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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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Blum, selbst Beamter der Mordkommission, gesteckt. Werden wir morgen groß im Blatt haben.«
    »Na, dann kann Kühlborn einpacken«, sagte ich.
    Kossek nickte. »Schatz, ich zeig dir auch gerne den Text, den ich für morgen geschrieben habe. Aber ich habe da noch eine kleine Bitte, wenn es dir jetzt schon wieder so gut geht …«
    »Und die wäre?«
    »Äh, nun ja … kennst ja das Geschäft … Alle Journalisten im Land hoffen jetzt auf das Interview mit dir, der Frau, die dem Serienmörder entkommen ist. Und ich meine, wir könnten ja jetzt … Wir müssen doch an die Auflage des Weserblicks denken. Und die großen Magazine haben auch schon angefragt. Am Hartnäckigsten sind die Kollegen vom stern  …«
    Ich nahm ein Kissen und warf es Kossek an den Kopf. »Du Schuft …«
    Kossek grinste, hob schützend die Hände vors Gesicht. »Ich weiß, dass ich ein Schuft bin, Schatz. Krieg ich jetzt trotzdem das Interview? Neugier. Berufskrankheit, weißt du.«
    *
    Ein halbes Jahr später, Silvester 2010
    Kossek war nervös. Gleich hatte er seinen großen Auftritt. Okay, allzu groß war er nicht. Es waren nur etwas mehr als hundert Leute bei der Silvesterparty der Mathematiker. Würde auch nicht lange dauern, nur dreieinhalb Minuten, so lange wie Cruel Chick, sein Song. Es sei denn, es ging mit ihm durch. Der Song enthielt im Mittelteil ein Gitarrensolo, das viel Raum für Improvisationen ließ. Mal sehen, wenn er gut drauf war, wenn die Leute mitgingen, wenn von ihnen was zurückkam, wenn sie ihn trugen, dann konnte es deutlich länger gehen. Gary Moore hatte Still got the Blues bei Liveauftritten manchmal auf über zehn Minuten ausgedehnt.
    Die Steckbrieflich Gesuchten waren von den Mathematikern als Silvester-Combo engagiert worden. Er hatte ewig nicht mehr mit ihnen gespielt. Der Gitarrist, der damals krank gewesen war, war wieder auf dem Damm.
    Kossek wollte Alexandra überraschen. Seit gut einem halben Jahr waren sie jetzt zusammen. Seit der Sache damals. Sie nannte ihn Kossek, nicht Knut. Kossek klänge irgendwie cooler, hatte sie gesagt. Das verstand er. Es gefiel ihm. Ihre schmale, kleine Hand lag in seiner Pranke. Ein kleiner Vogel, der Schutz suchte. Sie hatte keine Ahnung, was ihr gleich bevorstand. Die Stratocaster und den Mesa/Boogie hatten die Jungs von der Band heimlich mitgebracht.
    »Wir haben jetzt eine Überraschung für euch. Einen Special Guest, der eine Weltpremiere zum Besten geben wird«, kündigte Axel, der Sänger, ihn an. Dann bat er Kossek auf die Bühne.
    »Du entschuldigst mich kurz«, sagt er zu Alexandra, die ihn verdutzt ansah.
    »Mackenroth, alter Fresssack, war ja klar, dass ich dich hier am Büfett treffe!« Clooney klopfte seinem alten Schulfreund auf die Schulter. Mackenroth hatte sich den Teller mit Lachs und Shrimps und Hackfleischbällchen und Kartoffelsalat vollgeschaufelt.
    »Ansgar, danke für die Einladung«, antwortete Mackenroth, stellte seinen Teller auf einen der Stehtische und umarmte den Mathematiker. Die beiden hatten zusammen Abitur gemacht. Doch während Ansgar Freitag »was anständiges aus seinem Leben gemacht hatte«, wie Mackenroth zu sagen pflegte, war er »auf die schiefe Bahn geraten«. Immerhin verdiente er als Lobbyist für die Stromindustrie deutlich mehr als sein Schulfreund, der es zum Professor gebracht hatte.
    »Darf ich dir Massimo, meinen Ehemann, vorstellen? Wir haben uns vor drei Monaten getraut.« Clooney strahlte. Mackenroth und Massimo nickten einander zu. Massimo hatte seine gegelten Haare zum Pferdeschwanz zurückgebunden, trug einen schwarzen Anzug und auf Hochglanz polierte Schuhe. »Massimo, bist du so lieb? Unser Gast verdurstet …«, bat Clooney seinen Ehemann. Massimo nickte, trollte sich in Richtung Getränkeausschank.
    »Mensch, Ansgar, bei uns ist die Kacke am dampfen«, raunte Mackenroth Ansgar Freitag zu.
    »Was denn, was denn, etwa immer noch …?«
    »Natürlich immer noch dieselbe Sache. Was denn sonst? Reicht doch wohl, oder? Die wollen immer mehr, verdammte Scheiße. Drohen, den Film ins Internet zu stellen. Nicht auszudenken …«
    »Tja, mein lieber Macki, was macht ihr auch solche Sachen, ihr bösen Buben.« Clooney hob scherzhaft den Zeigefinger. »Mir könnte so was ja nicht passieren.«
    »Ja, weil du nicht auf Frauen stehst. Aber mich bringt das nicht wirklich weiter«, jammerte Mackenroth.
    »Wisst ihr denn jetzt wenigstens, wer dahintersteckt, Macki?«, fragte Clooney.
    »Also, das können ja nur die Russen sein!
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