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Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt

Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt

Titel: Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
Autoren: Hermann Ritter
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1.
    Auf der Jagd
    Reyan, irgendwann
     
    Telgar hielt völlig still. Die Harpune lag sicher in seiner erhobenen rechten Hand.
    Die Harpune war ein Teil von ihm. Er war mit ihr verbunden, sah ihre Zielerkennung, kannte ihre Reichweite.
    Er spürte ihr Gewicht nicht. Sein rechter Arm war stark, stärker als die Arme der anderen Jäger. Er hatte in Kimmon viel dafür bezahlt, dass sein Arm zu dem wurde, was er nun war – perfekt.
    Sein Atem ging ruhig. Er atmete ein, atmete aus. Immer ruhig, immer im selben Rhythmus.
    Seine Augen nahmen nichts von der Schönheit der Landschaft wahr. Sein Blick galt nur dem Wasser. Konzentriert schaute er auf den Wellenkamm vor ihm. Kleine Luftbläschen zeigten ihm, dass der Shetla nicht mehr lange unter Wasser bleiben konnte.
    Er durfte nicht überheblich sein. In diesem Moment war es wichtig, sich daran zu erinnern, was passieren konnte. Der Shetla ist ein gefährliches Biest. Mehr als ein Fischer ist gestorben, weil der erste Wurf mit der Harpune nicht gesessen hat. Der verletzte Shetla bewegt sich dann in Schmerzen wild umher. Seine drei Schwänze peitschen das Wasser, bis das Fischerboot kentert und sinkt. In den tobenden Wassermassen ist so mancher versunken. Seine Freunde, seine Familie können dann nur aus der Ferne warten, bis der getroffene Shetla seinen Todestanz beendet hat. Erst bergen sie das tote Tier, dann suchen sie nach der Leiche des Fischers.
    So ist das Leben.
    So ist der Tod.
    Er zwinkerte und schaltete auf die Zielvorrichtung der Harpune um. Klar konnte er die Meeresoberfläche sehen. Die Luftbläschen kamen in einem schnelleren Rhythmus; ein deutliches Zeichen dafür, dass der Shetla sich der Oberfläche näherte. Telgar wagte kaum zu atmen. Eine braune Fläche schien sich im Wasser nach oben zu schieben.
    Ein großes Tier , dachte Telgar. Er wird die Familie einige Wochen lang versorgen. Und wenn das Fleisch verwertet ist, kann ich sein Umbra den Schlammkriechern verkaufen.
    Die Wasseroberfläche brach auseinander, als der Rücken des riesigen Tieres sich nach oben schob, um erneut Luft einzusaugen. Dann würde der Shetla wieder für zwei bis drei Stunden nach unten versinken, um sich seinen fischigen Träumen zu widmen.
    Die Optik der Harpune übermittelte ihm ein klares Bild des Ziels. Der Shetla war ein altes Tier. Auf seinem Rücken waren die verschorften Narben vieler Jahre am Meeresboden zu sehen. Kleine Smaglak hatten sich auf dem Rücken festgesogen. Sie versorgten die Wunden des Shetla, nagten die abgestorbenen Hautschichten ab und fraßen, was dem Shetla bei der Ernte auf dem Meeresboden an Strünken und Blättern entging.
    Ganz still sondierte Telgar den Punkt, an dem seine Harpune eindringen musste, um den Shetla sofort und schmerzlos zu töten. Ein sanfter Druck seines Daumens aktivierte die Zielsuche. Doch Technik war nicht alles: Er wusste genau, wie sehr die Wasseroberfläche das Licht brach; er fühlte eher, als dass er sah, wo er treffen musste. Langsam zog er den Arm nach hinten, um dann mit voller Kraft zu werfen.
    Ein tiefes Brummen zog am Horizont heran. Die Wasseroberfläche vibrierte, kleine Wellen entstanden, die sich von hinter seinem Boot an das Ufer Hunderte Meter vor ihm fortsetzten. Der Shetla spürte, dass etwas nicht stimmte. Er saugte blitzschnell ein wenig Atemluft ein, dann verschwand er wieder unter die Wasseroberfläche. Der perfekte Moment, um die Harpune zu werfen, war nie gekommen.
    Telgar ließ den rechten Arm langsam nach unten sinken. Wenige hundert Meter über ihm flog ein Flugzeug vorbei. Drohend hob Telgar den linken Arm, seinen normalen Arm, und schüttelte die Hand in ohnmächtiger Wut gegen das stählerne Ungetüm, das seinen beinahe erfolgreichen Jagdtag in einen weiteren Tag des Wartens verwandelt hatte.
     
    Frustriert befestigte Telgar sein Boot am Ausleger ihres Floßes. Elsha und Trak, seine beiden erwachsenen Kinder, schauten ihn erwartungsvoll an.
    »Das Flugzeug ...«, setzte er zu einer Erklärung an.
    Elsha unterbrach ihn: »Wir haben alles von hier verfolgt, Vater. Es waren die Städter. Sie sollen hier nicht fliegen.« Sie stampfte mit dem Fuß auf den metallenen Boden des Auslegers. »Sie haben uns versprochen, hier nicht zu fliegen.«
    Telgar seufzte. »So viele Versprechen wurden schon gebrochen. So viele Absprachen haben sie nicht eingehalten. Sie sehen aus wie wir, sprechen dieselbe Sprache. Wir lesen dieselben Bücher, lieben dieselben Sendungen. Aber ... sie sind nicht wie wir. Wie kann es
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