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Ein kleiner Biss

Ein kleiner Biss

Titel: Ein kleiner Biss
Autoren: Mathilda Grace
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    - I -
     
     
    „Mach mich los!“
    „Nein.“
    Ich zerrte an den schweren Ketten, die mich seit der letzten Nacht an dieses Bett fesselten. „Verdammt, was denkst du dir eigentlich dabei? Du kannst mich hier nicht einfach anketten und...“
    „Du siehst doch, dass ich es kann.“
    „Verfickte Scheiße noch mal. Spinnst du?“ Ich verfluchte ihn für seine Arroganz und mich selbst für meine Dummheit, die mich erst in diese Lage gebracht hatte.
    „Es ist zu deiner eigenen Sicherheit.“
    „So ein Blödsinn!“, zischte ich wutentbrannt. „Und komm' mir jetzt bloß nicht wieder mit dieser Werwolfgeschichte, das ist doch kompletter Unsinn.“
    Er seufzte. „Wolf. Nicht Werwolf. Das ist ein Unterschied.“
    „Es ist Schwachsinn, nichts weiter“, widersprach ich ihm verärgert und verkniff mir ein erneutes Rufen um Hilfe. Das hatte ich schon vor Stunden versucht und außer Heiserkeit hatte es mir nichts eingebracht. Abgesehen von uns war offensichtlich kein Mensch in diesem Haus.
    „Ich wünschte, es wäre so einfach. Aber morgen wirst du mich verstehen, Lukas.“
    Ich schnaubte abfällig. „Wieso? Weil heute Nacht zufällig Vollmond ist und du dich in ein sabberndes und geiferndes Monster verwandelst, das dann über mich herfällt?“
    „Nein, weil du das tun würdest, gäbe es diese Ketten nicht“, entgegnete er und klang dabei irgendwie resignierend.
    Ich ließ mich kopfschüttelnd zurück ins Laken sinken, um Marius nicht länger ansehen zu müssen. Der Kerl war völlig verrückt. Das hatte ich davon, dass ich mich vor zwei Monaten auf diesen One-Night-Stand mit ihm eingelassen hatte, der in eine heftige und anhaltende Affäre ausgeartet war. Dabei hatte ich eigentlich nur eine Weile meinen Spaß haben wollen und den hatte Marius mir auch ausreichend geboten. Zumindest bis zu dem Moment, als er mich vor einer Woche im Eifer des Gefechts im Bett gebissen hatte. Mir war der Biss zuerst nicht mal aufgefallen, bis wir das Blut bemerkt und Marius deshalb einen Riesenaufstand veranstaltet hatte.
    Meine Reaktion darauf war schallendes Gelächter gewesen. Wen störte denn ein kleiner Biss, wenn er dafür den Sex seines Lebens bekam? Mich jedenfalls nicht und daher war ich auch nicht misstrauisch geworden, als Marius mich gestern Abend zum Essen in das Haus seines Onkels eingeladen hatte.
    Aber Dummheit wurde bekanntlich immer bestraft, denn er hatte den Wein mit Schlafmittel versetzt und aufgewacht war ich am frühen Morgen in diesem Zimmer, mit schweren Eisenketten an dieses Bett gefesselt, weil ich mich heute Nacht wegen dem Biss, angeblich in einen Wolf verwandeln würde. Ich zweifelte mittlerweile an der Existenz eines angeblichen Onkels und genauso wenig kaufte ich Marius seine Geschichte von Gestaltwandlern und Wölfen ab, die er erzählt hatte und die es seiner Meinung nach rechtfertigte, mich bis zum Vollmond hier festzuhalten, um herauszufinden, ob ich mich 'wandelte', wie er es nannte.
    Wandeln oder verwandeln. Wölfe oder Werwölfe. So ein Quatsch. Es gab keine Werwölfe, Gestaltwandler und Vampire, genauso wenig wie den ganzen anderen Fantasymist in dieser Welt. Dafür gab es offenbar eine ganze Menge Verrückte und Marius war einer davon. Sobald ich hier raus war, würde ich ihn anzeigen und mich in Zukunft nie mehr auf einen One-Night-Stand mit einem Typen einlassen, der mir körperlich ebenbürtig war. Der Fehler passierte mir kein zweites Mal.
    „Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank“, murmelte ich und starrte finster an die Decke.
    „Es tut mir leid, Lukas.“
    Ich stöhnte frustriert auf. „Fang nicht wieder damit an. Wir hatten Sex. Er war heiß, er war geil und du hast mich gebissen. Na und? Das passiert nun mal. Aber würdest du bitte endlich aufhören, mir weismachen zu wollen, dass mir heute Nacht ein Fell wächst und ich den Mond anheule? Wie kommst du nur auf diesen Blödsinn?“ Da fiel mir etwas ein und ich hob wieder den Kopf, um Marius drohend anzusehen. „Wenn ich deinetwegen meinen Job verliere, verklage ich dich, damit das gleich mal klar ist.“
    Anstatt zu antworten, lächelte er und ich seufzte innerlich, denn sein Lächeln war schuld, dass ich überhaupt in diesem Schlamassel steckte. Nur wegen seinem tollen Lächeln hatte ich ihn vor zwei Monaten in dem Club angesprochen. Marius war dominant, wie ich, und in der Nacht, mit der deutlichen Absicht, sich einen Fick zu angeln, durch den Club gestreift. Wir hatten uns angesehen und nach einem Blickaustausch war
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