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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss
Autoren: TASHA ALEXANDER
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Worten reichte ich ihm die Hand, und er hauchte einen Kuss darauf. „Meine Mutter wollte gerade aufbrechen“, fuhr ich fort. „Gewiss nehmen Sie es ihr nicht übel, wenn sie uns allein lässt.“
    „Natürlich nicht. Lady Bromley“, er verbeugte sich vor ihr, „es ist stets ein Vergnügen, Sie zu treffen.“
    „Danke.“ Sie erhob sich und stieß, da sie vor Colin nicht mit mir streiten wollte, ärgerlich die Spitze ihres Regenschirms auf den Boden. „Werden Sie heute auch Mrs Barrings Ball besuchen?“
    „Leider nicht. Ich habe eine andere Verpflichtung.“ Er verbeugte sich noch einmal und schloss dann die Tür hinter meiner Mutter. Als er sich zu mir umwandte, wirkte er sehr ernst. „Emily, ich bin sozusagen aus geschäftlichen Gründen hier.“
    „Ja?“
    „Ich habe Ihre Aussage gelesen. Sie haben bei der Polizei mehrfach darauf hingewiesen, dass Attewater mit den Diebstählen nichts zu tun hatte.“
    „Das stimmt. Mr Attewater ist ein Künstler, der die Wünsche seiner Kunden zu erfüllen sucht. Er betrügt seine Auftraggeber nicht. Jedes seiner Werke ist signiert, und er macht nie einen Hehl daraus, dass er Kopien anbietet.“
    „Das glauben Sie doch nicht wirklich?“
    „O doch. Jeder, der sich mit Mr Attewaters finanzieller Situation auseinandersetzt, stellt schnell fest, dass er nicht viel verdient. Wenn er seine Nachbildungen als Originale verkaufen würde, könnte er über deutlich mehr Geld verfügen.“
    „Es heißt, Sie selbst hätten ihm auch einen Auftrag erteilt.“
    „Allerdings.“
    „Ich weiß, dass Sie sich oft mit ihm unterhalten haben und dass er es war, der für Sie die Fälschungen im British Museum identifiziert hat. Sind Sie sicher, dass er Ihnen alle gezeigt hat?“
    „Wir haben natürlich nur die griechische und die römische Abteilung besucht. Aber dort hat er mich bestimmt auf alle Kopien hingewiesen.“
    „Sie würden also beschwören, dass er nicht in die Diebstähle verwickelt war?“
    Ich runzelte die Stirn. „Eine Dame sollte niemals schwören.“
    „Mehr haben Sie mir dazu nicht zu sagen?“
    Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Die Vorstellung, dass sein Fragment mit dem Knabenkopf unentdeckt bleiben würde, gefiel mir.
    „Nun gut. Ich selbst bin zwar nicht von Attewaters Unschuld überzeugt, aber ich kann ihm keine Verstöße gegen das Gesetz nachweisen. Auch glaube ich nicht, dass er – sofern er sich schuldig gemacht hat – die Möglichkeit besitzt, das Geschäft ohne die Palmers fortzuführen. Deshalb werde ich ihn vorerst in Ruhe lassen. Allerdings …“ Er unterbrach sich, musterte mich nachdenklich und erklärte schließlich: „Nein, ich werde Sie nicht noch einmal bitten, sich von ihm fernzuhalten.“
    „Danke, Mr Hargreaves. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie meine Menschenkenntnis und meine Urteilskraft nicht mehr anzweifeln.“
    Colin hob die Brauen. „Oh, damit hat das nichts zu tun. Ich habe mir einfach angewöhnt, meine Energie nicht in nutzlose Unternehmungen zu stecken.“
    „Dann wollen wir nicht länger über das Thema reden. Schade, dass Sie nicht bei den Barrings sein werden. Ich fürchte, es wird ein langweiliger Abend. Allerdings hätte ich gern mit Ihnen getanzt, jetzt, da die Trauerzeit vorbei ist.“
    „Ich finde es inzwischen beinahe schöner, im Salon mit Ihnen zu tanzen.“ Er griff nach meiner Hand und zog mich vom Stuhl hoch. Dann legte er mir die Hand auf die Taille.
    Plötzlich war er mir sehr nah. Der Duft seiner Seife stieg mir in die Nase, unter seinen Fingern schien meine Haut zu glühen. Ein heißer Schauer überlief mich. Ich legte den Kopf in den Nacken und schaute zu Colin auf.
    Wir hätten bestimmt begonnen, Walzer zu tanzen, wenn unsere Blicke sich nicht getroffen hätten. Mir war, als würde ich in seinen Augen versinken. Keiner von uns rührte sich. Erst nach einer Weile legte Colin mir sanft zwei Finger unters Kinn. Dann küsste er mich.
    Als er meinen Mund endlich freigab, murmelte er etwas auf Griechisch, was sich wie ein Zitat aus der Ilias anhörte. Ich war jedoch viel zu verwirrt, um es übersetzen zu können. Mein Herz klopfte zum Zerspringen, mein Puls raste, und in meinem Bauch tanzten wieder Schmetterlinge.
    „Ich weiß nicht, wie Sie es anstellen“, sagte er. „Sobald Sie mich berühren, verliere ich jede Selbstbeherrschung.“
    „Hm“, gab ich zurück, „ich kenne das Gefühl.“ Diesmal küsste ich ihn.
    „Ich fürchte, ich habe mich wieder einmal nicht wie ein Gentleman benommen. Es
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