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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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Misstrauen des Professors zu zerstreuen. Doch er wusste, dass er nun auch Katzenstein töten musste.
    Er hatte sich noch gewundert, dass der Professor ihm nicht sofort die Haustürschlüssel abnahm. Doch damit hätte sich Katzenstein ja seinerseits verraten. Außerdem wollte der Mathematiker vermutlich erst noch recherchieren, ob die Sache mit dem Tattoo nicht doch irgendwo veröffentlicht worden war. Und er scheute wohl auch den Gedanken, dass Nicoles Mörder jahrelang bei ihm ein- und ausgegangen war. Doch es war nur noch eine Frage von Tagen, wenn überhaupt, bis der Professor Gewissheit haben würde.
    Ausgerechnet Silvester hatte Katzenstein dann diesen Schwächeanfall erlitten und war ins Krankenhaus eingeliefert worden. Gleich nach dem Anruf der neugierigen Nachbarin hatte er die Gunst der Stunde genutzt, war in die Villa gefahren und hatte K.-o.-Tropfen in die Karaffe mit dem Whisky geträufelt, aus der Katzenstein Abend für Abend zu trinken pflegte.
    Schon Neujahr war Katzenstein wieder zu Hause gewesen. Das wusste er, weil die Nachbarin, diese entsetzliche Plaudertasche, Helga wieder angerufen hatte. Gegen Abend hatte er sich von Helga mit nur einem Wort verabschiedet: »Schach«. Und seine Olle hatte ihn ziehen lassen. Wie immer.
    Zuerst war er tatsächlich in eine Kneipe gegangen, hatte mit ein paar Anfängern Schach gespielt. Gegen Mitternacht war er dann zu Katzensteins Villa gefahren. Er war absolut sicher gewesen, dass sich der Professor trotz seines Schwächeanfalls einen Whisky gegönnt hatte. Ohne Whisky konnte Katzenstein nicht einschlafen.
    Er war ums Haus geschlichen, hatte durch das Fenster im Arbeitszimmer gespäht. Sein Plan war tatsächlich aufgegangen. Der Professor hing in seinem Sessel wie ein nasser Sack. Das war schemenhaft im Dunkeln zu erkennen.
    Da er den Schlüssel hatte, war er ins Haus gegangen. Katzenstein war bewusstlos, atmete schwer. Nun musste er sich beeilen, bevor der Professor wieder erwachte. Er holte die Schubkarre aus der Garage, schüttete die Holzkohle hinein, die er zwischen den Jahren im Supermarkt gekauft hatte.
    Den Kassenbon warf er im Arbeitszimmer in den Papierkorb. Dann ging er wieder nach draußen, zündete die Kohlen an und blies mit dem Blasebalg Luft hinein, bis sie anfingen zu glühen. Zum Glück war das Grundstück so zugewachsen, dass ihn niemand sehen konnte. Auch die Nachbarin bekam nur mit, was sich vor dem Grundstück abspielte, also wenn Rettungswagen oder Taxi vorfuhren. Das Schietwetter – es schneite und regnete abwechselnd – kam ihm zugute. Der Schnee, der schon seit Tagen in dicken Flocken vom Himmel fiel, würde seine Spuren binnen weniger Stunden wieder zudecken und der Regen auch den letzten Hinweis wegspülen.
    Er legte ein Brett auf die Stufen zum Wintergarten, schob die Karre hoch, den Flur entlang zu Katzensteins Arbeitszimmer. Am liebsten hätte er den Laptop des Professors mitgenommen. Aber das ging natürlich nicht. Dann wäre die Mordkommission sofort misstrauisch geworden. Vielleicht hatte Katzenstein einen Hinweis auf seinem Rechner hinterlegt. Aber das Risiko musste er jetzt eingehen. Das war ein bisschen so wie beim Schach. Wer zu viel wollte, verlor manchmal.
    Dann machte er, dass er raus kam. Kohlenmonoxid war verdammt gefährlich. Draußen lauerte er noch eine Weile, um sicherzugehen, dass die Kohle nicht aufhörte zu glühen. Katzenstein musste sterben. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Professor herausgefunden hätte, dass die Sache mit dem Tattoo nirgendwo veröffentlicht worden war. Und wenn Katzenstein zur Polizei ging, wäre er fällig gewesen. Die Mordkommission hätte einen neuen Ansatzpunkt gehabt, hätte gezielt ermitteln können, ob es einen Zusammenhang zwischen ihm und Nicole gab. Und dann hätte die Kripo unweigerlich herausgefunden, dass es da diesen kleinen Wasserschaden gegeben hatte. Und sie wäre natürlich auch darauf gekommen, dass die anderen Frauen ähnliche Reparaturen in Auftrag gegeben hatten. Denn auch wenn ihn nie jemand gesehen hatte, würden sich Ehemann, Freund und WG-Genossin vielleicht an die Reparaturen erinnern, wenn sie direkt danach gefragt würden.
    Das mit Helga war natürlich auch kein Unfall gewesen. Er hatte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollen. Seine Alte nervte ihn schon lange. Gut, sie bekochte ihn, wusch seine Wäsche, hielt das Haus in Ordnung. Aber er war ihrer schon lange überdrüssig. Dieses alte Weib mit seiner welken Haut erinnerte ihn jeden Tag
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