.«
    Sean streckte seine Hand aus und drückte Helens Schulter.
    Helen lächelte und legte ihre Hand auf seine.
     
    Nachdem sie ihren Bericht fertiggestellt hatte, kehrte Janet auf der Suche nach Sean noch einmal in den siebten Stock zurück. Wieder sagten die Schwestern, daß er noch vor wenigen Augenblicken dort gewesen, aber offenbar wieder verschwunden sei. Sie schlugen vor, ihn ausrufen zu lassen, aber Janet wollte ihn unvorbereitet erwischen. Da es jetzt kurz nach vier war, dachte sie, daß sie ihn wohl am ehesten in Dr. Clifford Walshs Labor antreffen würde. Dr. Walsh war Seans Doktorvater.
    Um dorthin zu gelangen, mußte Janet das Krankenhaus verlassen, durch den kalten Winterwind ein Stück die Longfellow Avenue hinunterlaufen, den Innenhof der medizinischen Fakultät überqueren und in den dritten Stock gehen. Schon bevor sie die Tür zum Labor öffnete, wußte sie, daß sie richtig geraten hatte. Sie erkannte Seans Gestalt durch die Milchglasscheibe. Vor allem seine Art, sich zu bewegen, kam ihr unendlich vertraut vor. Für einen Mann mit einem derart stämmigen und muskulösen Körperbau war er überraschend graziös. Ohne eine überflüssige Bewegung erledigte er seine Aufgaben rasch und effizient.
    Nachdem Janet den Raum betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatte, zögerte sie. Einen Moment lang genoß sie es, Sean zu beobachten. Außer Sean arbeiteten noch drei weitere Personen konzentriert und schweigend vor sich hin. Nur aus einem Radio plätscherte leise klassische Musik.
    Es war ein recht altmodisches, vollgestopftes Labor. Die Experimentiertische hatten Specksteinplatten. Das Neueste an Ausrüstung waren die Computer und eine Reihe Analysiergeräte von der Größe eines Schreibtischs. Zwar hatte Sean ihr die These seiner Doktorarbeit schon öfter erläutert, doch Janet war sich nach wie vor nicht sicher, daß sie es hundertprozentig verstanden hatte. Er suchte nach spezialisierten Genen namens Onkogenen, die über die Fähigkeit verfügten, Zellen in Krebszellen zu verwandeln. Sean hatte erklärt, daß Onkogene offenbar aus normalen »Regulator-Genen« entstanden, die von bestimmten Virusarten, den sogenannten Retroviren, eingefangen wurden, um die Virusreduplikation in zukünftigen Wirtszellen in Gang zu setzen.
    Bei seinen Ausführungen hatte Janet in angemessenen Abständen genickt, sich jedoch stets dabei ertappt, mehr von Seans Enthusiasmus als von dem eigentlichen Thema fasziniert zu sein. Ihr war klar, daß sie sich ein paar Grundkenntnisse im Bereich der Molekulargenetik anlesen mußte, wenn sie Seans ganz spezielles Forschungsgebiet verstehen wollte. Er neigte dazu, ihr mehr Wissen zu unterstellen, als sie tatsächlich hatte, und das in einem Fachgebiet, das sich mit schwindelerregendem Tempo weiterentwickelte.
    Nachdem Janet ihn eine Weile so von der Tür aus beobachtet und das V bewundert hatte, das seine breiten Schultern und seine schmalen Hüften bildeten, fragte sie sich mit einem Mal, was er da eigentlich machte. Er bereitete keines der Analysiergeräte für einen Einsatz vor, wie er es bei ihren häufigen Besuchen in den letzten beiden Monaten immer getan hatte. Statt dessen schien er diverse Objekte wegzuräumen und sauberzumachen.
    Nachdem sie in der Hoffnung, er würde sie bemerken, etliche Minuten zugesehen hatte, trat Janet schließlich vor und stellte sich neben ihn. Mit ihren ein Meter achtundsechzig war sie relativ groß, und da Sean nur ein Meter fünfundsiebzig maß, waren ihre Augen etwa in einer Höhe, vor allem, wenn Janet Absätze trug.
    »Darf ich fragen, was du tust?« sagte Janet plötzlich.
    Sean fuhr zusammen. Er hatte so konzentriert gearbeitet, daß er ihre Anwesenheit gar nicht bemerkt hatte.
    »Ich mache nur ein wenig sauber«, sagte er schuldbewußt.
    Janet beugte sich vor und sah in seine unglaublich blauen Augen. Einen Moment lang hielt er ihrem Blick stand, bevor er die Augen abwandte.
    »Du machst sauber?« fragte Janet. Sie ließ ihren Blick über die makellosen Experimentiertische schweifen. »Das ist eine echte Überraschung.« Janet sah ihn wieder direkt an. »Was geht hier vor? So sauber ist deine Arbeitsfläche noch nie gewesen.
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