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Todesbote

Titel: Todesbote
Autoren: Patterson James
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sie zu wecken, doch sie wandte sich ab, kuschelte sich noch tiefer ins Federbett und schlief weiter.
    Im Fernsehen gab der Polizeichef eine kurze Presseerklärung ab, die übersetzt und für diejenigen, die erst zugeschaltet hatten, zusammengefasst wurde. Gina Prazzi habe das Zimmer im Chäteau Mirambeau auf ihren Namen gebucht, doch die Zimmermädchen glaubten, dass es von zwei Leuten bewohnt worden war, auch wenn sie außer Gina niemanden sonst gesehen hatten. Derzeit gebe die Polizei keine weiteren Erklärungen zum Mord ab.

    Für mich reichten diese Informationen. Ich kannte die volle Wahrheit. Neu war, dass Gina Prazzi auch ihr richtiger Name gewesen war.
    Welche anderen Lügen hatte Henri mir aufgetischt? Aus welchem Grund? Warum hatte er gelogen? Um mir die Wahrheit zu sagen?
    Ich starrte auf den Bildschirm, während der Nachrichtensprecher fortfuhr: »In Amsterdam wurde am Morgen eine junge Frau ermordet aufgefunden. Was die Aufmerksamkeit internationaler Ermittler auf diese Tragödie lenkt, ist der Umstand, dass der Tod dieser jungen Frau in gewisser Hinsicht den Morden an den beiden jungen Frauen auf Barbados und auch den Morden an den beiden berühmten amerikanischen Bikini-Models ähnelt, die vor zwei Monaten auf Hawaii umgebracht wurden.«
    Ich drehte die Lautstärke auf, als die Gesichter gezeigt wurden: Sara Russo, Wendy Emerson, Kim McDaniels und Julia Winkler und jetzt das Gesicht einer Frau mit dem Namen Mieke Helsloot.
    Â»Ms. Helsloot, fünfundzwanzig Jahre alt, war die Sekretärin des bekannten Architekten Jan van der Heuvel aus Amsterdam, der sich zum Zeitpunkt des Mordes zu einer Besprechung in Kopenhagen aufhielt. Mr. van der Heuvel gab vor wenigen Minuten in seinem Hotel eine Stellungnahme ab.«
    Meine Güte – ich kannte seinen Namen.
    Im Fernsehen wurde Jan van der Heuvel gezeigt, der gerade das Hotel in Kopenhagen mit einem Koffer in der Hand verließ. Am Ende des runden Treppenhauses wurde er von Journalisten umringt. Er war Anfang vierzig, hatte graues Haar und ein kantiges Gesicht. Er wirkte ehrlich schockiert und verängstigt.

    Â»Ich habe eben erst von dieser schrecklichen Tragödie erfahren«, sprach er in die Mikrofone. »Ich bin schockiert und entsetzt. Mieke Helsloot war eine anständige, bescheidene junge Frau, und ich habe keine Ahnung, warum ihr jemand Schaden zufügen wollte. Was für ein furchtbarer Tag. Mieke stand kurz vor ihrer Hochzeit.«
    Henri hatte mir erzählt, Jan van der Heuvel sei der Deckname für eins der Mitglieder der Allianz. »Der Holländer«, wie Henri ihn bezeichnet hatte. Van der Heuvel war der Dritte im Bunde, der sich Henri und Gina während ihrer Liebestour entlang der französischen Riviera angeschlossen hatte.
    Und jetzt hatte Henri weniger als vierundzwanzig Stunden nach seinem Mord an Gina Prazzi auch van der Heuvels Sekretärin umgebracht.
    Wäre ich nicht Polizist gewesen, hätte ich diese beiden Morde vielleicht als Zufall abgetan. Die Frauen waren vom Typ her unterschiedlich. Die Tatorte lagen mehrere hundert Kilometer auseinander. Doch ich sah, dass es noch Fähnchen auf der Rasterkarte gab, und diese Fähnchen zusammengenommen ergaben ein Muster.
    Henri hatte Gina Prazzi geliebt, und er hatte sie getötet. Jan van der Heuvel hatte er gehasst. Vielleicht hatte er ihn auch umbringen wollen, und... wenn ich den Gedanken weiterspann... hatte Henri nicht gewusst, dass van der Heuvel an diesem Tag in Dänemark war?
    Hatte er stattdessen van der Heuvels Sekretärin umgebracht?

116
    Ich wurde vom Sonnenlicht geweckt, das durch das kleine Fenster drang. Amanda lag auf der Seite, ihren Rücken mir zugewandt und ihr langes Haar wie ein Fächer über dem Kissen ausgebreitet. Schlagartig hatte die Wut in mir denselben Pegel wie am Vorabend erreicht, als mir Henri mit schwarzem Gesicht einfiel, der meiner erschrockenen Amanda die Waffe an den Kopf gehalten hatte.
    In dem Moment war es mir egal, warum Henri jemanden umgebracht hatte, was er als Nächstes plante, warum das Buch so wichtig für ihn war oder warum er außer Kontrolle zu geraten schien.
    Mir war nur eine Sache wichtig: Ich musste für Amandas Sicherheit sorgen. Und für die des Babys.
    Es war fast halb acht. Ich schüttelte Amanda sanft an der Schulter. Sie schnellte mit weit aufgerissenen Augen nach oben und schnappte nach Luft, doch erst als sie mein Gesicht erkannte, ließ sie
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