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Tod in Lissabon

Tod in Lissabon

Titel: Tod in Lissabon
Autoren: Robert Wilson
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tausend Reichsmark zu erhöhen. Felsen legte seine verbliebenen fünfhundert in den Topf, zog ein Bündel von fünftausend Reichsmark aus der Tasche und warf es obendrauf.
    Wolff hatte sich aufgerichtet, seine Blicke brannten Löcher in den grünen Belag. Hanke und Koch schwiegen jetzt, und sogar Fischer hatte aufgehört zu schnarchen.
    Lehrer lächelte und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Er bat um Stift und Papier, schob seine restlichen 2500 Reichsmark in die Mitte und schrieb einen Schuldschein über weitere 2500 aus.
    »Ich denke, jetzt wollen wir beide sehen«, sagte er.
    »Sie zuerst«, sagte Felsen, der mit Vergnügen noch weiter gegangen wäre.
    Lehrer zuckte die Achseln und drehte vier Asse und einen König um. Vor Wut darüber, wie Felsen ihm den Auftrag vor der Nase weggeschnappt hatte, knirschte Koch mit den Zähnen.
    »Nun, Felsen«, sagte Wolff.
    Als Erstes drehte Felsen die verdeckt auf dem Tisch liegenden Karten um: Karo sieben und Karo zehn. Wolff feixte, doch Lehrer beugte sich vor. Die beiden nächsten Karten waren die Karo acht und neun.
    »Ich hoffe, die letzte ist kein Bube«, sagte Lehrer.
    Es war die Sechs.
    Lehrer riss seine Uniformjacke von der Stuhllehne und stürmte aus dem Zimmer.
    Vielleicht, dachte Felsen, als er die ernüchterten Gesichter um sich herum sah, war er einen Schritt zu weit gegangen. Einen Vierling mit einem niedrigen Straight Flush zu schlagen – das könnte man auch als Demütigung auslegen.
     
    Der Schneeregen war wieder in Schnee übergegangen. Die schwarzen Reifenspuren auf den weißen Straßen gefroren, und das Stabsfahrzeug, das Felsen zurück nach Berlin brachte, schlingerte die Nürnberger Straße hinunter.
    Felsen versuchte, dem Fahrer ein Trinkgeld zu geben, was dieser jedoch verweigerte. Langsam hinkte er die Stufen zu seiner Wohnung hoch, öffnete die Tür, warf Hut und Mantel ab und knallte das Geld auf den Tisch. Er goss sich einen Cognac ein, zündete sich eine Zigarette an, zog trotz der Kälte die Jacke aus und hängte sie über die Lehne.
    Eva schlief, eine Decke über den Beinen, in ihrem Wollmantel auf der Chaiselongue. Er setzte sich ihr gegenüber und beobachtete, wie ihre Augenlider flatterten. Sanft streckte er die Hand nach ihr aus, und sie erwachte mit einem kleinen Schrei, der klang, als käme er nicht aus ihrem Mund, sondern aus dem Dunkel der Nacht. Er zog seine Hand zurück und gab ihr eine Zigarette.
    Sie rauchte, starrte an die Decke und streichelte mechanisch sein Knie.
    »Ich habe geträumt.«
    »Schlecht?«
    »Du hattest Berlin verlassen, und ich war allein in einem U-Bahnhof, und statt der Gleise waren da Menschenmassen, die zu mir hochsahen, als würden sie irgendwas von mir erwarten.«
    »Wo war ich?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich glaube, nach heute Abend werde ich wohl kaum irgendwohin gehen.«
    »Was hast du getan?«, fragte sie wie die Mutter eines ungezogenen Jungen.
    »Ich habe sie ausgenommen.«
    Eva richtete sich auf.
    »Das war dumm von dir«, sagte sie. »Lehrer, musst du wissen, ist … er ist nicht besonders nett. Erinnerst du dich noch an die beiden jüdischen Mädchen?«
    »Die beiden, die am Ufer der Havel angeschwemmt wurden … ja, aber das war nicht er, oder?«
    »Nein, aber er war dabei. Er war derjenige, der die Mädchen bestellt hat.«
    »Über mich war er auch im Bilde«, sagte Felsen und nippte an seinem Cognac. »Er wusste über mich und Susana Lopes Bescheid. Was glaubst du, woher er das gewusst hat?«
    »Es ist die Natur des Regimes, oder nicht?«
    »Aber das ist Jahre her.«
    »Vor dem Krieg war es auch schon ein totalitärer Staat«, sagte sie, schob ihre Beine zwischen seine und nahm ihm das Cognacglas aus der Hand. »Hast du ihn deswegen beim Kartenspiel besiegt?«
    »Was soll das heißen?«, fragte er, wütend, dass seine Stimme selbst in seinen eigenen Ohren trotzig klang.
    »Du warst eifersüchtig, stimmt’s? Ich weiß es«, sagte sie. »Auf ihn und Susana.«
    Ihre Hände rieben über den dicken Stoff seiner Hose.
    »Ich habe ihn besiegt, weil ich Berlin nicht verlassen will.«
    »Berlin?«, fragte sie kokett.
    Sie knöpfte seine Hose auf, er löste die Hosenträger, sie zog die Hose bis zu seinen Knöcheln herunter und zerrte die Unterhose über seinen steifen Schwanz.
    »Nicht bloß Berlin«, sagte er und stöhnte, als sie ihre Hände um seinen Penis legte.
    »Verzeihung«, sagte sie, ohne es zu meinen.
    Er schluckte. Sein Schwanz fühlte sich extrem heiß an in ihren kleinen,
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