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Todesbote

Titel: Todesbote
Autoren: Patterson James
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einem Gefühl erfüllt, das ich selbst nicht verstand.
    Ich war darauf vorbereitet gewesen, ihn mit eigenen Händen umzubringen, aber das hier konnte und wollte ich mir nicht ansehen.
    Als Henri auf die Kamera spuckte, packte der Tätowierte ihn an den Haaren und spannte seinen Hals. »Sag die Worte!«, rief er.
    Henri schrie auf, als der Tätowierte mit ein paar kräftigen Schnitten dessen Kopf von den Schultern abtrennte.
    Blut spritzte in alle Richtungen – auf Henri, auf seinen Mörder, auf die Kamera.
    Â»Onnn-riii. Henri. Kannst du mich hören?«, fragte der Henker und hielt den abgesägten Kopf vor die Kamera.
    Ich wich vom Fenster zurück, konnte aber meinen Blick nicht vom Video abwenden. Es schien, als suchte Henri Kontakt mit mir. Seine Augen waren noch geöffnet – und er zwinkerte. Doch, das tat er wirklich: Er zwinkerte.
    Der Henker beugte sich zur Kamera hinab. Blut und Schweiß tropften von seinem Kinn, als er lächelnd sagte: »Sind alle zufrieden?«

123
    Mir wurde übel, und ich zitterte und schwitzte. Vermutlich war ich erleichtert, dass Henri tot war, doch gleichzeitig rebellierte etwas in mir. Ich schwankte angesichts der ekelhaften, unvergesslichen Bilder, die sich frisch in mein Gehirn gebrannt hatten.
    Horst Werners undurchdringlicher Ausdruck war unverändert geblieben, doch als die Tür geöffnet wurde, lächelte er freundlich. Ein Mann in dunklem Anzug trat ein und legte eine Hand auf Werners Schulter.
    Mein Dolmetscher bestätigte, was ich vermutet hatte: Horst Werners Anwalt war eingetroffen.
    Die Unterhaltung zwischen dem Anwalt und Hauptmann Völker war kurz und abgehackt und mündete in die eine, unabänderliche Tatsache, dass die Polizei gegen Horst Werner nicht genügend in der Hand hatte, um ihn festzuhalten.
    Schockiert musste ich mit ansehen, wie Horst Werner das Verhörzimmer mit seinem Anwalt als freier Mann verließ.
    Einen Augenblick später betrat Hauptmann Völker das Zimmer, in dem ich saß, und teilte mir ausdrücklich mit, es sei noch nicht vorbei. Sie hätten bereits die Zustimmung auf Einsicht in die Bankunterlagen und Telefonverbindungen. Die Allianzmitglieder rund um die Welt würden in die Mangel genommen. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sie Horst Werner wieder einsperren könnten. Interpol und FBI seien an dem Fall dran.
    Ich verließ das Polizeigebäude auf wackligen Beinen. Es
war helllichter Tag, die Luft klar. Ein Wagen wartete, um mich zum Flughafen zu bringen. Ich bat den Fahrer, sich zu beeilen. Er startete den Motor und ließ die Scheibe nach oben fahren. Doch der Wagen bewegte sich nur mit mäßiger Geschwindigkeit.
    In meinem Innern hörte ich van der Heuvel sagen: »Fürchten Sie sich vor Horst Werner.« Das tat ich jetzt. Werner würde die Sache mit den Transkripten von Henris Geständnis herausfinden. Sie waren zulässige Beweismittel gegen ihn und die Spanner. Henri war zum Zeugen geworden, mit dem sich Horst Werner und die gesamte Allianz des mehrfachen Mordes überführen ließ.
    Meine Gedanken eilten zum nächsten Kontinent voraus, als ich gegen die Trennscheibe klopfte. »Fahren Sie schneller!«, rief ich. »Schneller!«
    Ich musste zu Amanda, per Flugzeug, Hubschrauber und Packesel. Ich musste sie als Erster erreichen. Wir mussten Mauern um uns errichten und uns verstecken. Ich wusste zwar nicht, für wie lange, aber es war mir egal.
    Ich wusste, was Horst Werner tun würde, sollte er uns finden.
    Ich wusste es.
    Und eine Frage ging mir nicht aus dem Kopf – war Henri wirklich tot?
    Mir waren Zweifel angesichts dessen gekommen, was ich bei der Kantonspolizei gesehen hatte.
    Dieses Augenblinzeln – war es ein Zwinkern und der Film nur ein Trick gewesen?
    Â»Fahren Sie schneller!«

Nachwort
    von Benjamin Hawkins
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    Für meine Leser.
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    Als dieses Buch herauskam, überstiegen die Verkaufszahlen die Erwartungen meines Herausgebers, Leonard Zagami, doch mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass es in Tausenden von Buchläden rund um die Welt verkauft werden würde – während ich in einer Berghütte in einem Land lebe, das nicht meine Heimat ist.
    Manch einer sagt vielleicht: Ȇberleg dir deine Wünsche gut – sie könnten in Erfüllung gehen.« Diesem antworte ich: »Ich habe bekommen, was ich mir gewünscht habe, mir aber in dieser Weise nie
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