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Eine Nacht und tausend Geheimnisse

Eine Nacht und tausend Geheimnisse

Titel: Eine Nacht und tausend Geheimnisse
Autoren: EMILIE ROSE
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1. KAPITEL
    Unvermittelt blieb Paige McCauley stehen. Ihr Herz pochte wie verrückt, und ihr Gesicht glühte, als säße sie direkt vor einer Rotlichtlampe.
    Das Gute an einem One-Night-Stand war doch eigentlich, dass alles aus und vorbei war, wenn man sich trennte. Und das war besonders dann von Vorteil, wenn die ganze Sache höchst peinlich war. Aber wie oft hatte sie in den letzten zwölf Monaten voller Entsetzen an den heutigen Tag gedacht und war zusammengezuckt, wann auch immer sie einen hochgewachsenen Mann mit hellem Haar auch nur von Weitem gesehen hatte? Das war absolut nicht in Ordnung, denn in ihrer Position sollte sie wissen, wie man sich auf einem Kongress verhielt und mit hochkarätigen Geschäftsleuten umging. Doch da der Mann, der jetzt auf sie zukam, mit absoluter Sicherheit derjenige war, den sie ein Jahr zuvor fürchterlich enttäuscht hatte, hätte sie sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen.
    Wenn sie daran dachte, was damals in der Nacht passiert beziehungsweise nicht passiert war, wäre sie am liebsten sofort nach South Carolina zurückgekehrt und hätte sich hinter dem Verkaufstresen des elterlichen Geschäftes versteckt. Aber das war ausgeschlossen. Denn sie hatte nicht nur einen Job in Las Vegas, sie wollte auch auf keinen Fall, dass man sich in ihrem Heimatort über sie lustig machte. Und nie und nimmer könnte sie ihrer Familie gestehen, dass ihr Leben im sündigen Las Vegas doch nicht ganz so aufregend war, wie sie immer behauptet hatte.
    Also blieb sie entschlossen stehen und hoffte, dass sie die nächsten fünf Minuten überstand, ohne sich vollkommen zum Narren zu machen. Ihr wurde heiß und kalt zugleich, während sie Trent Hightower entgegensah, dessen attraktives Gesicht sie das ganze letzte Jahr nicht hatte vergessen können. Atemlos vor Anspannung, wartete sie darauf, dass er sie wiedererkannte.
    Nachdem er sie einmal kurz von oben bis unten gemustert hatte, nickte er ihr freundlich zu und setzte seinen Weg fort, ohne sie weiter zu beachten. Nur der Duft seines Aftershaves streifte Paige kurz.
    Was war das? War sie plötzlich Luft für ihn, sozusagen unsichtbar, nur weil sie angezogen war? Der Mann hatte sie immerhin splitterfasernackt gesehen. Da konnte sie doch wohl erwarten, dass er sie wenigstens kurz begrüßte. Empört wandte sie sich um und blickte ihm hinterher. Er sah sich nicht um. „Trent?“
    Unvermittelt blieb er stehen und drehte sich langsam um. „Ja?“
    Er schien sie immer noch nicht zu erkennen. Das konnte doch nicht wahr sein! Ihr Leben lang hatte Paige darunter gelitten, als mittlere von fünf Schwestern nur wenig beachtet zu werden. Im letzten Jahr hatte sie sich bemüht, endlich etwas daran zu ändern. Dazu gehörte auch die Nacht mit Trent, der erste und einzige One-Night-Stand ihres Lebens. Und daran konnte er sich nicht mehr erinnern? Entschlossen straffte sie die Schultern und ging auf ihn zu. Auf keinen Fall durfte er merken, dass sein jetziges Verhalten die alten Wunden von damals wieder aufgerissen hatte. Nicht, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Im Gegenteil, die ganze Sache damals in seiner Suite war eher demütigend gewesen und hatte keinesfalls das gehalten, was sie sich davon versprochen hatte. Aber sie hatte schließlich auch ihren Stolz. So leicht würde sie Trent nicht davonkommen lassen. „Willst du mich nicht wenigstens begrüßen?“
    Mit kaum verhüllter Ungeduld sah er sie an. Wahrscheinlich hatte er irgendwo einen wichtigen Termin. „Guten Tag.“
    „Bist du auch in diesem Jahr wieder wegen der Luftfahrt-Messe hier?“ Jetzt musste bei ihm doch der Groschen fallen. Doch seine unbewegte Miene machte mehr als deutlich, dass er keine Ahnung hatte, wer sie war. Das tat weh.
    „Ja. Kann ich etwas für Sie tun?“
    Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken und hätte so getan, als hätte diese Begegnung nie stattgefunden. Doch dazu war es jetzt zu spät. Außerdem hatte sie schon einmal den einfacheren Weg aus einer verzwickten Situation gewählt. Damals vor vierzehn Monaten, als sie aus ihrer Heimatstadt geflohen war, um in Las Vegas ein neues Leben anzufangen. Diese Feigheit hatte Paige sich nie verziehen, und sie litt noch immer darunter. Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Wir sind uns im letzten Jahr begegnet.“
    Kurz runzelte er die Stirn und sah Paige fragend an.
    „Wir haben sogar einige Zeit zusammen verbracht, oben … in deiner Suite.“
    „So? Ach so, ja …“ Er presste kurz die Lippen aufeinander und fühlte
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