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Todesbote

Titel: Todesbote
Autoren: Patterson James
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beantwortet, warum Henri dieses Buch schreiben wollte? Um seine Lebensgeschichte zu verklären?
    Â»Der Holländer« klappte seinen Rechner auf. »Ich habe vor zwei Tagen eine E-Mail von Henri bekommen. Die erste, die er mir je direkt geschickt hat. Er wollte mir ein Video verkaufen. Ich glaube, ich habe es gerade kostenlos gesehen. Sie sagen, Sie haben kein Interesse an uns?«
    Â»Sie sind mir wirklich völlig egal. Ich will Henri. Er ist für mein Leben und für das meiner Familie eine Bedrohung.«
    Â»Vielleicht hilft das hier Ihren Ermittlungen weiter.«
    Van der Heuvel bewegte seine Finger über die Tastatur seines Rechners, während er sprach. »Henri Benoit, wie er sich nennt, war schon in der Kindheit ein Monster. Vor dreißig Jahren erwürgte er als Sechsjähriger seine kleine Schwester in der Wiege.«
    Van der Heuvel nickte, als er mein schockiertes Gesicht sah. Lächelnd schnippte er die Asche in den Aschenbecher und versicherte mir, seine Worte seien wahr.
    Â»Schlaues Bürschchen mit feisten Wangen und großen Augen. Er ermordete ein Baby. Die Diagnose lautete psychopathische Persönlichkeitsstörung, die bei Kindern in dieser Ausprägung nur selten vorkommt. Er wurde in
eine psychiatrische Klinik eingewiesen, die Clinic du Lac in Genf.«
    Â»Ist das dokumentiert?«
    Â»Ja, ich habe Nachforschungen angestellt, nachdem ich ihn kennengelernt hatte. Laut dem Oberarzt, einem Dr. Carl Obst, lernte das Kind eine Menge während seines zwölfjährigen Aufenthalts in der Klapsmühle. Leute nachahmen, natürlich. Er erlernte mehrere Sprachen und ein Handwerk. Er wurde Drucker.«
    Erzählte van der Heuvel die Wahrheit? Wenn ja, war dies die Erklärung, warum Henri jede Identität annehmen und Dokumente fälschen konnte, um sich bei Bedarf unsichtbar zu machen.
    Â»Nachdem er als Achtzehnjähriger entlassen wurde, beging er gelegentlich einen Mord oder Einbrüche. Er klaute einen Ferrari, egal was, ich weiß nicht. Doch als er Gina vor vier Jahren kennenlernte, waren seine Taschen leer.«
    Gina habe Henri gemocht, er habe sich ihr gegenüber geöffnet, ihr erzählt, wie er seinen Sex mochte und dass er mehrere Gewaltverbrechen begangen habe. Und er wolle eine Menge Geld verdienen. »Es war Ginas Idee, Henri zu beauftragen, unsere kleine Gruppe mit Unterhaltungsvideos zu versorgen, und Horst war mit unserem Plan für unser Sexäffchen einverstanden.«
    Â»An dem Punkt kamen Sie ins Spiel.«
    Â»Ja. Gina hat uns einander vorgestellt.«
    Â»Henri sagte, Sie hätten sich in eine Ecke gesetzt und zugesehen.«
    Van der Heuvel sah mich an, als wäre ich ein exotischer Käfer und als würde er überlegen, ob er mich zertreten oder ein Glas über mich stülpen sollte.

    Â»Noch eine Lüge, Hawkins. Er hat es sich von mir besorgen lassen und wie ein Mädchen dabei gequiekt. Aber das sollten Sie auf jeden Fall wissen, weil es der Wahrheit entspricht: Wir haben Henri nicht zu dem gemacht, der er ist, sondern ihn nur gefüttert.«

119
    Wieder flogen van der Heuvels Finger über die Tastatur. »Und jetzt nur ganz kurz und nur für Sie – ich zeige Ihnen, wie sich der junge Mann entwickelt hat.«
    Freundlich lächelnd drehte er den Bildschirm zu mir.
    Einzelne Bilder von Videos mit Frauen, gefesselt, gequält und geköpft, wechselten sich in rascher Abfolge ab.
    Ich konnte kaum wahrnehmen, was ich sah, während van der Heuvel Zigarette rauchend die Bilder weiterlaufen ließ und den absoluten und für mich bisher unvorstellbaren Horror kommentierte.
    Mir wurde schwindlig. Langsam bekam ich den Eindruck, dass van der Heuvel und Henri ein und dieselbe Person waren. Ich hasste sie gleichermaßen. Ich wollte van der Heuvel töten, diesen Haufen Dreck, und wahrscheinlich würde ich sogar ungeschoren davonkommen.
    Doch ich brauchte ihn, damit er mich zu Henri führte.
    Â»Zuerst wusste ich nicht, ob die Morde echt waren«, fuhr er fort. »Doch als Henri anfing, Köpfe abzuschneiden, war ich mir natürlich sicher. Im vergangenen Jahr begann er, seine eigenen Drehbücher zu schreiben. Er wurde süchtig nach Aufmerksamkeit, etwas zu gierig. Er wurde gefährlich. Und er kannte mich und Gina, also war es nicht leicht, ihn loszuwerden.«
    Van der Heuvel stieß eine Rauchwolke aus.
    Â»Letzte Woche hatte sich Gina vorgenommen, Henri entweder auszuzahlen oder
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