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Todessphaere

Todessphaere

Titel: Todessphaere
Autoren: Thomas Rabenstein , Volker Ferkau
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achtzig. »Du bist der Beste der Akademie, deine Leistungen liegen weit über dem Durchschnitt, und man prophezeit dir eine große Zukunft. Dennoch gehst du mit mir, einem einfachen Techniker, auf Erkundungsfahrten, die dich langweilen müssten, glaubt man deinen Professoren.«
    »Dreißig ist kein Alter«, gab Dimitrij zurück und gähnte demonstrativ. »Meine durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei hundertzwanzig. Also habe ich noch eine Menge Zeit.«
    Rachmed sah von den Steuerelementen auf und grinste. »Hochintelligent und stinkfaul, außerdem der Sohn eines vermögenden Frachtunternehmers … da hat man keine Eile, stimmt’s? Dann lieber Wein, Weib und Gesang. Dimitrij, der Russe. In jeder Bar präsent. Schöne Frauen sind sein Hobby. Muskeln wie ein Kampfrobot. Einer, der seinen Professoren die Welt erklärt und Probleme löst, indem er die Augen schließt und ein hochkomplexes Schaltbild dreidimensional wahrnimmt, wo andere Studenten nicht mal die Verknüpfung zu ihrem Hosenstall finden. Weißt du eigentlich, wie viele deiner Kommilitonen dich um diese Fähigkeiten beneiden? Doch statt etwas daraus zu machen, meldest du dich zu dusseligen Einsätzen, die dich weder weiter bringen, noch fordern.«
    »Ich kenne deine Meinung, mein Lieber«, winkte Dimitrij ab.
    »Und sie interessiert dich nicht.« Rachmed zuckte resigniert mit den Achseln. »Als dein bester Freund sage ich dir, dass du einen Fehler begehst, wenn du dein Genie nicht nutzt. Ich halte das für unverantwortlich. Du hast eine Gabe, und die solltest du teilen.«
    »Später«, gab Dimitrij zurück. »Und jetzt lass deine Mütterchensprüche.«
    »Ignoranter Kerl!«
    Die Männer lachten. Sie lachten noch immer, als das Space Craft IV gegen ein Hindernis donnerte, was eigentlich weder sein konnte noch durfte. Dimitrij erkannte den Fehler , bevor der Aufprall kam. Wie immer funktionierte sein verstand mit der Perfektion und Schnelligkeit eines Hochleistungscomputers, jedoch nicht schnell genug, um das Desaster zu verhindern.
    Sie hatten vergessen, den Schutzschild einzuschalten. Nein, nicht sie. Er hatte es vergessen. Es war seine Aufgabe gewesen. Ebenso, wie es seine Aufgabe war, die Koordinaten zu beobachten, da sie manuell steuerten. Er hatte, wie ein betrunkener Autofahrer der Zeit vor dem Großen Verhängnis , der ab urbe web-Ära, das Fahrzeug gegen einen Felsen gesteuert. Er war zu schnell gewesen, zu unbedacht, unkonzentriert und leichtfertig.
    Die Männer hatten keine weitere Möglichkeit, die Situation zu ändern, da die Gedanken schneller waren, als die Mechanik des Space Craft IV Abweichungen hätte umsetzen können. Optionen gab es keine, denn Legierungen aus Titan und Kristallstrukturen verformten sich, Atome ordneten sich in Gittern neu an, führten zu Sprödigkeit des Materials, welches brach, und ultraleichte Stützwände falteten sich zusammen wie Papier. Blitze schossen durch die Kabine, Bilder aus kohärentem Licht brachen in sich zusammen, Interferenzmuster huschten von Wand zu Wand, und das Space Craft IV verwandelte sich innerhalb von Sekunden in einen Haufen Leichtmetall und Kunststoff.
    Als Dimitrij die Augen aufschlug, lag er in einem Sandhaufen, nicht weit weg vom Wrack des Space Craft. Sein Rücken schmerzte, vermutlich hatte er sich das rechte Bein gebrochen, und Blut lief über sein Gesicht. Er schnappte nach Luft und atmete schwer. Die Sonnen über dem Planeten glühten auf ihn und das Schiffswrack herab.
    »Rachmed …«, ächzte er. Er sah seinen Freund nicht. Befand der sich noch im Inneren des Wracks? Blitze züngelten über die Trümmer des Space Craft, elektrostatische Aufladungen, die sich aus Energiequellen nährten, die noch eine Weile intakt waren. »Rachmed …«
    Dimitrijs analytischer Verstand begriff sofort, dass seinem Freund Schlimmeres widerfahren sein musste und stemmte sich hoch. Die Schmerzen in seinem Bein ignorierend, humpelte er vorwärts, wobei ihm sein Training zugutekam. Er war gut in Form, stemmte 300 Pfund mit Leichtigkeit und brachte den senorisch-intelligenten Trainingscomputer regelmäßig in Verlegenheit, wenn er sich überforderte, und dieser ihm mit sanfter Frauenstimme genaue Anweisungen gab, wie er seinen Körper zu schonen hatte. Er kniff die Lippen zusammen und fluchte still in sich hinein.
    Er hatte einen Anfängerfehler begangen, den er nie würde gut machen können. Er hatte das Leben seines Kameraden und sein eigenes aufs Spiel gesetzt, indem er den Auftrag nicht mit der
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