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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss
Autoren: TASHA ALEXANDER
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ist daher Ihr gutes Recht, mir noch einmal eine Ohrfeige zu geben.“ Colin begann, mit einer Locke zu spielen, die sich aus meiner Frisur gelöst hatte.
    Ich legte den Kopf an seine Brust. „Ich glaube, ich möchte Sie gar nicht schlagen. Wenn jemand mich drängen würde, die Wahrheit zu sagen, dann müsste ich sogar zugeben, dass es mir sehr gut gefallen hat, als sie mich auf der Pont Neuf küssten.“
    „Ich hätte es dennoch nicht tun dürfen. Nicht in jener Situation. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen, Emily.“
    „Mein Verhalten sollte eigentlich beweisen, dass ich Ihnen längst verziehen habe.“
    Er beugte sich zu mir hinunter, so als wolle er mich erneut küssen. Doch stattdessen fragte er: „Ist es noch zu früh? Ich weiß natürlich, dass die offizielle Trauerzeit vorbei ist. Aber Sie haben in den letzten Monaten viel durchmachen müssen, auch emotional.“
    Lächelnd sah ich ihn an. „Mir geht es gut. Was ich durchgemacht habe, hat mir in mancher Beziehung sehr geholfen. Wenn es anders gewesen wäre, hätte ich mir vielleicht mein Leben lang vorgeworfen, Philip nie geliebt und seinen Tod nie bedauert zu haben. Ich bin froh, dass ich zuletzt aufrichtig um ihn trauern konnte.“
    „Er war ein wunderbarer Mensch.“
    „Ja, das ist mir inzwischen auch klar geworden. Schade, dass ich es nicht früher bemerkt habe.“ Unwillkürlich seufzte ich auf. „Wenn er nicht gestorben wäre, hätte ich womöglich nie erkannt, welche Qualitäten er besaß. Würde er noch leben, so hätte ich ihm vielleicht nie meine Liebe geschenkt. Doch dieses Kapitel meines Lebens ist beendet. Ich schaue voller Hoffnung und Freude in die Zukunft.“
    „Das ist gut!“ Colin warf einen Blick auf die Uhr. „Leider muss ich los. Mein Bruder erwartet mich. Wann wollen Sie nach Ashton Hall übersiedeln?“
    „Morgen. Anfang des nächsten Jahres werde ich noch einmal für kurze Zeit nach London kommen, ehe ich nach Santorin reise.“
    „Ich wünschte, ich hätte einen anderen Reisetermin für Sie organisiert. Dann könnte ich Sie sehen, ehe Sie England verlassen.“
    „Sie bleiben nicht in London?“
    „Nein, ich habe einiges in Berlin zu erledigen.“
    „Könnten mich Ihre Aufgaben dort interessieren?“
    Er lachte. „Überhaupt nicht!“ Nachdem er mir einen kleinen Kuss gegeben hatte, drückte er mir ein in silbernes Papier eingeschlagenes Päckchen in die Hand und verabschiedete sich mit den Worten „Sie werden mir fehlen, Emily.“
    Leider sah er nicht, wie meine Augen aufleuchteten, als ich das Geschenk auspackte. Es handelte sich um einen goldenen Apfel, der die Inschrift „Te Kalliste“ trug.
    Ivy, die mir gemeinsam mit Robert einen letzten vorweihnachtlichen Besuch abstattete, war genauso begeistert wie ich. „Welch ein bezauberndes Geschenk!“, rief sie. „Nun, Mr Hargreaves war mir eigentlich schon immer sympathisch. Sag, Emily, hast du dich ein wenig in ihn verliebt?“
    Ich zuckte die Schultern.
    „Es war dumm von uns, ihn für einen Verbrecher zu halten.“
    „Sein Verhalten legte den Verdacht nahe, er könne etwas mit den Kunstfälschern zu tun haben.“
    „Wie gut, dass das alles vorbei ist! Es war natürlich sehr aufregend. Aber ich bin noch immer zutiefst schockiert über Andrews und Arthurs Skrupellosigkeit.“
    Ich runzelte die Stirn, um mir eine Zeile aus der Ilias in Erinnerung zu rufen. „So wunderbar geformt, doch nur, um andere zu täuschen“, zitierte ich vermutlich nicht ganz korrekt. „Der arme Lord Palmer! Er hat sehr gelitten. Nur gut, dass man ihm die Freveltaten seiner Söhne nicht zum Vorwurf macht.“
    „Ja, er ist nach wie vor überall gern gesehen, nicht wahr.“ Ivy warf plötzlich einen nervösen Blick auf Robert, der einen Sessel in der Nähe des Kamins gewählt hatte und die Zeitung las. „Wird Davis uns wirklich Port bringen? Ich weiß nicht, ob ich es wage …“
    „Es ist niemand hier, der schlecht über dich reden würde, nur weil du ein wenig Portwein trinkst. Robert sollte sich an den Gedanken gewöhnen, dass eine Dame nicht nur Sherry mag.“
    „Aber er glaubt an all diese dummen Regeln.“
    „Das kann sich ändern. Vielleicht wird Colin ihn eines Tages sogar in den Reform-Club mitnehmen.“
    Meine Freundin schüttelte lachend den Kopf. „Niemals würde Robert sich für die modernen Ideen einsetzen, die die Clubmitglieder vertreten.“
    In diesem Moment erschien Davis mit dem Port. Auf meine Bitte hin füllte er drei Gläser und reichte jedem von uns
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