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Ein kleiner Biss

Ein kleiner Biss

Titel: Ein kleiner Biss
Autoren: Mathilda Grace
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gebissen wurde, Lukas. Deswegen meine Einladung hierher, in Onkel Alex' Haus, denn hier bist du sicher. Ich will, dass du lebst, und ich werde nicht tatenlos zusehen, wie du getötet wirst, noch bevor ich überhaupt die Gelegenheit hatte, dich in ein Rudel einzugliedern.“
     
     

 
     
    - III -
     
     
    Na super. Ganz toll. Von einem schlichten Fantasystreifen war ich mal schnell in einen Horrorstreifen gesprungen. Von wegen einfacher Wolf. Als wäre das nicht furchtbar genug gewesen, hatte ich jetzt auch noch die beste Aussicht zu einem Einzelgänger zu werden, die ja offensichtlich nicht sehr lange lebten. Wie schön, dass wir darüber gesprochen hatten. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich Marius eine reingehauen und das wäre mehr als verdient gewesen. Wie hatte er mir dieses Detail bloß verschweigen können?
    „Du hattest nicht vor, mir davon zu erzählen, oder?“, fragte ich und versuchte nicht einmal, meine aufsteigende Wut vor ihm zu verbergen. „Von wegen, du lügst mich nicht an. Dass ich nicht lache. Statt zu lügen, erzählst du mir gewisse kleine und pikante Details erst gar nicht. Du bist ein gottverdammter Heuchler.“ Ich war stinksauer. Was hatte ich mir mit dem Kerl bloß eingehandelt? „Hast du auch nur einen Gedanken daran verschwendet, was du allein mit deinen Zähnen alles anrichten kannst? Und mir was von erobern erzählen wollen, ich glaub', ich träume. Das kannst du dir im Übrigen abschminken, mein Freund. Sobald ich hier raus bin, sind wir geschiedene Leute.“ Ich schüttelte den Kopf, als er etwas sagen wollte. „Halt ja die Klappe. Hätte ich dich in dem Club bloß nicht angesprochen“, zischte ich und es war mir in dem Moment vollkommen egal, wie verletzend das für ihn sein musste.
    Marius hatte nichts Anderes verdient. Im Gegenteil, er verdiente eine Tracht Prügel, aber die konnte ich ihm ja leider nicht verpassen. Zumindest noch nicht. Sobald ich die Ketten los war, würde sich das ändern. Und wenn es das Letzte war, was ich in meinem menschlichen Leben tat, dafür würde er Schläge kassieren. Dieser Mistkerl war ein Einzelgänger. Ein gottverdammter Einzelgänger, der über seinen Zustand sehr wohl Bescheid wusste und trotzdem nicht aufgepasst hatte. Ich kochte vor Wut.
    „Du bist echt das Letzte!“
    Er sah auf die Bettdecke und schwieg, was auch besser war. Ich wäre an die sprichwörtliche Decke gegangen, hätte Marius auch nur ein Wort gesagt. Es wurde wirklich Zeit, dass der Mond aufging, damit er sich beruhigte und ich nach Hause konnte, um all das hier möglichst schnell wieder zu vergessen. Also mal abgesehen von der Tracht Prügel. Wie hatte ich mich so in ihm täuschen können? Dabei hatte ich bislang geglaubt, eine gute Menschenkenntnis zu besitzen. Und dann passierte so was. Statt einem einfachen One-Night-Stand, hatte ich eine heiße Affäre mit einem Wolf angefangen. Wäre das Ganze nicht dermaßen real gewesen, hätte ich wohl darüber lachen können. So war ich einfach nur wütend und enttäuscht, weil Marius mich angelogen hatte.
    „Ich bin nicht gerade stolz darauf“, sagte er irgendwann in die drückende Stille hinein.
    Ich sah demonstrativ in die andere Richtung, als er meinen Blick suchte. „Spar' dir deine Erklärungen.“
    „Warum sollte ich? Du kannst nicht weglaufen oder dir die Ohren zuhalten.“
    Dieser Mistkerl. Ich sah ihn wieder an. „Du kleiner...“
    „Ich habe dasselbe Recht etwas zu sagen, wie du!“, fuhr er mir rabiat ins Wort und sah mich wütend und auch verletzt an. „Sei ruhig sauer auf mich, Lukas. Das habe ich verdient, das weiß ich. Aber jede Geschichte hat zwei Seiten, vergiss das nicht.“
    „Was willst du? Absolution?“ Ich schnaubte abfällig. „Sorry, ich bin nicht dein Beichtvater.“
    „Ich habe mir nicht ausgesucht, ein Einzelgänger zu sein!“, schrie Marius mich plötzlich an und da sickerte so langsam bei mir durch, wie sehr ich ihn mit meinen Worten zuvor wirklich verletzt hatte. „Ich würde alles dafür geben, ein normaler Wolf zu sein wie Alex. Selbst bei einem integrierten Einzelgänger besteht immer die Gefahr, dass er eines Tages in seine alten Verhaltensmuster zurückfällt. Denkst du ernsthaft, dass ich so ein Leben jemandem mit Absicht aufbürden würde? Hältst du mich für wirklich für so ein Schwein?“
    Ich sah Marius verblüfft an. Nicht wegen seiner Worte an sich, sondern mehr wegen dem kleinen Nebensatz, der ihm vermutlich nicht einmal aufgefallen war. „Kein Mensch?“
    „Was?“,
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