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Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen

Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen

Titel: Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
Autoren: Lisa J. Smith
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Kapitel Eins
    Liebes Tagebuch,
    gestern Nacht hatte ich einen beängstigenden Traum. Alles war wieder genauso, wie ich es ein paar Stunden zuvor erlebt hatte. Ich befand mich in dem unterirdischen Versammlungsraum der Vitale Society und war in Ethans Gewalt, sein Messer kalt an meiner Kehle. Stefano und Damon fixierten uns wachsam und voller Anspannung; sie warteten auf den richtigen Moment, um sich auf ihn zu stürzen und mich zu retten. Aber ich wusste, dass sie trotz ihrer übernatürlichen Geschwindigkeit zu spät kommen würden; ich wusste, dass Ethan mir die Kehle aufschneiden und ich sterben würde.
    Da lag so viel Schmerz in Stefanos Augen. Es brach mir das Herz zu wissen, wie sehr ihn mein Tod peinigen würde. Ich hasste den Gedanken zu sterben, ohne dass Stefano erfuhr, dass ich mich für ihn entschieden hatte – nur für ihn –, und dass all meine Unentschlossenheit hinter mir lag.
    Ethan zog mich noch näher an sich, sein Arm schloss sich eng und unnachgiebig um meine Kehle wie ein Band aus Stahl. Ich spürte, wie die kalte Klinge in mein Fleisch schnitt.
    Plötzlich fiel Ethan wie vom Blitz getroffen um. Meredith stand mit wehendem Haar und dem wild entschlossenen Gesichtsausdruck einer Rachegöttin hinter ihm und hielt ihren Kampfstab hoch, mit dem sie Ethan einen tödlichen Stoß ins Herz versetzt hatte.
    Eigentlich hätte dies ein Moment des Glücks und der Erleichterung sein sollen. Im wahren Leben war es auch genau das gewesen: der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich überlebt hatte, dass ich mich in Stefanos Armen wiederfinden würde.
    Aber im Traum war Meredith’ Gesicht hinter einem Blitz aus purem weißen Licht verborgen. Mir wurde immer kälter und kälter und zugleich gefroren meine Gefühle. Meine Menschlichkeit entglitt mir und etwas Hartes und Unbeugsames … irgendetwas anderes … trat an ihre Stelle.
    In der Hitze des Gefechts hatte ich verdrängt, was James mir kurz zuvor offenbart hatte: dass meine Eltern mich den Wächtern versprochen hatten, dass es mir bestimmt war, eine von ihnen zu werden. Und jetzt waren sie gekommen, um ihren Anspruch geltend zu machen.
    Ich erwachte in panischer Angst.
    Elena Gilbert hielt inne und hob gedankenverloren ihren Stift an. Es widerstrebte ihr, noch mehr zu schreiben. Wenn sie in Worte fasste, wovor sie sich am meisten fürchtete, würde ihr diese Gefahr nur noch bedrohlicher erscheinen.
    Sie sah sich in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim um, ihrem neuen Zuhause. Bonnie und Meredith waren da gewesen, während sie geschlafen hatte. Bonnies Decke war zurückgeschlagen und ihr Laptop war von ihrem Schreibtisch verschwunden. Die Unordnung in Meredith’ Teil des Zimmers bewies, wie erschöpft Meredith gewesen sein musste: Die blutbefleckten Kleider, die sie beim Kampf gegen Ethan und seine Vampirmeute getragen hatte, lagen noch auf dem Boden verstreut. Ihre Waffen waren über das Bett verteilt, größtenteils auf eine Seite geschoben, als hätte die Vampirjägerin sich zum Schlafen zwischen ihnen eingerollt.
    Elena seufzte. Vielleicht konnte Meredith verstehen, wie sie sich fühlte. Meredith wusste, wie es war, ein vorbestimmtes Schicksal zu haben; sie wusste, wie es war, zu entdecken, dass die eigenen Hoffnungen und Träume letztendlich nicht zählten.
    Aber Meredith hatte ihr persönliches Schicksal willkommen geheißen. Jetzt gab es nichts Wichtigeres mehr für sie, als Ungeheuer zu jagen und Unschuldige zu beschützen.
    Elena bezweifelte, dass sie selbst eine ähnliche Erfüllung in ihrem Schicksal finden würde. Sie seufzte unglücklich und setzte den Stift wieder auf die Seite ihres Tagebuchs.
    Ich will keine Wächterin werden. Die Wächter haben meine Eltern getötet, und ich glaube nicht, dass ich jemals darüber hinwegkomme. Wären sie nicht gewesen, würden meine Eltern noch immer leben, und ich müsste mir nicht ständig um die Leute, die ich liebe, Sorgen machen. Die Wächter glauben nur an eines: ihre eigene Ordnung. Nicht an Gerechtigkeit. Und nicht an Liebe.
    So will ich niemals werden. Ich will niemals eine von ihnen sein.
    Aber habe ich überhaupt eine Wahl? James sprach davon, als sei es einfach etwas, das mir zustoßen würde – etwas, das ich nicht würde verhindern können. Als würde ich plötzlich in den Besitz von gewissen Kräften kommen, mich verändern und für alles bereit sein, was noch an schrecklichen Dingen geschehen würde.
    Elena rieb sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Obwohl sie lange geschlafen hatte,
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