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DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits

DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits

Titel: DS027 - Der Mörder aus dem Jenseits
Autoren: Kenneth Robeson
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sagte da eine neue Stimme. »Laß mich lieber als ersten reingehen.«
    Tige zog seine Hand aus dem Loch in der Tür, als hätte er sie sich verbrannt. Ein Faden Tabaksaft lief ihm über das Kinn.
    »Chelton Raymond!« japste er. »Dann warst du also gar nicht in der Kabine?«
    »Nein«, sagte Chelton Raymond, »und das dürfte mein Glück gewesen sein.«
    Raymond war ein langaufgeschossener, dünner Mann, der so aussah, als habe man ihn zu lange in Wasserstoffsuperoxyd gebadet, denn nicht nur seine Haare, auch seine Augenbrauen und sein Schnurrbart waren hellblond, beinahe weiß, und hoben sich in starkem Kontrast von seiner tiefgebräunten Haut ab, die aber nicht wettergegerbt wirkte, sondern gleichmäßig samtbraun, so als ob er sie nur genau dosiert der Sonne auszusetzen pflegte.
    Sein weißer Anzug war offensichtlich maßgeschneidert; der Rahmen der Brille, die ihm auf der Nase saß, mochte aus Platin sein; alles an ihm strahlte Reichtum und Eleganz aus.
    Auf Kreppsohlen trat er lautlos vor, langte aber nicht durch das Loch, sondern steckte von außen einfach den Schlüssel ins Schloß.
    »Ich war achtern unter Deck und beobachtete durch ein Bullauge das Ufer, nachdem die Detektive von dort abgestoßen hatten.« Ein schweres Nachtglas baumelte ihm vom Hals.
    »Und – hast du was gesehen?« fragte Tige.
    »Nein, nichts.« Auch Chelton Raymond sprach in der leicht schleppenden Weise der Leute aus den Kentucky-Bergen, aber nicht so ausgeprägt wie Tige.
    Die Stateroomtür schwang auf. Chelton Raymond trat ein, zog Tige mit und bedeutete durch eine Geste den Detektiven und Männern der Jachtbesatzung, draußen zu warten, während er die Kabinentür schloß.
    »So, du hast dem Geisterschützen also ’ne Puppe hinstaffiert?« murmelte Tige, als er das Arrangement in dem Sessel vor dem Kabinenfenster sah.
    Chelton Raymond ging hinüber und untersuchte die raffiniert aus einem Kissen, einer Decke, einer darübergezogenen Jacke und aufgesetzten Mütze nachgeformte menschliche Gestalt. »Da, sieh mal, wo die Kugel getroffen hat, Tige«, sagte er.
    Tige trat heran. »Mann, wenn das dein Gesicht gewesen wär’, genau zwischen die Augen!«
    Chelton Raymond fuhr sich mit der Zungenspitze über den weißblonden Schnurrbart. »Hat er drüben in den Kentucky-Bergen auch solche Maßarbeit geleistet, Tige?«
    »Ich selbst hab’s nie gesehen, war niemals dabei.«
    »Aber in den Zeitungen, glaube ich, habe ich etwas gelesen.«
    »Ja, schon.« Tige spie einen Tabaksaftstrahl durch das Schußloch im Kabinenfenster. »Aber die Provinzblättchen bei uns in den Bergen haben nicht mal von der Hälfte der Fälle erfahren.«
    »Tige«, sagte Chelton betont, »ich möchte deine offene, ehrliche Meinung hören.«
    »Klar, dir als meinem Cousin werd’ ich doch keine Lügen auftischen.«
    »Glaubst du, daß die Gestalt mit der Waschbärfellmütze wirklich ein Geist ist? Ich meine, das Schreiende Phantom, von dem in den Bergen immer erzählt wird?«
    »Das Schreiende Phantom ist seit über hundert Jahren tot«, sagte Tige gedehnt.
    »Das weiß ich.«
    Ein tiefer Seufzer entrang sich Tiges breiter Brust. »Tige Raymond Eller hat noch nie an Gespenstermärchen geglaubt, aber ...«
    »Aber – was? Druckse nicht herum. Glaubst du, daß die Erscheinung, die wir da vorhin am Strand gesehen haben, ein wirklicher, lebender Mensch ist?«
    »Ich weiß es nicht. Nachdem ich meine Kugel genau gezielt habe, sie aber offenbar nicht getroffen wurde, kann es sich beinahe nur um ’ne Spukerscheinung gehandelt haben.«
    Beide Männer sahen sich einen Augenblick an. »Aber das ist doch absurd«, erklärte Chelton schließlich.
    »Kann man wohl sagen.« Tige bohrte einen Finger in das Loch der Attrappe. »Aber das hier ist nicht absurd, das ist sehr real.«
    »Ja.« Chelton kniff die Lippen zusammen. »Hör zu, Tige. Die Sache wächst uns über den Kopf. Wir zwei werden nicht damit fertig.«
    »Ein Raymond hat noch nie vor jemand gekniffen«, murmelte Tige.
    »Verdammt, aber das Schreiende Phantom ist kein Jemand. Es ist schon seit über hundert Jahren tot. Wie sollen wir es da noch bekämpfen?«
    »Nein, Gespensterjäger sind wir nicht«, pflichtete ihm Tige bei,
    »Eben. Hast du schon mal etwas von Doc Savage gehört, Tige?«
    »Kann mich nicht erinnern. Wer ist das?«
    »Wenn du da erst noch fragen mußt, läßt deine Allgemeinbildung schwer zu wünschen übrig«, sagte Chelton Raymond, und seine Worte klangen durchaus nicht
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