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Die drei Ausrufezeichen 45 - Tatort Geisterhaus

Die drei Ausrufezeichen 45 - Tatort Geisterhaus

Titel: Die drei Ausrufezeichen 45 - Tatort Geisterhaus
Autoren: Maja von Vogel
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S onntagsausflug nach Billershausen
    »Wer zuerst an der alten Eiche ist!«
    Michi schoss auf seinem Fahrrad an Kim vorbei. Seine dunkelbraunen Haare flatterten im Wind.
    »Na warte, dich krieg ich!« Kim beugte sich vor und trat in die Pedalen. Die Bäume am Wegesrand sausten vorüber, während sie immer schneller den Hügel hinabrollte. Irgendwo weiter vorne ertönte Michis siegessicheres Lachen. Aber wenn er dachte, sie würde sich kampflos geschlagen geben, hatte er sich geirrt. Kim schaltete einen Gang hoch und steigerte das Tempo, bis ihr der Fahrtwind Tränen in die Augen trieb. Langsam, aber sicher verringerte sich der Abstand zwischen ihr und Michi, bis sie gleichauf waren.
    »Hilfe, Angriff von hinten!«, rief Michi in gespielter Angst.
    Kim warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. Ein Fehler, denn das Funkeln seiner blaugrünen Augen brachte sie wie immer völlig aus dem Konzept. Sie vergaß einen Moment zu treten und Michi zog jubelnd an ihr vorbei.
    »Gewonnen!« Mit einer knappen Länge Vorsprung erreichte er die alte Eiche, ließ das Fahrrad ausrollen und hielt an.
    »Aber nur, weil du geschummelt hast.« Kims Atem ging stoßweise, als sie neben Michi bremste. Sie stieg ab, lehnte ihr Rad gegen einen Baum und warf sich keuchend ins Gras am Wegesrand.
    »Ich? Niemals!« Michi ließ sich neben ihr nieder und küsste ihr die Schweißtropfen von der Stirn.
    »Doch!«, protestierte Kim schwach. »Du hast mich abgelenkt und dann …« Weiter kam sie nicht, denn Michis Lippen hatten ihren Mund erreicht und sie versanken in einem langen Kuss. Kim vergaß alles um sich herum. Sie hätte Michi ewig weiterküssen können, aber das schrille Läuten zweier Fahrradklingeln riss sie unsanft von ihrer rosaroten Wolke.
    Marie und Franzi rollten auf ihren Rädern den Hügel hinab und kamen breit grinsend neben Kim und Michi zum Stehen.
    »Sieh dir unsere zwei Turteltauben an, sind sie nicht süüüß?«, flötete Marie.
    Franzi nickte. »Herzallerliebst! Und ich habe Kim noch nie so schnell radeln sehen – ab heute nenne ich dich nur noch ›roter Blitz‹!«
    Kim strich ihre rote Kapuzenjacke glatt. »Liebe verleiht eben Flügel«, stellte sie fest und kuschelte sich an Michi. Die spöttischen Kommentare ihrer Freundinnen prallten einfach an ihr ab. Sie war viel zu glücklich, um sich zu ärgern. Genießerisch hielt sie ihr Gesicht in die Sonne, während eine leichte Brise mit ihren kurzen braunen Haaren spielte. »Ist das nicht ein herrlicher Tag für einen Ausflug?«
    Michi nickte. »Wer hätte gedacht, dass es Ende September noch mal so warm wird?« Er legte den Arm um Kim und drückte sie an sich.
    Franzi sah auf die Uhr. »Ich will ja nicht drängeln, aber wir sollten lieber weiterfahren, sonst wird es zu spät.«
    »Du hast recht.« Michi erhob sich. »Das Licht ist perfekt zum Fotografieren. Es wäre schade, wenn wir es verpassen.« Er streckte Kim die Hand hin und half ihr beim Aufstehen.
    Seufzend ging Kim zu ihrem Fahrrad und stieg auf. Vor lauterVerliebtheit hätte sie fast vergessen, dass ihre sonntägliche Radtour leider kein reiner Vergnügungsausflug war, sondern einen ernsten Hintergrund hatte. Sie war mit Franzi, Marie und Michi unterwegs nach Billershausen, um Fotos von Oma Lottis Haus zu machen. Franzis Oma hatte vor einiger Zeit einen Schlaganfall gehabt, war seitdem pflegebedürftig und lebte bei Franzis Familie. Es ging ihr zwar schon wieder etwas besser, aber es war klar, dass sie nie mehr alleine wohnen konnte. Deshalb hatte sie sich schweren Herzens dazu durchgerungen, ihr geliebtes Haus zu verkaufen.
    »Wirklich nett von dir, Michi, dass du dich bereit erklärt hast, die Fotos für die Immobilienanzeige im Internet zu machen«, sagte Franzi, als sie in gemächlichem Tempo auf dem gewundenen Radweg nach Billershausen weiterradelten.
    »Kein Problem.« Michi lächelte. »So kann ich gleich meine neue Kamera ausprobieren. Mein Vater hat sie mir zum Schnäppchenpreis verkauft, weil es ein Auslaufmodell ist.«
    Herr Millbrandt, Michis Vater, betrieb ein kleines Elektrogeschäft in der Innenstadt, in dem Michi manchmal aushalf, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, für seine Ausbildung zum chemisch-technischen Assistenten zu lernen. Michi interessierte sich für alles, was mit Chemie zu tun hatte, und führte liebend gerne komplizierte Experimente durch. Kim, Franzi und Marie hatten seine Kenntnisse schon oft in Anspruch genommen, wenn sie mit ihrem Detektivclub Die drei !!! mal wieder
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