Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt

Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt

Titel: Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
Autoren: Hermann Ritter
Vom Netzwerk:
die Zwillinge von Guter Fang und sogar die alten Bio-Ingenieure aus Gelat.«
    Telgar war überrascht. »Ihr habt mit all denen gesprochen?«
    »Ja, Vater.« Trak verschränkte ebenfalls die Arme. Dies war eine Geste, die ihm nur zu bekannt vorkam. So hatte er ausgesehen, wenn er mit seinem Vater verhandelte – ohne dass er auch nur einen Deut nachgeben wollte. »Wir haben mit ihnen gesprochen. Und wir alle sind einer Meinung: Es ist die Zeit gekommen, unsere Anliegen zu vertreten.«
    »Aber wir haben schon so oft geredet«, wandte Telgar ein.
    »Dann ist vielleicht die Zeit gekommen, in der wir mehr tun müssen als reden.« Trak schaute ihn herausfordernd an.
    Telgar seufzte. »Ich glaube, ihr habt recht.«
     
    Telgar betrat den großen Wohnraum des Floßes. Er liebte diese Mixtur aus Vergangenheit und Gegenwart, er liebte es, dass es einen Raum gab, wo seine Familie gemeinsam den Sendungen von Ferrol folgte, gemeinsam aß, gemeinsam feierte. Dieser Raum war das Herz des Floßes.
    An der Wand hingen die Fetzen des Netzes seines Vaters-Vaters. Die Fetzen waren alles, was sie hatten retten können, nachdem sein Vater-Vater auf eine letzte Jagd gegangen war. Es war ein Tod, der dem alten Mann zugestanden hatte. Nach einem Leben voller Kampf gegen die Gefahren des Meeres hatte sich sein Vater-Vater in einem strengen Winter entschlossen, zu einer letzten Fahrt auf das Meer zurückzukehren. Entweder würde er gegen den Shetla gewinnen. Dann hätte seine Familie für den Winter genug zu essen. Oder er würde verlieren. Dann gäbe es einen hungrigen Mund weniger auf dem Floß.
    Als der Tag vorüber war, gab es tatsächlich einen hungrigen Mund weniger.
    An der Wand hing ein metallenes Gehänge, in dem eine wundervolle, von blauen und grünen Adern durchzogene Muschel befestigt war. Die Muschel war alt, ehrwürdig alt. In der zweiten Generation nach der Landung hatten ihre Vorfahren begonnen, sich dem Leben mit dem Meer anzupassen. Diese Muschel war vom Meeresboden in der Bucht der Dämmerung geholt worden – von einem jungen Mann, der lange unter Wasser bleiben konnte. An einem mit Metallstücken beschwerten Seil hatte er sich nach unten getastet, in eine sonnenlose Tiefe, in der normale Lungen längst geborsten wären. Er hatte auf dem Boden herumgetastet, die Muschel gefasst und in seinem Beutel verstaut. Dann war er mit seinem Schatz an die Wasseroberfläche zurückgekommen, sich dabei langsam mit den Händen nach oben hangelnd.
    An der Wand standen die Tische mit ihren Computern. Mit ihnen pflegte die Familie die Verbindung zu den anderen Familien, verfolgte man die Neuigkeiten von Reyan und den anderen ferronischen Welten. Telgar sorgte dafür, dass er und seine Kinder von der technischen Weiterentwicklung nicht abgehängt wurden. Die Kinder sollten wissen, was um sie herum geschah.
    An den Wänden hingen einige alte Fotos, die teilweise dreidimensional angelegt waren – Familienbilder, Jagdausflüge, Landschaftsaufnahmen. Telgar ließ seinen Blick eine Weile über die Wände wandern. Die anderen im Raum schwiegen. Sie kannten dieses Ritual, dieses in sich zur Ruhe Kommen , bevor er das Wort an die Familie richtete.
    Endlich wandte er sich den anderen zu. »Ihr wisst, dass die Zeiten sich geändert haben. Ihr wisst alle, dass unser Floß wie alle anderen Flöße in den letzten Generationen immer weiter von den Städten weg verankert werden musste. Wir wichen den Schlammkriechern aus. Sie folgten uns mit ihrer Technik, mit ihrem Schmutz und ihrem Lärm. Wir wichen zurück. Doch in der nächsten Generation hatten sie uns eingeholt. Sie sprechen nur von Fortschritt und Zivilisation, von Technik und von Bodenschätzen. Sie haben sich längst entschlossen, dass dieser Planet ihnen gehört – nicht uns allein oder uns gemeinsam, sondern ihnen.«
    Telgar hielt einen Moment inne.
    »Wir können nicht weiter zurückweichen. Es gibt keine Meere mehr, auf die wir vor ihnen fliehen könnten. Es gibt keine Gewässer mehr, in denen wir ungestört fischen können. Es gibt keine Inseln mehr, auf die wir uns zurückziehen können, wenn das Meer vom Wind gepeitscht wird und die Gischt gegen die Flöße schlägt. Sie haben bis auf eine Handvoll Inseln alle unter ihrer Kontrolle. Sie tun so, als gehöre das Land von alters her ihnen und nicht uns allen. Wir können nicht weiter zurück, ohne alles zu verlieren.«
    Telgars Familie sprach kein Wort. Sie hatten in den letzten Jahren oft darüber geredet, wie es weitergehen sollte. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher