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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht
Autoren: T Hoag
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und betrogen hatte. Und Rob wusste genau, wie er diese Gefühle ausnutzen konnte.
    Ich habe ihm vertraut. Ich habe ihm alles gegeben. Wie konnte er es wagen, dieses Geschenk zu nehmen und es kaputtzumachen?«
    Sie zitterte. Sie presste die Augenlider zusammen und kämpfte gegen einen inneren Schmerz an, den Parker nicht nachempfinden konnte. Er wartete, dass der Moment vorüberging, mit der stillen Resignation eines Menschen, der wusste, dass nichts Gutes zu erwarten war und er nichts dagegen tun konnte.
    »Und dann war ich eines Tages im Crowne-Gebäude und bin dort in einen Aufzug gestiegen. Ich wollte… Es hatte etwas mit Josephs Versicherung zu tun. Und da war Tricia«, sagte sie. »Wir fuhren bis ins oberste Stockwerk, nur wir beide. Und sie stand da und sah mich mit diesem hinterhältigen, bösen, überlegenen Ausdruck auf dem Gesicht an.«
    »Sie wusste es?«
    »Aber ja«, sagte sie und ließ ein bitteres Lachen hören. »Sie wusste es. Sie wusste alles. Sie wusste Dinge, die sie eigentlich gar nicht wissen konnte, wenn sie nicht dabei gewesen war, als sie passierten.«
    Parker überlief es eiskalt, als ihm die Bedeutung ihrer Worte aufging.
    Ein schmerzliches Lächeln erschien um Dianes Mund. »Weißt du, ich war nicht nur ein Zeitvertreib für Rob Cole. Ich war ein Zeitvertreib für sie beide.«
    »Mein Gott«, stieß Parker hervor. Sein Magen zog sich zusammen.
    Dicke Tränen rollten wie Perlen über Dianes Wangen. »Und sie sagte mit einer Stimme, die ich an ihr nicht kannte: › Er kommt immer zu mir zurück. ‹ Und sie hatte überhaupt nichts Zerbrechliches an sich.«
    Parker konnte die Szene vor sich sehen. Diane, mit ihrem Stolz, ihrer Selbstbeherrschung, hatte vermutlich so getan, als würde es ihr nichts ausmachen. Während es sie innerlich zerrissen hatte.
    »Ein paar Tage später fand ich ein Päckchen in der Post. Ein Video von mir und Rob im Bett, und er sagt mir all die Dinge, die ich hören will, die ich glauben will. Dann sie, die beiden – Tricia und Rob – , wie sie das Ganze nachspielen, Wort für Wort, und lachen.«
    Das war so grausam, dass Parker übel wurde.
    Diane erhob sich von ihrem Stuhl und begann herumzugehen, die Arme um sich geschlungen, als würde sie in einer Zwangsjacke stecken.
    »In diesem Moment ist etwas in mir zerbrochen. Es war, als wäre irgendeine verborgene, eiternde Wunde aufgegangen und würde mich vergiften«, sagte sie. »Ich fing an zu trinken. Sehr viel. Eines Nachts saß ich in einer Bar und heulte dem Barkeeper etwas vor. Zwei Barhocker weiter saß ein Mann und hörte zu. Er sagte, er könnte mir helfen. Für eine gewisse Summe.«
    »Eddie Davis«, sagte Parker.
    »Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kann ich nicht glauben, dass das alles wirklich geschehen ist. Ich kann nicht glauben, dass ich einen Killer angeheuert habe und dass ich mir einen Plan überlegt habe und dass ich diesen Plan ausgeführt habe. Das alles kommt mir wie ein schlimmer Albtraum vor.
    Ich habe Rob in der Nacht, in der Tricia umgebracht wurde, zum Essen zu mir nach Hause eingeladen. Um über alles zu reden, sagte ich, die Dinge zwischen uns zu klären. Ohne Streit und Vorwürfe. Er hatte doch tatsächlich immer noch geglaubt, wir könnten Freunde sein. Er schlug mir das an dem Tag vor, an dem er mir erklärte, dass er die arme Tricia nicht verlassen könnte, dass sich seine Gefühle für mich geändert hätten, dass es im Bett mit mir wirklich toll gewesen wäre, aber dass alles andere vorbei wäre. Aber wir könnten doch weiterhin Freunde sein.«
    Sie lachte bei der Erinnerung. »Wie kommen Männer dazu zu glauben, dass das geht? Dass sie eine Frau betrügen und anlügen und wie Dreck behandeln können und dass sie sich am Ende trotzdem wie ein guter Kumpel verhält? Das ist verrückt. Krank. Grausam.«
    Parker schwieg. Es gab keine Entschuldigung für das, was Rob Cole getan hatte.
    »Es war so einfach«, sagte sie mit leerem Blick, während sie im Geist das Ganze noch einmal durchlebte. »Er trank zu viel, weil er immer zu viel trinkt. Das ist ein Teil von Robs Dilemma, der Druck, er zu sein, ist so groß, dass er zu Drogen greifen muss, um es auszuhalten. Ich schmuggelte ein paar Tropfen Valium in seinen letzten Drink. Nicht viel. Aber genug, dass er zu dem Zeitpunkt, als er nach Hause kam, völlig weggetreten war. Betrunken zu fahren war ja nichts Neues für ihn. Ich bin sicher, dass er es nicht einmal mitbekommen hat, als das Zeug zu wirken begann. Er dachte vermutlich nur,
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