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Meteor

Meteor

Titel: Meteor
Autoren: Dan Brown
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PROLOG
    An diesem gottverlassenen Ort gab es viele Möglichkeiten, zu Tode zu kommen. Der Geologe Charles Brophy hatte den Gefahren dieser grandiosen Gegend jahrelang getrotzt, doch das barbarische, widernatürliche Schicksal, das ihm nun bevorstand, traf ihn völlig unvorbereitet.
    Die vier Hunde, die Brophys schwer beladenen Schlitten mit den seismischen Messgeräten über die Tundra zogen, hielten plötzlich inne und schauten zum Himmel.
    »Was ist, Jungs?« Brophy stieg vom Schlitten.
    Aus den aufziehenden Sturmwolken löste sich in einem lang gezogenen Bogen ein tief fliegender Transporthubschrauber mit Doppelrotor und flog mit militärischer Unbeirrbarkeit über die eiszeitliche Hügelkette heran.
    Seltsam, dachte Brophy. So weit nördlich hatte er noch nie einen Hubschrauber gesehen. Die Maschine landete fünfzig Meter entfernt. Die Rotoren wirbelten eine stechende Wolke aus kristallinem Eisschnee auf. Die Hunde winselten ängstlich.
    Die Schiebetür des Hubschraubers tat sich auf. Zwei mit Gewehren bewaffnete Männer in weißer Allwetteruniform sprangen heraus und kamen zielstrebig näher.
    »Dr. Brophy?«, rief einer der beiden.
    »Woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte der Geologe verblüfft. »Wer sind Sie?«
    »Holen Sie bitte Ihr Funkgerät heraus.«
    »Wie bitte?«
    »Machen Sie schon!«

    Verwirrt zog Brophy das Gerät aus seinem Parka.
    »Sie müssen einen Notruf für uns absetzen. Bitte stellen Sie das Gerät auf einhundert Kilohertz ein.«
    Hundert Kilohertz! Brophy verstand gar nichts mehr. Auf einer so niedrigen Frequenz kann kein Mensch etwas empfangen! »Hatten Sie einen Unfall?«
    Der zweite Mann hob das Gewehr. Die Mündung war auf Brophys Kopf gerichtet. »Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit.
    Tun Sie, was wir Ihnen sagen.«
    Brophy stellte die Sendefrequenz ein. Seine Finger zitterten.
    Der erste Mann hielt ihm einen Merkzettel hin. Ein paar Zeilen standen darauf. »Und jetzt übermitteln Sie diese Nachricht! Los, Beeilung!«
    Brophy schaute auf den Zettel. »Aber ich verstehe nicht. Was hier steht, stimmt doch gar nicht! Ich habe nicht…«
    Der Mann drückte Brophy die Gewehrmündung an die Schläfe.
    Mit bebender Stimme übermittelte Brophy die eigenartige Nachricht.
    »Gut«, sagte der erste Mann. »Und jetzt steigen Sie in den Hubschrauber. Die Hunde ebenfalls.«
    Unter den vorgehaltenen Gewehren der Fremden bugsierte Brophy die widerstrebenden Hunde und den Schlitten eine Rutsche hinauf in den Frachtraum des Helikopters. Kaum dass er an Bord war, hob der Hubschrauber ab und flog nach Westen.
    »Wer sind Sie?«, rief Brophy den Männern über den Motorenlärm hinweg zu. Ihm brach der Schweiß aus. Und was hat diese Nachricht zu bedeuten?
    Die Männer blieben stumm.
    Der Hubschrauber gewann an Höhe. Ein eisiger Wind pfiff durch die offene Ladeluke. Brophys Schlittenhunde – vier Huskies – waren immer noch in ihrem Geschirr und winselten.
    »Sie könnten wenigstens die Luke zumachen! Sehen Sie denn nicht, dass meine Hunde Angst haben?«
    Die Männer gaben keine Antwort.
    Der Hubschrauber war nun auf zwölfhundert Meter gestiegen.
    Über einem zerklüfteten Eisfeld legte er sich steil in die Kurve.
    Die beiden Männer standen unvermittelt auf, packten den schwer beladenen Hundeschlitten und schoben ihn zur Ladeluke hinaus. Entsetzt beobachtete Brophy, wie seine Hunde sich gegen das tödliche Gewicht stemmten. Sekundenbruchteile darauf verschwanden die jaulenden Tiere in der Tiefe.
    Mit einem wütenden Schrei sprang Brophy auf. Die Männer packten ihn und schoben ihn zur offenen Luke. Halb wahnsinnig vor Angst, wehrte Brophy sich gegen die muskulösen Arme, die ihn aus der Maschine drängten.
    Gegenwehr war zwecklos. Einen Moment später trudelte auch er dem eisigen Abgrund entgegen.

1
    Toulos Restaurant liegt direkt am Capitol Hill. Es bietet ein politisch völlig unkorrektes Menü von Jungkalb und Pferdecarpaccio, womit es sich als die Adresse für das unverzichtbare späte Arbeitsfrühstück im Washingtoner Machtpoker empfiehlt.
    Heute Vormittag herrschte im Toulos reger Betrieb – klappernde Bestecke, fauchende Espressomaschinen und trillernde Handys bildeten die Geräuschkulisse. Der Oberkellner nahm gerade unauffällig einen Schluck von seiner allmorgendlichen Bloody Mary, als eine junge Dame das Lokal betrat. Er drehte sich um und setzte sein professionelles Lächeln auf.
    »Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?«
    Die Frau war attraktiv, Mitte dreißig, trug graue
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