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Julia - Vorsicht, bissig

Julia - Vorsicht, bissig

Titel: Julia - Vorsicht, bissig
Autoren: Stefanie Pape
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Aus Angst grün vor Neid zu werden, wenn er noch länger das Glück seines kleinen Bruders hautnah mitverfolgte, war Daniel Branson von London nach Florenz geflüchtet. Nicht dass er Christopher nicht gönnte, seine Frau gefunden zu haben. Er liebte seinen kleinen Bruder. Und Quinn war reizend. Außerdem hatte er nie erwartet, dass das Schicksal chronologisch arbeiten würde. Aber, Herrgott, Christopher war ein knapp über 100-jähriger Grünschnabel. Daniel hingegen war über 430 Jahre alt. Und gerade spürte er die Last eines jeden Jahres auf seinen Schultern.
    Er stapfte den Weg nach Fiesole herauf, weil er Florenz bei Nacht sehen wollte. Sofern das trotz des Smogs möglich war. Wie gern erinnerte er sich an die Stadt zurück, in die er sich vor rund 200 Jahren verliebt hatte. Damals hatte er sofort eine Wohnung gekauft. Und heute musste er vorgegeben, der Ur-ur-ur-enkel des damaligen Käufers zu sein, damit nicht auffiel, dass er nicht alterte. Verdammt! Daniel kickte einen Kieselstein beiseite. Sein Onkel Marius war mehr als 1200 Jahre alt und hatte seine Seelenverwandte noch nicht gefunden. Als seine eigenen Eltern einander kennenlernten, war seine Mutter Mathilda bereits 500 Jahre alt. Und doch, obwohl er wusste, dass ihm möglicherweise noch eine lange Zeit des Wartens bevorstand, sehnte er sich so sehr nach einer Gefährtin in seinem Leben, einer Frau, mit der er alles teilen könnte.

    Witternd hob Daniel den Kopf, als er ein wohlbekanntes Aroma in der Luft entdeckte. Sofort waren alle seine Sinne geschärft und sein Jagdinstinkt erwachte. Daniel ließ sich von dem Duft leiten. Und nur einen Augenblick später sah er sie. Eine junge Frau lag wie ein gefallener Engel auf der Wiese. Ihr rotes Haar lag wie Sonnenstrahlen um ihren Kopf gebreitet. Und sie war – Daniels Augen verengten sich – sie war über und über mit Farbe bedeckt. Was für ein kranker Irrer hatte ihr das angetan? Als Daniel neben sie trat und sich bücken wollte, um ihren Puls zu ertasten, richtete sie sich auf und er machte vor Schreck beinahe einen Satz rückwärts. „Ähm, äh, ich dachte, sie… Sind Sie verletzt? Kann ich Ihnen helfen?“, stammelte er. Sein Blick glitt über ihren Körper, bevor er ihr Gesicht betrachtete.
    Mit ihrer geraden, aristokratischen Nase und dem glänzenden, tizianroten Haaren, die in wilden Locken ihr Gesicht umrahmten, sah sie aus wie eine antike römische Kaiserin. Ihre grünen Augen zeigten Überraschung. „Nein, ich bin nicht verletzt.“
    „Aber -“ Daniel biss sich auf die Zunge, weil er beinahe gesagt hätte, dass er ihr Blut riechen konnte. Vermutlich handelte es sich nur um einen kleinen Kratzer. „Aber was tun Sie dann hier?“
    „Ich sammle Material für ein Buch über Pompeo Massani. Und dann traf ich Ercole – wir kennen uns von der Kunstakademie – und er bat mich, für sein krankes Model einzuspringen“, die junge Frau unterbrach sich, „warum erkläre ich Ihnen das überhaupt?“ Jetzt erst bemerkte er den jungen Mann, der grüßend eine Hand hob, als er erwähnt wurde. Daniel war so auf die Frau fokussiert gewesen, dass er ihn komplett übersehen hatte. „Sie schreiben ein Buch über Pompeo Massani?“, fragte er sie.
    „Ja. Wieso?“
    „Das ist faszinierend. Ich bitte Sie – ich weiß, es hört sich an, als würde ich in einer Spelunke ‚kennen wir uns nicht ?‘ fragen – ich habe von meinem Ur-ur-irgendwas eine Wohnung in Florenz geerbt und will sie mir diese Woche ansehen. Zum Bestand gehören auch einige Bilder. Mindestens eines soll von Massani sein. Würden Sie es sich ansehen und mir Ihre Meinung mitteilen?“ Er wusste, dass das Bild echt war. Schließlich war er bei seiner Entstehung dabei gewesen.
    Sie ließ ihren Blick über den jungen Mann wandern. Er hatte Recht. Es klang wie eine billige Anmache. Allerdings konnte sie es sich nicht entgehen lassen, falls er wirklich Gemälde von Massani hatte. Auf den ersten Blick wirkte er nicht gefährlich. Seine Kleidung war geschmackvoll und gepflegt. Sein dunkelblondes Haar war ein wenig verstrubbelt, als wäre er mehrfach mit den Händen hindurchgefahren. Nur seine Augen waren seltsam. Sie schienen in der Dunkelheit zu glühen. Obwohl er ruhig und abwartend vor ihr stand, spürte sie seine Präsenz mit dem Atemzug intensiver. „Wie heißen Sie überhaupt?“, fragte sie ihn.
    „Oh, entschuldigen Sie bitte. Ich hätte mich längst vorstellen sollen. Daniel Branson.“ Er reichte ihr die Hand. „Julia Calvaradossi“,
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