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Todessphaere

Todessphaere

Titel: Todessphaere
Autoren: Thomas Rabenstein , Volker Ferkau
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gehörnter Ehemänner war, störte Leandro nicht.
    Soeben wollte er eine Abzweigung nehmen, als die Lenkung versagte.
    »Automatic!«, rief er geistesgegenwärtig, doch der Glider machte sein eigenes Ding. »Abzweigung!«
    Der Glider schwebte geradeaus.
    »Wenden!«
    Der Glider schwebte geradeaus.
    »Verdammt noch mal!«, fluchte er. So etwas war eigentlich unmöglich, da die On-Boards dreifach verzahnt waren. Fiel ein Programm aus, übernahm ein Partnerprogramm, das die Fehler schneller umrechnete, als man blinzeln konnte. Einen Totalausfall gab es nicht, hatte es noch nie gegeben.
    »Ich hoffe, Sie haben eine gute Fahrt«, sagte die Frauenstimme.
    »He, ich habe gesagt, wenden.«
    »Leben oder Sterben, nur darum geht es.«
    Was sollte dieser Unsinn? Erlaubte sich jemand einen Spaß mit ihm? Würde der Glider gleich stoppen und alles stellte sich nur als Scherz heraus?
    »Retten Sie sich! Bevor es zu spät ist«, sagte die Frauenstimme.
    »Wer hat dir einen solchen Unsinn programmiert?«, fragte Leandro, der erleichtert feststellte, dass sie sich nach wie vor in einer sicheren Spur befanden. Offensichtlich funktionierte der Abstandsensor noch genauso wie die Geschwindigkeit. Glider überholten ihn, andere blieben auf sicherem Abstand.
    »In dreißig Sekunden werde ich explodieren«, sagte die Stimme, wie immer freundlich, sanft und unaufgeregt.
    »Du kannst nicht explodieren«, schnauzte Leandro. »Deine Kraftquelle kann nicht explodieren.«
    Was sollte dieser Unsinn?
    »In zwanzig Sekunden werde ich explodieren.«
    Ich träume. Das hier ist ein verfluchter Albtraum!
    Und Leandro bekam es mit der Angst zu tun. Obwohl sein hochgezüchteter Verstand alle Optionen durchrechnete und er sich darüber im Klaren war, dass dies hier nicht geschehen konnte, sich nur um einen Traum handeln konnte, da nicht die Sonne der Mittelpunkt des Weltalls war, fürchtete er sich.
    »In fünfzehn Sekunden werde ich explodieren!«
    »Anhalten! Rechts ran! Sofort!«, rief er.
    Über ihm brannte die Sonne. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn und kühlte im Fahrtwind. Wurde der Glider schneller? Sollte er sich gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern kenntlich machen? Doch wie sollten die ihm helfen? Liebe Güte, er musste es mit Vernunft versuchen. Nur Vernunft, rationale Denkweise und Logik brachten einen zum Ziel. Und dieses konnte keine Explosion sein. Wer auch immer den On-Board umgeschrieben hatte, musste das wissen.
    Falls nicht eine Bombe an Bord war.
    Oh nein – er hatte keine Feinde. Ein paar wütende Ehemänner gab es vielleicht, doch die würden nicht morden.
    Nein? Würden sie nicht?
    »In zehn Sekunden werde ich explodieren!«
    Okay, okay! Falls das eine Strafe sein sollte, war sie gelungen. Vielleicht sollte er tatsächlich die Finger von verheirateten Frauen lassen. Ja, das würde er in Zukunft tun. Falls es eine Zukunft gab.
    Falls …
    »In fünf Sekunden werde ich explodieren!«
    »Nein, wirst du nicht!«, brüllte Leandro.
    »Retten Sie sich! Bevor es zu spät ist ...«, sagte die Frauenstimme.
    Schweiß tropfte Leandro in die Augen und er zählte im Geiste mit.
    Drei
    Zwei
    Eins!
    Leandro wurde nach vorn gerissen.
    Die Explosion kam pünktlich. Ein heller Blitz. Ein dumpfer Laut.
    Hitze!
    Hitze?
    Nein, im Gegenteil war alles flüssig. In Mund, Nase, Augen, Ohren, irgendwie in ihm. Ein Tank. Ein durchsichtiges Dach. Eine Kuppel? Plastik? Leandro wurde mitsamt der öligen Flüssigkeit aus dem Tank gespült. Er landete unsanft bäuchlings auf einem Gitterboden, zwischen dessen Stegen die Flüssigkeit abfloss. Mit dem ersten Versuch Atem zu holen, krümmte sich Leandro wie unter Schmerzen zusammen und wurde von einem krampfartigen Husten geschüttelt.

Erwachen V

    »Mami, Mami! Komm schnell! Du glaubst nicht, was ich hier draußen gefunden habe!«
    »Hallo Leonie«, rief Svea Andersson ihrer Tochter zu und blickte suchend durch das gekippte Küchenfenster zur Gartenterrasse. Es war ein wunderschöner, sonniger Junitag, der zum Entspannen einlud. Ein liebevoll gedeckter Tisch stand im Schatten der Eiche für den Nachmittagstee bereit. »Warum bist du so aufgeregt, mein Schatz?«
    Svea zog die Gardinen zur Seite und sah sich auf der Terrasse nach ihrer Tochter um. »Leonie? Wo bist du?«
    »Mami, ich bin hier! Ein himmelblauer Schmetterling ist auf unserem Blumenbeet gelandet und hat sich dann im Geräteschuppen verirrt. Solch einen großen Falter habe ich noch niemals gesehen!«, erklang Leonies Stimme begeistert.
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