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0534 - Der Unsichtbare

0534 - Der Unsichtbare

Titel: 0534 - Der Unsichtbare
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Jemand hatte die Polizei alarmiert. Mit zwei Streifenwagen waren die flics schnell zur Stelle, konnten aber nur noch Bestandsaufnahme machen. Der Mann, dessen Ausweis auf den Namen Jules Riviere lautete, lag mit extrem abgewinkelten Kopf in den Schatten zwischen zwei Häusern.
    Mittlerweile war es nicht mehr ganz so dunkel; große Scheinwerferbatterien machten die Nacht zum Tage. Chefinspektor Pierre Robin verdrehte die Augen, als Dr. Mathieu sich neben ihm aufbaute.
    »Sie? Konnte mir das nicht erspart bleiben, Mathieu?« ächzte der untersetzte, schnauzbärtige Robin. Der Polizeiarzt grinste von einem Ohr zum anderen. »Ihr Pech, wenn Sie sich unbedingt zur Nachtschicht melden müssen… der Mann ist eindeutig ermordet worden.«
    »Was Sie nicht sagen«, spottete Robin, der früher einmal in Paris seinen Dienst getan hatte, wegen seiner unkonventionellen Ermittlungsmethoden aber in Ungnade gefallen war – und dann auch noch so dreist war, damit eine höhere Aufklärungsquote zu erzielen als seine Kollegen. Die intrigierten fleißig und sorgten mit ihren neiderfüllten Ränkespielen dafür, daß er vor zwei Jahren in die Provinz strafversetzt wurde. Nach Lyon. Hier fiel er prompt ebenfalls auf. Daß Staatsanwalt Gaudian seine Hand über ihn hielt, war sein Glück. Ansonsten würde er vermutlich inzwischen wieder in Paris sein.
    Auf der befahrensten Kreuzung, den Verkehr regelnd, ohne Gasmaske.
    »Eine wirklich schöne Leiche, würde ich sagen, wenn wir in Wien wären«, verkündete der Polizeiarzt heiter. »Einen so glatten Genickbruch habe ich noch nie gesehen. Der Mörder muß eine schier unvorstellbare Kraft aufgewendet haben, die ich keinem normalen Menschen zutraue, nicht einmal Mister Universum oder einem Sumo-Ringer. Das zu berechnen, wird eine ganz besondere Herausforderung für mich werden. Übrigens hat der Mann eine Pistole abgefeuert. Ich habe an seiner rechten Hand geschnuppert. Da ist ein wenig Pulverdampf wahrzunehmen.«
    »Schön, daß er kein Linkshänder war«, brummte Robin sarkastisch. »Sonst hätten Sie es nicht erschnuppern können.«.
    Er mochte die Art des Mediziners nicht. Dr. Mathieu schien das Gemüt eines Fleischerhundes zu haben. Daß sein Auftreten in Wirklichkeit nur Maske war, ahnte niemand. Es war Mathieus Art, mit dem ständigen Schrecken fertig zu werden, mit welchem ihn seine Arbeit in der Mordkommission täglich konfrontierte. Daß er sich durch dieses Auftreten keine Freunde schaffte, war die Kehrseite der Medaille. Aber er war einfach nicht in der Lage, mit anderen darüber zu reden. Er fraß alles in sich hinein und benutzte seine Großschnauze als Blitzableiter für sich selbst.
    Jemand hatte geschossen. Der Schuß hatte die Anwohner aufgeschreckt, und zwei von ihnen waren so klug gewesen, die Polizei anzurufen. Die anderen spielten Vogel Strauß und ließen sich jetzt nicht einmal als Zeugen aus dem Bett klingeln, obgleich sie den Aussagen der anderen nach neugierig am erleuchteten Fenster gestanden haben mußten.
    Nur keine Scherereien, nur keine Probleme…
    Robin schob den Polizeiarzt zur Seite. Ein Fotograf lichtete den Toten gerade aus allen wichtigen Perspektiven ab. Vendell von der Spurensicherung trat auf Robin zu. In einer kleinen Plastikhülle befand sich eine Patronenhülse, die er Robin zeigte.
    »Die haben wir hier gefunden.«
    »Ach ja. Unser famoser Doktor hat ja auch Pulverdampf an der rechten Hand des Toten erschnuppert.«
    »Der Tote trug zwei aufgeladene Ersatzmagazine für eine Walther-Pistole in der rechten Innentasche seiner Jacke«, fuhr Vendell fort. »Das Kaliber«, er hielt die Patronenhülse hoch, »stimmt überein.«
    »Und?« fragte Robin.
    »Die Waffe fehlt. Darf ich mal spekulieren, Chefinspektor? Derjenige, der Riviere ermordete, hat die Waffe mitgenommen, mit der Riviere vorher auf ihn schoß – oder meinetwegen auch einen Warnschuß in die Luft abgab.«
    »Na wunderbar«, sagte Robin. »Und die Magazine hat er ihm in der Tasche gelassen…«
    »Weil er vielleicht nichts davon wußte und schnell verschwinden wollte. Geld und Ausweise hat er Riviere übrigens auch belassen – und die Beute.«
    »Beute?« Robin schnappte nach Luft. »Schaffen Sie es auch noch mal, mir das Wichtige in ein paar Sätzen konzentriert nahezubringen und mich nicht nur nach Stichworten schnappen zu lassen wie die Zirkusrobbe nach den Heringen?«
    »Beute. Eine Jute-Einkaufstasche voll mit Pretiosen. Die Preisschildchen hängen noch dran. Der Typ muß gerade vorher
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