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Todesbote

Titel: Todesbote
Autoren: Patterson James
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sich wieder aufs Kissen sinken.
    Â»Ich dachte...«
    Â»... es war ein Traum?«
    Â»Ja.«
    Sanft legte ich meinen Kopf auf ihren Bauch, während sie mein Haar streichelte.
    Â»Ist das das Baby?«, fragte ich.
    Â»Doofkopf. Ich habe Hunger.«
    Ich tat, als hätte sie für das Baby gesprochen. Mit den Händen ein kleines Megafon formend, rief ich: »Hallo da drin, du kleiner Racker. Hier ist dein Papa.« Als könnte
mich der winzige Klumpen unserer vereinten DNS hören.
    Amanda musste lachen. Ich war froh, dass sie dazu noch in der Lage war, doch unter der Dusche, wo sie mich nicht sah, weinte ich. Hätte ich Henri doch nur getötet, als ich die Waffe auf ihn gerichtet hatte. Dann wäre jetzt alles vorbei.
    Ich sorgte dafür, dass Amanda beim Bezahlen an der Rezeption ganz nah bei mir blieb, dann winkte ich ein Taxi herbei, das uns zum Flughafen Charles de Gaulle brachte.
    Â»Wie können wir jetzt nach L. A. zurückfliegen?«, fragte Amanda.
    Â»Können wir nicht.«
    Sie riss ihren Kopf zu mir herum. »Was werden wir dann tun?«
    Ich erzählte Amanda, was ich beschlossen hatte, notierte ihr auf der Rückseite meiner Visitenkarte eine kurze Liste von Namen und Telefonnummern und sagte ihr, jemand werde sie vom Flughafen abholen. Sie akzeptierte, dass wir nicht in Kontakt treten könnten, weder telefonisch noch per E-Mail. Dass sie sich ausruhen und gesunde Sachen essen müsste. »Wenn dir langweilig ist, überlege, was für ein Kleid du tragen willst.«
    Â»Du weißt, dass ich niemals Kleider trage.«
    Â»Vielleicht kannst du eine Ausnahme machen.«
    Ich nahm einen Kugelschreiber aus meiner Laptop-Tasche und malte auf dem Ringfinger von Amandas linker Hand einen Ring mit einem großen, funkelnden Diamanten.
    Â»Amanda Diaz, ich liebe dich und alles an dir. Willst du mich heiraten?«

    Â»Ben.«
    Â»Du und der Racker.«
    Glückstränen rannen an ihrem Gesicht hinab, als sie ihre Arme um mich warf. »Ja, ja, ja«, hauchte sie und schwor, den Ring, den sie soeben erhalten hatte, erst abzunehmen, wenn sie einen echten bekäme.
    Am Flughafen besorgte ich Frühstück für uns – Schokocroissants und Milchkaffee -, und als Amandas Flug aufgerufen wurde, ging ich mit ihr bis zur Absperrung. Schließlich nahm ich sie in meine Arme; sie schluchzte an meiner Brust, bis auch ich wieder weinte. Grausamer konnte das Leben wohl nicht sein, wenn man jemanden zu verlieren drohte, den man so sehr liebte.
    Immer wieder küsste ich Amandas wunde Lippen. Wenn Liebe etwas bewirken könnte, würde meine zukünftige Frau geschützt sein. Unser Baby würde geschützt sein. Und ich würde beide bald wiedersehen.
    Doch der gegenteilige Gedanke durchdrang mich wie ein Speer: Vielleicht würde ich Amanda auch nie wieder sehen. Dies hier wäre dann das letzte Mal.
    Ich trocknete meine Augen mit den Handflächen und blickte Amanda hinterher, die durch die Passkontrolle verschwand. Sie drehte sich noch einmal um, winkte, warf mir eine Kusshand zu und verschwand.
    Ich fuhr mit dem Taxi zum Gare du Nord und bestieg einen Hochgeschwindigkeitszug nach Amsterdam.

117
    Vier Stunden später stieg ich in der Centraal Station in Amsterdam wieder aus dem Zug. Dort rief ich Jan van der Heuvel von einem öffentlichen Telefon aus an. Ich hatte bereits vor meiner Abfahrt in Paris Kontakt mit ihm aufgenommen, um ihm zu sagen, dass wir uns so schnell wie möglich treffen müssten. Auch jetzt fragte er mich, warum unser Treffen so dringend sei. »Henri Benoit hat mir ein Video geschickt«, erklärte ich. »Ich glaube, das sollten Sie sehen.«
    Es herrschte langes Schweigen, bevor mir van der Heuvel den Weg zu einer Brücke beschrieb, die ein paar Straßen vom Hauptbahnhof entfernt über die Keizersgracht führte.
    Van der Heuvel stand unter einer Laterne und blickte aufs Wasser hinab. Ich erkannte ihn aus den Nachrichten, als ihn in Kopenhagen die Journalisten gefragt hatten, wie es ihm nach dem Mord an Mieke Helsloot ginge.
    Er trug einen schicken, grauen Gabardineanzug, ein weißes Hemd und eine schwarze, seidig glänzende Krawatte. Er hatte ein kantiges Gesicht, und sein Scheitel sah aus wie mit dem Messer gezogen.
    Ich stellte mich ihm vor und sagte, ich sei Autor aus Los Angeles.
    Â»Woher kennen Sie Henri?«, fragte er nach einer langen Pause.
    Â»Ich schreibe seine Lebensgeschichte. Seine
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