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Todessphaere

Todessphaere

Titel: Todessphaere
Autoren: Thomas Rabenstein , Volker Ferkau
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werden mussten. Durch die gigantische Ausdehnung war das gesamte Universum aus einer verschwindend geringen Masse mit sehr geringer Ausdehnung entstanden, allerdings bedurfte es aufgrund des falschen Vakuumzustands einer extrem hohen Dichte. Drowt hatte den Beweis angetreten und somit war er der Zweite, ohne den Leandro nicht gewesen wäre, was er war.
    Er liebte die Kosmologie.
    Da er außerdem ein hervorragender Softwarespezialist war, war er ein viel gefragter Wissenschaftler.
    Algorithmen waren für Leandro das Gleiche wie für andere Menschen der Griff zur Kaffeemaschine. Was ihn faszinierte, war nicht das Entwickeln bestimmter Programme, sondern der geistige Zustand, eine Art Flow, in dem er die Arbeit im Voraus leistete, sie erdachte. Er schuf, er war ein Künstler, ein Denker und jemand, für den ein neues Programm auch eine neue Weltsicht darstellte. Bevor man etwas schuf, musste man es erdenken. Darin lag der Reiz, das war wahre Kreativität. Was nicht erdacht wurde, konnte nicht geschehen, und somit schloss sich für ihn der Kreis zu Kopernikus.
    Sie alle, Kopernikus, Newton, Hubble, Wilson, Drowt oder der kryonisch reaktivierte Hawking, waren große Männer. Er, Leandro de Silva, wollte dazugehören.
    Die On-Board-Diagnose seines nagelneuen Riple-Gliders MCII zeigte, dass er nun die Genehmigung erhielt, wieder auf manuelle Steuerung umzuschalten.
    »Ja«, befahl er und es geschah.
    Früher waren Glider nur auf vorprogrammierten Wegen geschwebt, doch nach massiven Protesten war die Industrie dazu übergegangen, die manuelle Steuerung auf bestimmten Straßen zu erlauben, außerdem gab es neuerdings wieder Fahrzeuge mit zuschaltbaren Rädern, die zwar keine Funktion hatten, aber den Fahrer eher an ein anachronistisches Auto erinnerten.
    Madrid war für Leandro eine Stadt, wie man sie vor dem Großen Verhängnis bewohnt hatte. Der Wiederaufbau war sorgsam vonstatten gegangen. Die Stadt, inmitten der Hochebene Kastiliens gelegen, hatte ihren alten Reiz wieder erhalten, jedoch nicht mehr die alte Macht. Die Sonne schien, der Himmel war wolkenlos, und in der Ferne sah Leandro den Schattenriss der Sierra de Guadarrama.
    Er liebte es, über die Straßen zu gleiten , und um das Vergnügen komplett zu machen, befahl er dem Bordcomputer: »Motorengeräusch.«
    Der Riple-Glider MCII dröhnte auf , und Leandro legte ihn in eine Kurve. Ohne Verdeck fuhr ihm der milde Wind in die schwarzen lockigen Haare. Man konnte es nicht anders sagen: Leandro de Silva liebte das Leben.
    Als Sohn eines Madrider Großindustriellen hatte er seinen Interessen ohne finanzielle Bedrohungen frönen können. Sein Vater, Marcos de Silva, hatte die Begabung und den außerordentlichen Intelligenzquotienten seines hochbegabten Kindes früh gefördert, und obwohl dies manchmal hart gewesen war, dankte Leandro ihm heute dafür.
    Er war unabhängig und frei.
    Bald würde er etwas entdecken, um sich in die Riege der großen Männer einzureihen. Daran glaubte er fest, davon träumte er, denn zuerst kam en der Traum, dann das Ziel, und schließlich das Erreichen.
    In zwei Stunden würde er sich mit Calida treffen, einem wunderschönen Mädchen aus der Vorstadt. Sie war nicht die einzige Frau in seinem Reigen, doch Abida, Madalena oder Vicenta mussten sich gedulden, bis er ihnen Zeit widmete. Frauen waren seine Leidenschaft. Er hatte eine genaue Sichtweise davon, wie er aussah und wirkte. Dunkelhäutig, athletisch, flammend schwarze Augen, wellige Haare, die etwas zu lang waren, dazu kamen eine raue männliche Stimme und eine Einfühlungsgabe, um die ihn andere Männer beneideten. Er gehörte zur Sorte der Typen, die tatsächlich zuhörten. Und nichts liebten Frauen mehr, als jemanden, der hin und wieder nickte, und wichtige Sätze wiederholte, damit sie sich später für das schöne Gespräch bedanken durften.
    Dass seine Einfühlungsgabe im Bett nicht aufhörte, war selbstverständlich.
    Doch nicht alleine der Sex war es, der ihn antrieb, sondern die Suche nach einer Idee. Er hatte festgestellt, dass nur der Kontakt zu anderen Menschen die Kreativität steigert, da – zumindest bei ihm – Schöpferkraft im Verborgenen nicht gedieh. Frauen waren die besseren Menschen, einfühlsamer als Männer und intelligenter, als man meinen sollte. Man musste sie nur erkennen. In den meisten Frauen lebten Mutter, Hure und Lebensweisheit im reinsten Kontext. Was wollte man mehr?
    Dass auf diesem Weg so manche Beziehung den Bach runterging und die Stadt voller
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