Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
Vom Netzwerk:
mit einem Mal vorgekommen wie das Werk eines Steinzeitmörders. Frauen vom Fahrrad reißen, sie betäuben … also wirklich.
    Diesmal sollte alles anders werden. Das Wundervolle war, dass er sein Opfer kennenlernen durfte, was den Kitzel enorm erhöhte. Wahrscheinlich weil Alexandra ihm vertraute, alles erzählte. Dass sie ihren Vater hatte umbringen wollen. Mordgedanken seien ganz normal, hatte er sie beruhigt. Ödipus habe nach dem Mord an seinem Vater sogar die Mutter geheiratet. Vom Sex auf dem Billardtisch. Bei den Achtundsechzigern geradezu eine Pflichtübung, hatte er abgewunken. Doch danach war er das erste Mal in ihre Wohnung eingebrochen. Hatte den Slip mitgehen lassen wie eine Trophäe. Ein paar Wochen später hatte er ihr den Peilsender unters Auto geklebt. Und schließlich die Wanze unter ihrem Bett deponiert. Schade, dass ihr Kater, dieses Mistvieh, ihm sein teures Spielzeug zerkratzt hatte. Er hatte daran gedacht, eine Minikamera in ihre Wohnung zu schmuggeln, den Gedanken allerdings wieder verworfen. Zu auffällig.
    Deshalb hatte er bald zur Tat schreiten wollen. Vor allem als er gesehen hatte, wie sie an einem Abend drei Männer hintereinander empfangen hatte. Was das für ein verunglückter Abend gewesen war, hatte sie ihm ja erst später erzählt. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass er es nicht alleine auf Alexandra abgesehen hatte.
    Und dann war ihm dieser Willich doch tatsächlich zuvorgekommen, obwohl er nicht halb so professionell vorgegangen war wie er. Willich hatte Alexandra – abgesehen von der Nacht, in der er sie entführt hatte – nicht beobachtet. Er wollte, so hatte er es den Bullen erzählt, kein Risiko eingehen, gesehen zu werden und ihr Misstrauen zu erwecken. Nur ein Mal hatte Willich vor Alexandras Haus gelauert, um sicherzugehen, dass sie alleine war. Wenige Stunden bevor er in ihre Wohnung eingedrungen war, um sie zu entführen.
    Fürchtenicht wusste all das, weil es in der Gerichtsakte stand, die in Kopie auf seinem Schreibtisch lag. Schließlich sollte er Willich nun für den bevorstehenden Prozess begutachten. Entscheiden, ob er vermindert schuldfähig war oder nicht. Nachdem Willich so freundlich gewesen war, auch die Morde an Julia und Bianka auf sich zu nehmen, die er ja gar nicht begangen hatte, würde er sich natürlich revanchieren und dafür sorgen, dass es seinem Kollegen gut ging. Bald würde er ihn im Knast besuchen, die ersten Gespräche mit ihm führen. Darauf freute er sich schon. Sie würden sich gegenübersitzen. Willich würde natürlich nicht ahnen, dass er seinen Nachfolger vor sich hatte. Aber sie würden sich auf Anhieb verstehen – klar. Wahrscheinlich würde er dafür sorgen, dass Willich in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Der Knast war für diesen alten Mann sicher zu hart. Außerdem könnte er ihn in der Forensik jederzeit besuchen, ein Auge auf ihn haben. Und ihn, wenn sich die Gelegenheit bot, mit einem raffinierten Gift um die Ecke bringen. Damit Willich sich nicht doch noch verplapperte. Oder sein Geständnis in zwei Fällen widerrief.
    Dr.   Christian Fürchtenicht grinste und blickte auf die Rolex an seinem Handgelenk.
    Es war schon spät, er musste nach Hause. Schließlich wollte er heute mit seiner Frau essen gehen. Hochzeitstag feiern. Nachdem er die kleine Julia entführt und ermordet hatte, hatte er geheiratet. Ein Doppelleben brauchte Fassade. Seine Frau ahnte natürlich nichts von seinem kleinen Hobby. Und das sollte auch so bleiben.
    Dr.   Christian Fürchtenicht schob Alexandras Slip wieder in den Umschlag und legte ihn zurück in die Schublade. Alexandra, Schätzchen, na warte, dachte er. Eines Tages bist du fällig. Alles eine Frage der Zeit. Nur noch ein, zwei Jahre. Und du wirst mir gehören.
    Fürchtenicht schnappte sich seine Aktentasche, verließ sein Büro, lief nach draußen auf die Straße. Er hatte noch keinen Blumenstrauß für seine Frau, wollte auch schnell noch zum Juwelier, um seiner Frau eine Kleinigkeit zu besorgen. Ohrringe vielleicht oder ein Armband. Die Verkäuferin sollte ihm irgendwas aussuchen und einpacken.
    Fürchtenicht hörte das leise Surren des Tesla Roadster nicht, der mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zuschoss. Der kleine Sportwagen, ein Elektroauto, war leise. Und der Fahrer betrunken. Als Fürchtenicht aufsah, durchzuckte ihn der Schreck wie ein Blitz. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte er in die aufgerissenen Augen des Fahrers. Dann wurde er in hohem Bogen über die Kühlerhaube
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher