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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht
Autoren: T Hoag
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dass er ein Glas zu viel getrunken hat.
    Später in dieser Nacht wurde ich zu einem Mordopfer gerufen.«
    »Tricia«, sagte Parker.
    »Davis hatte sie umgebracht, während Rob im Haus war. Er hat es so arrangiert, dass es aussah, als wäre es Rob gewesen.«
    »Und Cole hatte kein Alibi, und er konnte ja nicht gut erzählen, dass er kurz vor dem Mord mit einer abservierten Geliebten zusammen gewesen war. So blöd ist nicht einmal er. Es war ihm klar, dass man dich in den Zeugenstand rufen würde und dass du ihn ans Kreuz nageln würdest.«
    Methodisch, überlegt, klug. Mit diesen Worten hätte er Diane beschrieben, aber niemals in diesem Zusammenhang.
    »Trotzdem, warum musste Tricia sterben?«, fragte Parker. »Warum nicht Rob? Er war derjenige, der dir übel mitgespielt hat, derjenige, der dich benutzt hat.«
    »Weil ein schneller Tod nicht Strafe genug war. Aber ihn ins Gefängnis zu schicken, wo er jeden Morgen aufwachen würde und ein Leben in der Hölle vor sich hätte, wo es ganz sicher kein Vorteil wäre, Rob Cole zu sein, oder ein Freifahrtschein zu tun, was er will, ohne die Konsequenzen tragen zu müssen…«
    Sie hatte Recht. Rob Coles bescheidener Ruhm, sein gutes Aussehen und seine Arroganz hätten ihm an einem Ort wie San Quentin nichts genützt. Er wäre eine Zielscheibe gewesen, und er hätte nicht das Geringste dagegen tun können.
    »Und die Erpressung?«
    »Das fing bald danach an. Ich hatte Geld. Joseph hat mich gut versorgt zurückgelassen. Davis dachte, er hätte einen Bonus verdient, weil er den Auftrag so gut ausgeführt hat. Ich habe gezahlt. Aber dann wollte er mehr. Er schickte mir ein Foto, auf dem zu sehen war, wie ich ihm das Geld gebe. Der Prozess rückte näher. Jeder sagte, Giradello hätte die Verurteilung schon in der Tasche. Davis sagte, er könnte den Prozess platzen lassen.«
    »Indem er sich selbst belastete?«, sagte Parker.
    »Das war ihm egal. Er sagte, er würde sich absetzen, auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Aber das würde ihn nicht daran hindern, die Fotos und die Geschichte an die Öffentlichkeit zu bringen. Ihm gefiel die Vorstellung sogar, die Leute wissen zu lassen, dass er Tricia umgebracht hatte und damit durchgekommen war. Er dachte, er könnte seine Geschichte an ein Filmstudio verkaufen und weiter seinen Machenschaften nachgehen.
    Ich habe ihm Josephs Wagen gegeben. Das war nicht genug.«
    Sie ging zu der dunklen Scheibe und starrte ihr Spiegelbild an.
    »Ich wusste, dass er einen Komplizen hatte«, sagte sie. »Ich wusste nicht, dass es Lenny Lowell war.«
    Und dann gab es da noch ihren Liebhaber, dachte Parker, der in dem Fall ermittelte, die einzelnen Teile zusammensetzte, nach einer Verbindung zwischen zwei Verbrechen suchte, die scheinbar nichts miteinander zu tun hatten. Sein großes Comeback. Er hätte sich übergeben können.
    »Ich habe ihnen für die Negative zweihundertfünfzigtausend Dollar geboten, aber dann ging alles schief, und es wurde immer noch schlimmer.«
    Während sie sprach, sah sie die ganze Zeit ihr Spiegelbild an, als versuche sie, jemanden zu erkennen, an den sie sich nicht richtig erinnern konnte.
    »Ich wollte nur, dass er bezahlt«, sagte sie leise, mit gepresster Stimme. »Ich wollte, dass sie beide für das, was sie mir angetan hatten, bezahlten. Ich wollte, dass Rob bestraft wird. Ich wollte, dass er denselben Schmerz spürt, den ich gespürt habe.«
    Der letzte Rest von Selbstbeherrschung verließ sie, und aus ihren Augen stürzten die Tränen. Ihr Schluchzen kam aus tiefster Seele. Es klang, als würde etwas in ihr sterben.
    Parker drehte sie zu sich herum und hielt sie so sanft, wie man ein Kind hält. Er konnte die Frau, die er kannte, nicht mit dem, was sie getan hatte, in Zusammenhang bringen. Wie sie gesagt hatte, der Mensch, der diese Handlungen begangen hatte, konnte nicht sie gewesen sein. Und doch würde die Frau, die er kannte, dafür bezahlen, und er konnte nichts dagegen tun… außer sie zu halten und für sie da zu sein, wenn ihre Dämonen mit Krallenhänden nach ihr griffen.

53
    Parker verließ das Gebäude und blieb eine Weile in der kühlen Nachtluft stehen. Es war weit nach Mitternacht. Die leeren Straßen glänzten schwarz und feucht vom Nebel. Es war keine Menschenseele zu sehen. Er fragte sich, was passieren würde, wenn er jetzt einfach wegging und nie mehr wiederkam.
    Der Gedanke verschwand so schnell, wie er gekommen war. Es war nicht seine Art, vor irgendetwas zu fliehen. Gott mochte ihm beistehen.
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