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Todesbote

Titel: Todesbote
Autoren: Patterson James
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einen Kinderwagen von der Straße zerrt, weil ein Auto heranprescht, oder mit der man in ein brennendes Gebäude rennt, um Menschenleben zu retten.
    Ich zog meine Pistole aus dem Hosenbund, spannte den Hammer und rief: »Lassen Sie sie los!«

    Ich vermute, er glaubte nicht, dass ich abdrücken würde; er grinste mich nur an. »Nehmen Sie die Waffe runter, Ben. Ich möchte mich lediglich mit Ihnen unterhalten.«
    Ich trat auf den Wahnsinnigen zu und hielt die Waffe an seine Stirn. Als er grinste, blitzten seine Goldzähne, ein neues Merkmal seiner Tarnung. Ich drückte in dem Moment ab, in dem er mir ein Knie in den Oberschenkel rammte. Ich flog rückwärts in den Schreibtisch, der unter meinem Gewicht zusammenbrach.
    Mein erster Gedanke war: Hatte ich Amanda erschossen? Doch Blut floss an Henris Arm hinab, und seine Waffe landete scheppernd auf dem Holzfußboden.
    Er stieß Amanda in meine Richtung, so dass sie auf mich stürzte. Ich schob sie von mir, doch als ich versuchte, mich aufzurichten, hinderte mich Henri daran – mit seinem Fuß auf meinem Handgelenk. Voller Verachtung blickte er auf mich herab.
    Â»Warum konnten Sie nicht einfach Ihre Arbeit erledigen, Ben? Hätten Sie Ihre Arbeit erledigt, hätten wir jetzt nicht dieses kleine Problem, aber jetzt kann ich Ihnen nicht mehr vertrauen. Ich wünschte nur, ich hätte meine Kamera mitgenommen.«
    Er bückte sich, bog meine Finger zurück, nahm mir die Waffe aus der Hand und zielte zuerst auf mich, dann auf Amanda.
    Â»So, wer will zuerst sterben?«, fragte er. »vous oder vous?«

112
    Alles vor meinen Augen wurde weiß. Das war’s dann wohl. Amanda und ich würden sterben. Ich spürte Henris Atem auf meinem Gesicht, als er mit dem Lauf meiner Waffe über das Lid meines rechten Auges rieb. Amanda versuchte durch den Knebel hindurch zu schreien.
    Â»Maul halten«, bellte Henri sie an.
    Sie gehorchte.
    Tränen traten in meine Augen, vielleicht vom Schmerz oder dem unerträglichen Bedauern, Amanda nie wiederzusehen. Dem Bedauern, dass auch sie sterben und unser Kind nicht das Licht der Welt erblicken würde.
    Henri drückte ab – direkt auf den Teppich neben meinem Ohr, das taub wurde. Dann riss er meinen Kopf nach oben.
    Â»Schreiben Sie das verdammte Buch, Ben«, schrie er nahe an diesem Ohr. »Ich werde Sie jeden Abend in L. A. anrufen, und wenn Sie nicht ans Telefon gehen, werde ich Sie finden. Sie wissen, dass ich das tue, und ich verspreche Ihnen beiden: Eine zweite Chance bekommen Sie nicht.«
    Henri nahm die Waffe von meinem Gesicht, schnappte sich einen Schulterbeutel und eine Aktentasche mit seiner unverletzten Hand und knallte die Tür hinter sich zu. Seine Schritte verhallten auf dem Flur.
    Ich drehte mich zu Amanda. Der Knebel bestand aus einem Kissen, von dem Henri ihr einen Teil in den Mund gestopft, den anderen hinten verknotet hatte. Ich löste den Knoten mit zitternden Fingern, nahm ihr den Knebel aus
dem Mund und wiegte sie in meinen Armen wie ein Kind, das getröstet werden musste.
    Â»Mit dir alles okay, Schatz? Hat er dir wehgetan?«
    Es gehe ihr gut, antwortete sie weinend.
    Â»Bist du dir sicher?«
    Â»Geh«, sagte sie. »Ich weiß, dass du ihm hinterhergehen willst.«
    Ich kroch umher, tastete mit den Händen zwischen den dünnen Beinen und unter den Volants der antiken Möbel. »Du weißt, dass ich das tun muss«, sagte ich. »Er wird uns weiterhin beobachten.«
    Henris Ruger lag unter der Kommode. Ich drehte den blutverschmierten Knauf, um die Zimmertür zu öffnen. »Ich bin bald wieder da«, rief ich nach hinten zu Amanda.
    Mich auf dem Geländer abstützend, kämpfte ich auf dem Weg nach unten gegen den Schmerz an. Ich musste mich beeilen, weil ich Henri töten musste, egal wie.

113
    Der Himmel war schwarz, doch die Straßenlaternen und das große, ständig ausgebuchte Hotel du Louvre nebenan hatten die Nacht gerade zum Tag gemacht. Die beiden Hotels lagen nur wenige hundert Meter von den Tuilerien entfernt, dem großen Park neben dem Louvre.
    In dieser Woche wurde dort eine Art Jahrmarkt mit Spielen, Fahrgeschäften und Umptata-Musik abgehalten. Abends um halb zwölf waren die Bürgersteige noch voll, raues Lachen vereinte sich mit dem erschütternden Krachen von Feuerwerkskörpern und dem nervösen Hupen von Autos. Es erinnerte mich an eine Szene aus einem
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