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DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits

DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits

Titel: DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits
Autoren: Kenneth Robeson
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Brandungswellen auf schäumten. Zweihundert Meter weiter südlich jedoch gab es keine Riffe, sondern freies Wasser bis hin zum Strand, wo die Kanus, Motorboote und kleinen Segelboote der Sommergäste lagen, während die größeren Motor- und Segeljachten weiter draußen an Ankerbojen vertäut waren.
    Zu dieser späten Nachtstunde herrschte am Strand kaum noch Betrieb. Nur auf einer der größeren Jachten weiter draußen war offenbar eine Tanzparty noch voll im Gange.
    Dann war über dem rhythmischen Stampfen der Musik plötzlich ein pfeifendes Singen zu hören. Einer der Partygäste wurde eigentlich nur dadurch aufmerksam, daß ein am Himmel dahinhuschender Schatten momentan den Mond verdunkelte.
    Es war ein Flugboot, das von Land her auf See hinausflog, dort wendete und zur Wasserung ansetzend auf den Strand zugerauscht kam. Das hohe Singen stammte von den beiden Turboprop-Motoren, und der Rumpf und die Tragflächen waren ganz in mattem Bronzeton gehalten – aber so genau sah der Partygast nicht hin und kehrte als der Snob, der er war, wieder unter Deck zurück, ohne von seinen Beobachtungen zu berichten.
    Das Flugboot hatte etwa hundertfünfzig Meter vom Strand entfernt Anker geworfen, und das Singen seiner Turboprop-Motoren hing noch in der Nachtluft, als dort, wo der Zickzackpfad von der Klippe herabführte, eine Bewegung zu erkennen war. Der tief hängende Mond stand so, daß er nur an einer Stelle den schmalen Weg beleuchtete, und über diesen hellen Fleck hinweggleitend wurde ein, zwei Sekunden lang eine Gestalt sichtbar.
    Es war die merkwürdige Erscheinung in Lederkleidung und Waschbärfellmütze, und unter dem Arm hielt sie ihren überlangen Vorderlader. Sie folgte dem Zickzackpfad jedoch nicht bis zum Strand hinunter, sondern bog in den Querweg ein, der sich etwa auf halber Höhe der Klippe entlangzog. Dort, auf einer kleinen Aussichtsplattform, die der sich an einer Stelle verbreiternde Pfad bildete, verhielt die Gestalt, richtete einmal kurz den Vorderlader auf das eben gelandete Flugboot, als ob sie den Schußwinkel prüfen wollte, und senkte das lange Gewehr dann wieder und wartete reglos ab.
    Draußen auf dem Wasser zerrte das Flugboot an seiner Ankerleine und war von der Strömung halb zur Seite gedreht worden. Eine Klappe im Bootsdeck öffnete sich; eine geradezu riesenhafte Hand erschien, hielt sich am Lukenrand fest, und ein Mann hievte sich heraus.
    Nach der riesigen Pranke hätte man einen ebenso großen Kerl von dreihundert Pfund erwarten können, aber da enttäuschte der Mann, der nun auf dem Lukenrand saß. Er war nur gut mittelgroß und sah sich mit einem griesgrämigen Gesicht um, als ob er nicht viel von der Welt und noch weniger von diesem Teil der Maine-Küste hielt.
    Der mißmutige Ausdruck besagte jedoch genau das Gegenteil. Es war eine merkwürdige Eigenart des großfäustigen ›Renny‹ – mit vollem Namen Colonel John Renwick und ein Ingenieur von weltweitem Ruf –, daß sein Gesichtsausdruck immer genau das Gegenteil von dem widerspiegelte, was er gerade fühlte. Im Augenblick zum Beispiel war er mit sich und der Welt durchaus zufrieden.
    »Renny!« tönte eine halblaute Stimme aus dem Inneren des Flugboots.
    »Ja?« Die Stimme des Mannes mit den Riesenfäusten war von Natur aus so laut, daß er stets Mühe hatte, halbwegs leise zu sprechen. »Was ist, Long Tom?«
    »Doc sagt, noch nicht rausklettern.«
    »Warum nicht?«
    »Mann mit Gewehr auf halber Höhe der Klippe, sagt Doc.«
    Renny reagierte darauf nicht etwa überhastet, sondern sah sich erst noch einmal um, ehe er sich dann, scheinbar von der nächtlichen Aussicht gelangweilt, wieder in die Luke fallen ließ. Dort in der Kabine des Flugboots sah er Long Tom forschend an.
    Long Tom war nicht etwa »lang«. Im Gegenteil, er reichte Renny nicht einmal bis zur Schulter, und mit seiner blassen Gesichtsfarbe und dem wenigen Fleisch, das er auf den Knochen hatte, wirkte er wie ein Nachtschattengewächs. Oder wie jemand, der nach längerem Aufenthalt gerade aus einem Krankenhaus entlassen worden war. Auch hier täuschte der äußere Eindruck. Long Tom war bei bester Gesundheit. Sein voller Name war Major Thomas J. Roberts.
    »Heiliges Kanonenrohr!« polterte Renny. »Von einem Kerl mit Gewehr hab’ ich nichts gesehen.«
    Eine Anzahl Kisten stand an den beiden Seiten der Flugbootkabine, die vorn, zur Kanzel hin, mit einem Schott abschloß, das sich in diesem Moment einen Spaltbreit öffnete.
    Ein geradezu unglaublicher Unterarm
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