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Heiß gekuesst

Heiß gekuesst

Titel: Heiß gekuesst
Autoren: Katie MacAlister
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1
    »Die Lady ist hier und will dich sehen.«
    Baltic zuckte erschreckt zusammen und drehte sich nach der Stimme um. Er hatte offensichtlich geglaubt, allein im oberen Flur zu sein. »Was soll der Unfug?«
    Die Holzvertäfelung im Flur der dreihundert Jahre alten Gastwirtschaft löste sich auf und verwandelte sich in eine Szenerie mit seltsamen hölzernen Gestalten. Baltic nahm sie finster in Augenschein, dann blickte er den Mann an, der ihm entgegenkam. »Ysolde! Warum hast du mich in eine deiner Visionen von der Vergangenheit hineingezogen? Und warum muss dieser mordlustige Bastard auch noch darin vorkommen?«
    »Daran ist nur der Drache in mir schuld.« Seufzend umklammerte ich ein paar Hemden, die ich gerade in den Schrank hatte hängen wollen, der sich jedoch, genau wie der Flur vor unserem Schlafzimmer, in die Szene vor uns aufgelöst hatte. »Aber da ich ja auch Episoden aus deiner Vergangenheit mit ansehen muss, ist es nur richtig, dass du auch dabei bist. Wer ist das? Oh, Constantine. Und guck mal, da ist auch Baltic in der Version 1.0, sexy und mit nacktem Oberkörper, und hackt mit seinem Schwert um sich.«
    »Ich habe Besseres zu tun, als unwichtige Ereignisse noch einmal zu erleben«, grollte mein Baltic, der Baltic der Gegenwart, und ließ seinen finsteren Blick von Constantine, dem ehemaligen Wyvern der silbernen Drachen, der früher einmal sein Freund war, später jedoch sein größter Feind wurde, zu mir gleiten. »Mach dieser Vision ein Ende.«
    »Das würde ich ja gerne, aber es hört immer erst auf, wenn es fertig ist … Hey, wohin gehst du?«
    Baltic wandte sich fluchend ab und marschierte davon. »Ich bin in den letzten zwölf Tagen Thala durch ganz Europa und halb Asien hinterhergejagt. Ich habe zu tun, Gefährtin. Du kannst dich ja meinetwegen mit diesen Nichtigkeiten aufhalten, ich jedenfalls nicht.«
    »Nichtigkeiten? Na, das ist ja großartig! Das sind keine Nichtigkeiten. Und du kannst nicht einfach so meine Vision verlassen!«, schrie ich ihm nach und beobachtete empört, wie er um eine kleine Hütte herum verschwand. »Das sind wertvolle Informationsquellen! Kaawa sagt, wir sollen daraus lernen und erkennen, was wichtig für uns ist. Baltic? Verdammt noch mal! Er ist einfach abgehauen, der blöde Kerl!«
    Frustriert drehte ich mich um. Die Vision von Constantine trat zu dem anderen Mann, der zwischen Stechpuppen und mannsgroßen Zielscheiben stand.
    »Nun, ich jedenfalls werde versuchen zu lernen, was der Drache in mir mir sagen will. Lass mal sehen. Was haben wir denn hier? Offensichtlich sind wir auf einer Art Übungsplatz, und da Baltic beim Anblick Constantines keinen Schaum vor dem Mund hat, scheinen sie ja immer noch Freunde zu sein. Hallo, Liebling, ich nehme nicht an, dass du mich hören, geschweige denn sehen kannst?«
    Baltics Vision reagierte nicht, aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Die Personen in den Visionen, die der Drache in mir, der lange geschlafen hatte und erst kürzlich wieder erwacht war, produzierte, waren genau das – Visionen von Ereignissen in der Vergangenheit. Ich konnte zuhören und zuschauen, aber nicht eingreifen.
    Constantine trug Wollleggings und eine Tunika mit einem goldbestickten Drachen. Sein Gesicht war mitleidig verzogen, als er auf Baltic zutrat. »Hast du mich gehört?«, fragte er und blieb neben dem Mann stehen, der immer noch mit einem riesigen Schwert auf das Ziel aus Stroh und Holz einhackte.
    »Ja, ich habe dich gehört. Aber es ist für mich nicht von Belang.«
    Bewundernd betrachtete ich das Spiel seiner Muskeln, während Baltic auf die Zielscheibe eindrosch. Sein nackter Rücken glänzte vor Schweiß.
    »Mir werden immer die Knie weich, wenn ich sehe, wie du ein Schwert schwingst«, sagte ich zu der Vision. Ich ging um ihn herum, um ihn auch von vorne zu betrachten. Sein Gesicht sah anders aus, wenngleich vertraut. Damals waren seine Haare noch rabenschwarz gewesen und sein Kinn fester. »Mir gefällt es, dass deine Haare jetzt schokoladenbraun sind. Und auch dein Kinn gefällt mir, so wie es jetzt ist, obwohl du natürlich unglaublich sexy aussahst, bevor Thala dich wiedererweckt hat. Und dein Brustkorb … oh, Mann.« Ich fächelte mir mit einem der Hemden, die ich in der Hand hielt, Luft zu.
    »Alexei sagt, du hast keine Wahl. Er sagt, dein Vater hat es befohlen.« Constantine zog eine Augenbraue hoch und wich rasch einen Schritt zurück, als Baltic weit ausholte.
    »Du siehst genauso aus wie immer«, ließ ich Constantine
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