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1047 - Madame Medusa

1047 - Madame Medusa

Titel: 1047 - Madame Medusa
Autoren: Jason Dark
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Ich mischte mich ein. »Hat der Tote auch einen Namen?«
    Craig räusperte sich und schaute auf die Bügelfalte seiner Uniformhose. »Er heißt Gubi Lokone.«
    »Oh. Das ist nicht gerade ein Allerweltsname.«
    »Stimmt, Mr. Sinclair. Der Mann ist ein Farbiger. Er stammt aus Ghana.«
    »Was tat er hier in London?«
    »Arbeiten. Kein Asylbewerber, wenn Sie das meinen. Er war im diplomatischen Dienst tätig. So etwas wie ein Sekretär.« Craig stöhnte auf. »Das macht die Sache nicht eben leichter.« Er schaute uns traurig an. »Wir haben die Botschaft informiert. Von dort ist auch jemand gekommen, der sich den Toten angeschaut hat. Man versprach uns dann, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen. Die sind dann wohl ausgeführt worden, sonst säßen Sie nicht hier.«
    »Ja, das ist richtig.«
    Edwin Craig hob die Schultern. »Ich kann es nicht fassen, Gentlemen, ich bin wirklich überfragt. Wie ist es möglich, daß ein normaler Mensch, der gestorben ist, versteinert? Können Sie mir darauf eine Antwort geben? Ich kann es nicht. Man kann die Leiche wirklich zerhacken oder sie mit einer Steinsäge zertrennen.«
    Ich lächelte knapp. »In der Tat, das sagte man uns. Nur weiß ich nicht, ob es ernst gemeint war.«
    »Doch. Zumindest kann ein Versuch nicht schaden.« Craig schüttelte den Kopf und schneuzte seine Nase, deren Form leicht gebogen war und schief in seinem Gesicht saß.
    »Ja, natürlich.« Edwin Craig stand auf. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck, als fürchtete er sich vor den nächsten Minuten. »Wir haben ihn in einem Einzelraum untergebracht. Eine kleine Kammer. Wundern Sie sich also nicht.«
    »Das haben wir uns abgewöhnt«, sagte mein Freund.
    Craig ging vor. Seine Haltung war gebückt, als läge alle Last der Welt auf seinen Schultern. Wir verließen das Büro und mußten durch einen kahlen Gang gehen, bis wir vor einer verschlossenen Tür standen.
    »Dahinter liegt die Kammer«, erklärte uns Craig, als er den Schlüssel hervorholte. »Sie finden wirklich nur den einen Toten. Der Vorschlag mit dem Zerhacken oder einem Test ist Realität. Das entsprechende Werkzeug habe ich bereitstellen lassen.«
    »Dann öffnen Sie mal«, sagte Suko.
    Es war schnell passiert. Wir ließen den Mann vorgehen, der erst einmal das Licht einschaltete, als er den Raum betrat, sich mit dem Rücken gegen die Wand stellte, bevor er sich zu uns umdrehte. »Das ist alles, was ich Ihnen zeigen kann, Gentlemen.«
    Viel war es nicht, doch das wenige reichte aus.
    Vor uns lag der Tote. Vom kalten Schein einer Leuchtstofflampe angestrahlt. Man hatte ihn auf kein Gestell gelegt, sondern den nackten Boden benutzt. Um Platz genug zu haben, war ein kleiner Tisch zur Seite geschoben worden.
    Gubi Lokone war nackt!
    Wir erschraken uns nicht, denn wir hatten in unserem Leben einfach schon zu viele Tote zu Gesicht bekommen. Dieser hier sah auf den ersten Blick nicht so aus, als wäre er versteinert. Er lag einfach nur da, und die Arme rechts und links seines Körpers wirkten wie steife Stöcke. Die rechte Hand war zu einer Faust geballt worden, die linke hielt der Mann ausgestreckt. Seine Augen waren nicht geschlossen. Sie standen so weit offen, als wären sie verdreht, und genau das war das einzig Schaurige an ihm, denn wir sahen die weißen Augäpfel leuchten, als hätte jemand in seinem Kopf zusätzlich kleine Lampen angezündet. Er hatte ein rundes Gesicht und dichtes Kraushaar. Der Mund mit den breiten Lippen stand halb offen.
    Rechts neben mir an der Wand lehnte tatsächlich das Werkzeug. Ein Vorschlaghammer und eine Spitzhacke. Ich verkniff mir eine Bemerkung darüber. Wahrscheinlich würden wir die Dinge tatsächlich brauchen.
    Edwin Craig trat zur Seite, damit wir Platz hatten. »Testen Sie nur«, sagte er. »Testen Sie ihn, und Sie werden sehen, daß ich die Wahrheit gesagt habe.«
    »Daran haben wir auch nicht gezweifelt«, erklärte ich, als ich mich bückte.
    Suko tat noch nichts. Er hatte sich neben das Werkzeug gestellt und schaute zunächst nur zu.
    Ich machte den Klopftest, winkelte den rechten Zeigefinger an und ließ ihn noch für wenige Sekunden über dem Brustkorb schweben.
    Dann klopfte ich gegen die Leiche. Ich dachte auch daran, daß der Tote nicht roch, aber das konnte auch daran liegen, daß er kühl aufbewahrt worden war.
    Stein. Hartes Material! Da war nichts mehr von einer Haut zu spüren. Mein Finger federte nicht zurück. Das war tatsächlich ein hartes Material und keine Haut.
    Ich verließ mich nicht auf
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