Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todessphaere

Todessphaere

Titel: Todessphaere
Autoren: Thomas Rabenstein , Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
legte, erfasste auch Gordon.
    »Sei nicht traurig«, rang sie sich Worte ab. »Du bist ein guter Mann. Auch wenn du das Blut deines Vaters hast. Auch er lebte zwei Leben. Auch er wollte alles, wollte zu viel, war zu hungrig , was mich von ihm fort trieb.« Sie beruhigte sich und lächelte zahnlos. »Ist es der Hunger nach Leben, der Männer wie ihn und dich umtreibt? Oder sucht ihr etwas, dass Leute wie ich nicht begreifen?«
    »Vielleicht, Mutter«, sagte er. »glauben wir lediglich, dass es mehr geben muss im Leben, dass die Grenzen weit sind, unendlich, und …«
    »Unendlich wie das Weltall, nicht wahr?«
    »Ja, Mutter.«
    »Weil ihr es spüren müsst, nicht wahr? Auch wenn es schmerzt, denn der Schmerz tut euch gut.«
    Gordon schwieg.
    Sie stirbt!
    Wenn es einen Geruch gab, der dem Tod vorauseilte, dann war er in diesem Raum. Nicht er musste sich retten, nein, er musste sie retten. Doch wie sollte er das tun?
    Seine Mutter zuckte , und ein weiterer Blutschwall quoll aus ihrem Mund.
    Nein, Mutter! Bitte sterbe nicht, nicht jetzt, nicht hier in diesem Dreckloch!
    Er sprang auf. Wollte etwas tun, irgendetwas, wollte, wollte …
    Und fand sich in den Straßen der Stadt wieder.
    Der lange Ledermantel hing schwer auf seinen Schultern, während er mit düsteren Gedanken über das feuchte Pflaster schritt.
    Er wusste, was zu tun war und blickte sich um. Wie üblich dauerte es nicht lange, bis er etwas sah, das ihn interessierte, denn die Stadt war in der Nacht und besonders in dieser Gegend, ein Pfuhl.
    Ein Mann belästigte ein Mädchen. War es seine Freundin?
    Gordon war das egal.
    Er näherte sich dem streitenden Paar, und als der Mann dem Mädchen eine scheuerte, war für Gordon alles klar. Er ging zu dem Mann und sagte kalt: »Hau ab, Mädchen!«
    Die Kleine lief davon, die Augen vor Schreck geweitet.
    »Du schlägst Frauen?«, fragte Gordon.
    »Was wollen Sie von mir? Das geht Sie nichts an. Sie ist eine Schlampe.«
    »Auch Schlampen schlägt man nicht«, sagte Gordon, und die Worte knisterten über seine Lippen wie Eiswürfel im Crusher. Mit einer knappen Bewegung schlug er dem Mann in den Magen, ein weiterer Schlag unter das Kinn folgte.
    »Tut weh, nicht wahr? So ist es, geschlagen zu werden.«
    Der Schläger war größer als Gordon, hatte breitere Schultern, und das schien ihm einzufallen, denn er taumelte gegen die Wand, hustete und richtete sich auf.
    »Mistkerl«, ächzte er , und seine Faust schoss vor.
    Gordon duckte sich geschickt unter dem Schlag weg , und eine Dreifachkombination gegen den Oberarm, die Brust und den Hals des Schlägers machte dem Spiel ein Ende.
    Gordon spuckte auf den am Boden Liegenden und drehte sich um, als er weiterging. Der Kerl hatte genug und würde ihm nicht folgen. Gordons Herz pumpte schwer , und Adrenalin überschwemmte seinen Körper. Die Strafe war zu einfach gewesen. Er hätte es lieber gehabt, der Kerl hätte sich anständig gewehrt. Mehr Schläge, mehr Rache, mehr Adrenalin.
    (Mutter!)
    Er streckte seine hageren Glieder. Er war Gordon Meyers, der Mann mit den zwei Gesichtern.
    Und ein kreischender Schmerz schnellte durch seinen Körper.
    Die transparente Abdeckung des Tanks schob sich im Bruchteil einer Sekunde zur Seite.
    Ein Tank, was für ein Tank?
    Gordon wurde nach vorn gerissen und mitsamt der öligen Flüssigkeit aus dem Tank gespült. Er landete unsanft bäuchlings auf einem Gitterboden, zwischen dessen Stegen die Flüssigkeit abfloss. Mit dem ersten Versuch Atem zu holen, krümmte sich Gordon wie unter Schmerzen zusammen und wurde von einem krampfartigen Husten geschüttelt. Eine unbekannte Flüssigkeit verließ seinen Körper, wurde aus seiner Lunge ausgeworfen, sickerte aus seinen Ohren und rann selbst aus der Nase.
    »Habe keine Angst. Es handelt sich um eine reaktive Flüssigkeit«, erklang eine Stimme.

Erwachen IV

    Ohne Kopernikus wäre Leandro de Silva nicht das gewesen, was er war. Kopernikus hatte das Weltbild eines heliozentrischen Weltalls mit kreisförmigen Bahnen der Planeten um die Sonne entdeckt und eingeführt. Nicht die Sonne war der Mittelpunkt des Weltalls, sondern nur ein Fixstern unter vielen.
    Upps, schöne Scheiße! Das passte damals den Kirchenoberen nicht, aber Kopernikus blieb hart, was man ihm erst mal nachmachen musste, nicht wahr?
    Leandro de Silva glaubte an das inflationäre Universum, inzwischen keine Theorie mehr, sondern 2078 durch Jeremiah Drowt bewiesen. Nun wusste man, dass auch Ereignisse vor dem Urknall berücksichtigt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher