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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss
Autoren: TASHA ALEXANDER
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eines.
    Robert hob den Kopf und sagte: „Liebe Emily, wenn du weiterhin versuchst, meine Gemahlin vom rechten Weg abzubringen, werde ich wohl einschreiten müssen.“
    Ivy starrte ihn aus großen Augen an.
    „Es gehört sich nicht“, stellte Robert fest, „den Butler mit dem Einschenken des Portweins zu beauftragen. Der Gastgeber selbst nimmt die Karaffe und füllt das Glas seines Nachbarn zur Linken. Dieser wiederum füllt das Glas seines Nachbarn und so weiter. Da wir nicht an der Dinnertafel, sondern in der Bibliothek sitzen, kann man die Regeln vielleicht ein wenig lockern. Aber man sollte dabei bleiben, immer denjenigen zu bedienen, der links von einem sitzt. Und wenn Ihr Glas leer ist, dürfen Sie nie um die Karaffe bitten. Stattdessen fragen Sie denjenigen, bei dem der Port gerade steht, ob er den Bischof von Norwich kennt. Jeder Gentleman mit einem Minimum an Erziehung wird dann sogleich dafür sorgen, dass Ihr Glas wieder gefüllt wird.“
    „Robert“, rief ich lachend aus, „es besteht tatsächlich noch Hoffnung für Sie!“
    Er erhob sich, trat zu seiner Frau und legte ihr leicht die Hände auf die Schultern. „Darling“, sagt er, „du wirst verstehen, dass ich so etwas nur zulassen kann, wenn wir unter uns sind. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich darauf freue, daheim nach dem Dinner ab und zu ein Glas Port mit dir zu trinken.“
    3. Dezember 1888, Ostafrika
    Noch nie habe ich mich so erschöpft gefühlt. Habe mich anscheinend mit irgendeiner Tropenkrankheit angesteckt. Will aber noch aufschreiben, was passiert ist.
    Habe endlich meinen Elefanten erlegt und freue mich darauf, Kallista von dem wundervollen Jagdabenteuer zu erzählen. Hoffe, sie hat auch Neuigkeiten für mich. Es wäre wunderbar, wenn sie mir bald einen Sohn und Erben schenken würde.

36. KAPITEL
    Die Weihnachtstage, die ich mit meiner Verwandtschaft in Ashton Hall verbrachte, vergingen schnell und erstaunlicherweise ohne irgendwelche unangenehmen Zwischenfälle. Zu Beginn des neuen Jahres fuhr ich noch einmal kurz nach London, ehe ich mich auf die weite Reise nach Griechenland machte. In Paris legte ich eine Zwischenstation ein, um mich mit Cécile zu treffen.
    Meg, die anfangs jeden Aufenthalt im Ausland gehasst hatte, war inzwischen zu einer begeisterten Abenteurerin geworden. Anscheinend hatte das Buch von Amelia Edwards, das ich ihr zu lesen gegeben hatte, wahre Wunder gewirkt. Auch war es vermutlich hilfreich, dass sie sich mit Céciles Zofe Odette angefreundet hatte, die recht reiselustig war.
    Wir alle waren erschöpft, als unser Schiff endlich im Hafen von Santorin anlegte. Es war seltsam, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Mit einem Eselskarren ließen wir uns zu meiner Villa bringen. Sie war etwas abseits vom Dorf auf einem Felsen erbaut worden, von wo aus man einen geradezu berauschenden Ausblick aufs Meer hatte. Auch konnte man von dort aus gut den vulkanischen Ursprung der Insel erkennen. Ich war zutiefst beeindruckt.
    Doch nicht nur die Lage, auch das Innere der Villa war bezaubernd. Die geräumigen Zimmer waren weiß gestrichen, durch große Fenster fiel das mit nichts zu vergleichende Licht der Ägäis herein. Es gab nur wenige Türen. Stattdessen schritt man unter Rundbögen hindurch von einem Zimmer ins andere. Neben traditionellen griechischen Einrichtungsgegenständen fanden wir ein paar englische Möbel vor, die ich jedoch schon in der ersten Woche aus dem Haus verbannte. Die Bewohner des Dorfes nahmen sie gern als Geschenk entgegen. Für sie waren Chintzsessel und ähnliche Monstrositäten schließlich etwas Neues.
    Ich hatte damit gerechnet, dass Philip seine Sammlung impressionistischer Bilder hier aufgehängt hatte, und wurde nicht enttäuscht. In dieser einfachen, hellen Umgebung kamen die Kunstwerke perfekt zur Geltung. Ich wurde nicht müde, sie immer wieder zu betrachten.
    Cécile suchte sich ein bequemes Schlafzimmer mit einem kleinen Nebenraum für Odette aus. Ich entschied mich für einen Raum mit einem Balkon, von dem aus ich aufs Meer schauen konnte, wann immer ich wollte. In warmen Nächten ließ ich die blau gestrichene Tür offen, sodass ich vom Bett aus die Sterne bewundern konnte.
    Wir gewöhnten uns rasch an das Leben in Griechenland. Anders als Philip stellte ich keinen englischen Küchenchef ein, sondern fragte Mrs Katevatis, die mir als beste Köchin der Insel empfohlen worden war, ob sie für uns kochen wolle. Sie sagte zu und verwöhnte uns von da an mit
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