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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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Harry, Gaga, Josie, Kossek und Alexandra stießen an.
    »Wenn ich an Silvester vor einem Jahr denke …«, sagte Harry und schüttelte den Kopf.
    »Das kannste laut sagen«, pflichtete ihm Matze bei.
    »Da war ich an der Sielwallkreuzung. Musste mit meinen Kollegen randalierende Chaoten in Schach halten …«
    Matze starrte Harry an. »Ich war auch an der Sielwallkreuzung. Wurde zusammen mit ’n paar anderen Leuten, die ich gar nicht kannte, von ’nem durchgeknallten Bullentrupp völlig grundlos auf das Übelste aufgemischt.«
    »Ach nee!«
    »Ach ja!«
    Die beiden standen einander plötzlich gegenüber wie die Revolverhelden Wyatt Earp und Wild Bill Hickok. Wer zog schneller seinen Colt?
    »Grundlos? Sachbeschädigung, Körperverletzung, Gefährdung des Straßenverkehrs, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte …«, zählte Harry auf.
    »Ich hab nichts davon gemacht! Ich stand da bloß blöd rum und plötzlich war ich gefesselt. Die Nacht hab ich dann in ’ner Zelle verbracht! Vielen Dank übrigens noch nachträglich.«
    »Keine Ursache!«
    Alexandra und Kossek gesellten sich zu ihnen, eng umschlungen. Kossek hatte ein süffisantes Grinsen im Gesicht.
    »Sagt mal, Jungs, das ist jetzt nicht euer Ernst, dass ihr das Jahr mit ’nem Streit anfangt, oder? Wegen einer Sache, die ewig zurückliegt«, wunderte sich Alexandra.
    »Gerade mal ein Jahr«, schmollte Matze.
    »Ein Jahr geht schnell vorbei«, pflichtete ihm Harry bei und klang beleidigt.
    »Und? Habt ihr schon vergessen, was wir in diesem Jahr zusammen durchgemacht haben?«
    Harry und Matze guckten betreten.
    »Also entweder gebt ihr euch jetzt die Hand und sagt ›Schwamm drüber‹ oder ich rede kein Wort mehr mit euch«, drohte Alexandra.
    »Das ist Erpressung!«, protestierte Matze.
    »Ja, natürlich!«, gab Ali ungerührt zurück.
    »Arschloch«, sagte Matze.
    »Selber«, revanchierte sich Harry. Dann grinsten beide.
    »Von der Anzeige, die mir die Bullen damals angedroht haben, hab ich übrigens bis heute nichts gehört«, sagte Matze.
    Harry winkte ab. »Da wirste auch nichts mehr von hören. Es gibt nämlich keine Anzeige. Die Anwältin hat damals einen derartigen Terz gemacht, dass wir froh sein mussten, nicht selbst angezeigt zu werden. Wegen Freiheitsberaubung und so. Waren wohl alles Söhnchen und Töchterchen aus höheren Kreisen, die wir da hopsgenommen hatten. Kids von Parteibonzen.«
    »So sahen die auch aus.«
    »Na dann.« Harry hob sein Glas. Matze auch. Die beiden stießen an. Erst miteinander. »Auf den Rechtsstaat.«
    »Auf den Rechtsstaat.«
    Dann noch mal mit Alexandra und Kossek. »Frohes Neues.«
    »Prost Neujahr.«
    Plötzlich vibrierte Matzes iPhone. Er zog das Telefon aus der Tasche. Eine SMS. Gaga drängte sich noch dichter an ihn heran, versuchte, einen Blick aufs Display zu erhaschen. »Welches Weib wagt es …«
    »Kein Weib«, beruhigte Matze sie. »Sebastian Schellenberger, mein Kumpel aus Berlin, vor dem ich geflohen bin, als er mein Chef wurde. Alter, frohes Neues. Ich vermisse dich! Hab mich Scheiße dir gegenüber benommen. Ich weiß. War mit meiner neuen Rolle überfordert. ’tschuldigung. Das Jahr ohne dich war einfach nur Mist. Diese jungen Dinger haben keine Ahnung. Bitte komm zurück! Wir zahlen dir auch den Umzug. Und erhöhen deine Pauschale. Berlin’s calling. Dein Freund Basti.
    Matze tippte nur zwei Worte ins Handy: Vergiss es. Dann drückte er auf Senden.
    *
    Dr.   Christian Fürchtenicht stand am Fenster seiner Praxis und sah Alexandra Katzenstein nach. Der Wind spielte mit ihrem Haar. Sie ging schnellen Schrittes zu ihrem Auto, stieg ein und brauste davon. Weg war sie. Meine Herren, was für eine Patientin. Und was für eine Geschichte.
    Heute Morgen war sie noch einmal zu ihm gekommen und hatte sich artig bedankt, dass er ihr all die Monate so geduldig zugehört habe.
    »War mir ein Vergnügen«, hatte er geantwortet, nicht ganz passend, zugegeben, aber es war nicht gelogen. Obwohl sie natürlich völlig neurotisch war. Suchte Bestätigung in irgendwelchen Sexabenteuern, weil ihr Vater sie abgelehnt hatte. Kleine Schlampe. Aber jetzt hatte sie einen Freund. Diesen Journalisten. Fünfzehn Jahre älter als sie. Arschloch. Und ob er eifersüchtig war. Aber über die ganze Sache war noch nicht das letzte Wort gesprochen. Warum war dieser Willich ihm bloß zuvorgekommen und hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht? Zwei Männer, ein Gedanke. Wenn Willich sich Alexandra nicht gegriffen hätte,
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