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DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits

DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits

Titel: DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits
Autoren: Kenneth Robeson
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1.
     
    Die crémefarbene Jacht lag eine volle Meile von der nächsten Behausung entfernt an der Küste vor Anker. Schon das war recht merkwürdig.
    Es war Nacht. Hoch hing der Mond am Himmel, und in seinem bleichen Silberlicht hätte ein aufmerksamer Beobachter zwei Gestalten wahrnehmen können, die sich auf dem Deck der Jacht hinter Aufbauten duckten. Beide hatten Gewehre und schienen eingehend das Ufer zu beobachten.
    Es hätten sich andere und bessere Ankerbuchten finden lassen – näher an Bar Harbor heran, dem sommerlichen Treffpunkt der Segelfans an der Küste von Maine. Aber dort lagen bereits Boote aller erdenklichen Gattungen und Größenordnungen, und die Männer an Bord der cremefarbenen Jacht schienen es vorzuziehen, allein zu bleiben.
    Der eine der beiden Männer, die sich hinter den Aufbauten versteckten, hatte gerade wieder sein Fernglas an die Augen gehoben.
    »Siehst du es, Tige?« fragte der andere.
    »Bin mir nicht sicher«, sagte der Mann mit dem Fernglas. Er war hager und hatte so etwas wie ein Habichtsgesicht. Sein Kinn bewegte sich unablässig; er kaute Kautabak.
    Die Jacht war nur mittelgroß, etwa dreißig Meter lang, aber ihrer Ausstattung nach wäre sie eines Königs würdig gewesen. Die Holzaufbauten waren aus Teak und Mahagoni, alle Polstersitze aus echtem Rindsleder, und sie hatte an Bord auch sonst jeden nur erdenklichen Luxus aufzuweisen, von Bars mit indirekter Beleuchtung bis hin zu einem Bordlautsprechersystem.
    Um so nackter und kahler war das Ufer der kleinen Bucht, in der sie lag. Nichts wuchs dort, nur Felsblöcke, manche von der Größe kleiner Häuser, lagen herum. Eine unwirtliche Gegend, der man, zumal bei Nacht, alles hätte Zutrauen können. Die Schatten hinter den Felsblöcken, die vom Mondlicht geworfen wurden, sahen wie lauernde Gespensterwesen aus.
    »Da war es!« hauchte Tige plötzlich. »Bin mir verdammt sicher!«
    »Sollten wir dann nicht lieber das Zeichen geben?« fragte der andere Mann.
    Tige schien zu überlegen, während er weiter auf seinem Kautabak herumkaute. »Ja«, murmelte er. »Aber lassen Sie mich das machen.«
    Tige schlich auf die kleine Brücke der Jacht; richtete sich dort auf und entzündete eine Zigarette. Er ließ das Streichholz brennen, bis es ihm fast die Finger verbrannte, ehe er es über die Reling schnippte. Es war eine ganz natürliche Geste, aber vom Ufer aus mußte die Streichholzflamme klar zu sehen gewesen sein.
    Tige schlich sich von der Brücke wieder an Deck. Die Zigarette ließ er dort fallen und brachte sie mit einem sicher gezielten Strahl Tabaksaft zum Verlöschen. Kleine Schweißtröpfchen standen auf seiner Stirn. Mit dem Handrücken wischte er darüber hin.
    »Ob sie das Zeichen gesehen haben?« fragte der andere.
    »Will ich doch schwer hoffen, dafür werden sie ja bezahlt«, grollte Tige.
    Die cremefarbene Jacht hätte ein schwimmender Sarg sein können, so gespenstisch still war es an Bord. Tige und sein Gefährte, beide mit den Gewehren im Anschlag, beäugten weiter die dunklen Felsen am Ufer.
    »Wie viele Anschläge hat Chelton Raymond jetzt schon hinter sich?« fragte Tige leise.
    »Zwei.« Der andere bewegte sich, und im Mondlicht blitzten die blanken Knöpfe seiner Uniform und der
    Goldbortenrand seiner Schiffsoffiziersmütze. »Hat Chelton Ihnen das denn nicht gesagt?«
    »Nicht direkt.« Tige spie einen weiteren Strahl Tabaksaft auf Deck. »Hören Sie, bleiben Sie mit Ihrer blitzenden Mütze lieber unten. Sie geben sonst ein prächtiges Schußziel ab.«
    Der Jachtoffizier duckte sich tiefer. »Danke.«
    »Und was hat Chelton sonst noch gesagt?« erkundigte sich Tige.
    Der andere zögerte. »Sie wissen doch selber, daß er nicht gerade viel redet. Er sagte nur, daß bisher zwei Anschläge auf sein Leben erfolgt wären und daß er nach jemand aus den Bergen in Kentucky geschickt hätte, der ein guter Kämpfer sei.«
    Tige ließ ein Kichern hören, das wie knisterndes Papier klang. »Wir Raymonds sind alle Kämpfer.« Dann schwieg er erneut, und beide beobachteten weiter angestrengt das Ufer.
    Der Mann aus den Kentucky-Bergen hätte jedoch Augen wie ein Nachtvogel haben müssen, um die Gestalt, die sich gespenstisch wie ein Phantom zwischen den Uferfelsen bewegte, noch länger verfolgen zu können, nachdem er sie einmal kurz entdeckt zu haben glaubte. Im Schatten eines Felsblocks verhielt sie und starrte ihrerseits angestrengt zu der Jacht hinüber, die zwar in völliger Stille, aber keineswegs in völligem Dunkel
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