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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte
Autoren: Robin Cook
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Sean.
    »Wirklich«, erwiderte George. »Hast du schon mal ein Papillenödem gesehen?«
    Sean schüttelte den Kopf.
    »Schnapp dir ein Ophthalmoskop und sieh dir die Nervenenden in seinen beiden Augen an. Sie sehen aus wie Miniaturberge. Das heißt, der intrakranielle Druck ist erhöht.« George schob Sean das Klemmbrett mit den Patientenunterlagen über den Tresen.
    »Was hat er denn?« fragte Sean.
    »Ich würde auf einen Hirntumor tippen«, sagte George. »Er hatte einen Anfall bei der Arbeit.«
    In diesem Moment meldete sich am Telefon jemand aus der Radiologie, und George arrangierte eine Notfall-Computertomographie.
    Sean nahm das Ophthalmoskop und betrat die Kabine, in der Mr. Martin saß. Er war noch längst kein Experte im Umgang mit einem Augenspiegel, aber dank seiner Hartnäckigkeit und Louis’ Geduld gelang es ihm, ein paar flüchtige Blicke auf die hügelartigen Nervenenden zu werfen.
    Die Erstellung einer Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung waren selbst unter günstigen Umständen eine mühsame Angelegenheit, und die Durchführung in den Räumen der Notaufnahme und dann oben in der Radiologie, während sie auf die Computertomographie warteten, machte alles noch komplizierter. Sean bestand darauf, so viele Fragen wie möglich zu stellen, vor allem über den aktuellen Krankheitsverlauf. Er erfuhr, was bisher niemand erfahren hatte, daß nämlich Louis Martin etwa eine Woche nach seiner Prostataoperation Anfang Januar begonnen hatte, periodisch unter Kopfschmerzen, Fieber, Ekelgefühl und Brechreiz zu leiden. Auf diese Information war Sean gerade gestoßen, als die Computertomographie begann und der Röntgenassistent Sean aufforderte, den Aufnahmeraum zu verlassen und sich in den Kontrollraum zu begeben.
    Neben dem technischen Assistenten, der den Scanner bediente, hielten sich noch eine Reihe weiterer Personen im Kontrollraum auf, unter ihnen Dr. Clarence Handlin, Louis Martins Internist, George Carver, der Aufnahmearzt, und Harry O’Brian, der Klinikneurologe im Bereitschaftsdienst. Sie alle standen um den Bildschirm und warteten darauf, daß die ersten »Schnitte« erschienen.
    Sean zog George beiseite und erzählte ihm von Louis’ Kopfschmerzen, Fieber und Ekelgefühl.
    »Gut recherchiert«, sagte George und rieb sich nachdenklich das Kinn. Er versuchte offensichtlich, eine Verbindung zwischen diesen früher aufgetretenen Symptomen und dem akuten Problem herzustellen. »Das Fieber ist merkwürdig«, sagte er. »Hat er gesagt, wie hoch es war?«
    »Mäßig hoch«, sagte Sean. »Zwischen 38,9 und 39,5. Er meinte, es sei wie bei einer Erkältung oder einer leichten Grippe gewesen. Was immer es war, es ist völlig abgeklungen.«
    »Möglicherweise besteht ein Zusammenhang«, sagte George. »Wie auch immer, der Typ ist auf jeden Fall echt krank. Die orientierende Computertomographie hat zwei Tumore gezeigt. Erinnerst du dich an Helen Cabot?«
    »Wie könnte ich sie vergessen?« sagte Sean. »Sie ist schließlich nach wie vor meine Patientin.«
    »Der Tumor dieses Mannes sieht ihrem sehr ähnlich«, sagte George.
    Die Ärzte um den Bildschirm begannen aufgeregt durcheinanderzureden. Die ersten Schnitte erschienen. Sean und George stellten sich hinter die anderen und blickten über ihre Schultern.
    »Da sind sie wieder«, sagte Harry und wies mit der Spitze seines Reflexhammers auf den Bildschirm. »Es handelt sich garantiert um Tumore. Es besteht nicht der geringste Zweifel. Und hier ist ein weiterer kleiner.«
    Sean bemühte sich, etwas zu erkennen.
    »Höchstwahrscheinlich Metastasen«, sagte Harry. »Solche multiplen Tumore gehen meist von einem Primärtumor an anderer Stelle aus. Waren die Wucherungen in seiner Prostata gutartig?«
    »Völlig«, sagte Dr. Handlin. »Er war sein ganzes Leben lang bei bester Gesundheit.«
    »Raucher?« fragte Harry.
    »Nein«, sagte Sean. Die Männer vor ihm machten Platz, damit er einen besseren Blick auf den Bildschirm hatte.
    »Wir müssen ihn gründlich auf Metastasen untersuchen«, sagte Harry.
    Sean beugte sich näher zum Bildschirm. Die Bereiche geringerer Dichte waren selbst für sein unerfahrenes Auge deutlich zu erkennen. Was seine Aufmerksamkeit jedoch wirklich fesselte, war die verblüffende Ähnlichkeit mit Helen Cabots Tumoren, genau wie George gesagt hatte. Und genau wie bei ihr befanden sich alle Wucherungen im Großhirn. Das war bei Helen Cabot ein Punkt von besonderem Interesse gewesen, weil Medulloblastome normalerweise nicht im
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