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Rashminder Nächte (German Edition)

Rashminder Nächte (German Edition)

Titel: Rashminder Nächte (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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    Rashminder Nächte
    von Sandra Gernt
     
    „Tiefer!“
    „Geht nicht!“
    „Tiefer und schneller, los!“
    „Welcher Teil von geht nicht war zu kompliziert?“
    „Nun mach schon!“
    Eryk stöhnte vor Überanstrengung.
    „Kaiden, ich-kann-nicht-mehr!“
    „Wag es nicht, mich fallen zu lassen, du – du Muskelprotz!“
    „Du solltest nicht versuchen vulgär zu werden, es liegt dir einfach nicht“, presste Eryk amüsiert hervor.
    Sicherheitshalber packte er dennoch das Seil fester und sicherte seinen Stand gegen den niedrigen Felsvorsprung. Immerhin lag das Leben seines Partners in seinen Händen, und das wörtlich.
    „Kannst du das verdammte Ding wenigstens sehen, Kaiden?“
    Schweigen war die einzige Antwort. Eryk dankte dafür allen Göttern und Heiligen und verdrängte rasch die Tatsache, wie jämmerlich kurz diese Liste war – er hatte sich eigentlich noch nie mit Glaubensdingen beschäftigt.
    Wenn Kaidens Mundwerk mal stillstand, war er entweder betrunken, ohnmächtig oder konzentriert bei der Arbeit. Betrunken konnte er nicht sein, für eine Ohnmacht bestand kein Grund … Oder doch? Luftmangel vielleicht? Er konnte nicht sehen, wie es dem Kleinen da unten erging, rund zehn Schritt unterhalb eines Felsvorsprungs baumelnd, mit grob geschätzt einer Meile Abgrund unter den Füßen.
    „Alles klar, Partner?“, fragte er und versuchte, auf keinen Fall besorgt zu klingen. Der verfluchte Magier war allergisch gegen jede Form von Beschützerinstinkten und würde es ihn tagelang spüren lassen, falls er sich begluckt fühlte.
    „Etwas weiter links und bitte, nur noch ein kleines Stück tiefer.“ Kaidens Stimme klang rau und auf diese seltsame Weise jenseitig .  Wie immer, wenn er sich den magischen Strömungen öffnete, wie er es nannte. Eryk empfand es eher als wunderliches Zeugs wirken und dabei die Weltordnung, Leib und Leben in Gefahr bringen.
    Selbstverständlich würde er so etwas niemals laut aussprechen. Er wusste, wie empfindlich sein Partner auf so etwas reagierte und Eryk respektierte seine Gefühle. Meistens zumindest. Gut, nach dem zehnten Schnaps konnte es geschehen, dass er nicht mehr unterschied, ob er still oder laut dachte …
    Kaiden bewegte sich ruckartig, was Eryk beinahe umgerissen hätte. Das Hanfseil zerschnitt ihm regelrecht die Hände und allmählich hatte er wirklich genug davon, Schweißperlen aus den brennenden Augen zu blinzeln und das Zittern sämtlicher überanstrengter Muskeln zu kontrollieren.
    „Wie schwer kann es sein, diese dämliche Kette zu finden?“, murmelte er. Wie lange standen sie jetzt eigentlich schon hier am Abgrund? Viel weiter oben auf der Südseite der Kaiserpforte, des höchsten Bergs in der gesamten Umgebung, als Eryk lieb war.
    Er litt zwar keineswegs an Höhenangst, aber er wusste, dass Kaidens Magie nutzlos wäre, sollten er oder auch sie beide hier abstürzen. Zu dumm, dass kein geeigneter Fels in der Nähe war, an dem Eryk das Seil hätte zusätzlich sichern können. Er musste sich ausschließlich auf seine Kraft verlassen. Davon hatte er so einiges zu bieten und Kaiden war ein Leichtgewicht, trotzdem, alles hatte seine natürlichen Grenzen.
    „Komm rauf oder ich garantiere für nichts mehr!“, knirschte er, als die Schmerzen zu stark wurden; als er kaum noch wusste, wie er genug Atem schöpfen sollte und sein Herz so hart schlug, dass es jeden Moment durch die Rippen zu springen drohte.
    „Hab’s! Ich hab’s, zieh mich hoch!“, rief Kaiden triumphierend. Eryk warf sich erleichtert nach hinten und zerrte mit aller Macht. Keine zehn Herzschläge später konnte er endlich nach Luft japsend zusammenbrechen.
    „Na, großer Krieger, hier wird nicht geschwächelt!“ Kaiden boxte ihm mitleidlos in die Flanken, als Eryk gerade so weit war, dass er wieder ruhig atmen konnte. Widerwillig öffnete er die Lider, um Kaiden böse anzufunkeln. Er wusste, wie sinnlos das war, sein Partner war da völlig unempfänglich. Der glaubte wohl wirklich, ein Soldat dürfe niemals einknicken! Tatsächlich erntete er nichts als ein überhebliches Grinsen von diesem Kerl von einem Magier. Es zauberte Grübchen auf das sommersprossige ovale Gesicht, das von wüsten kupferfarbenen Locken umrahmt wurde. Mitsamt den moosgrünen Augen, der leicht stupsigen Nase und den jungenhaften Zügen wirkte er einmal mehr wie ein zu groß geratener Kobold aus dem Märchenland. Wobei jungenhaft zu hart geurteilt war. Kaiden war ein erwachsener Mann, zumindest körperlich in jeder
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