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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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Wer sonst brächte so etwas fertig? Ich meine, diese Ost-Nutten waren doch von der Russenmafia auf uns angesetzt, oder?«
    »Sicher, sicher.« Clooney legte seine Stirn in Falten.
    »Und mit diesen Herrschaften ist nicht zu spaßen.«
    Clooney nickte. »Darf ich dir übrigens Alexandra Katzenstein vorstellen? Die Tochter des renommierten Mathematikers Prof.   Dr.   Albert Katzenstein, der vor knapp einem Jahr leider verstorben ist.«
    »Freut mich außerordentlich, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Außerordentlich, wirklich«, überschlug sich Mackenroth förmlich und reichte Alexandra seine schwitzige Hand.
    »Herr Mackenroth arbeitet als Repräsentant für die Stromindustrie«, stellte Clooney seinen alten Schulfreund vor.
    »Äh, ja, äh. Ihren Vater haben wir sehr geschätzt. Ich meine, ich und meine Kollegen. Er hat unserer Branche, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, viele Anregungen gegeben. Wir waren sehr bestürzt über seinen Tod. Und dass es nun auch noch, äh, also …«, weiter kam Mackenroth nicht.
    Alexandra nickte. »Vielen Dank für Ihre Anteilnahme.«
    Kossek räusperte sich, trat ans Mikro. Bis eben hatte er noch weiche Knie gehabt, hätte kotzen können vor Lampenfieber. Doch just in der Sekunde, als er die Bühne betrat, fiel die Anspannung schlagartig von ihm ab. So war es bisher immer gewesen, in all den Jahren, in denen er über die Bühnen und durch die Tanzschuppen des Elbe-Weser-Dreiecks gerockt war. Bühnenboden unter den Füßen machte cool. Trotzdem war es diesmal anders. Ganz anders. Er wollte nicht nur Gitarre spielen, sondern auch singen. Das hatte er früher nur ganz selten gemacht. Seine Stimme war nicht so besonders, fand er. Ein bisschen heiser, nicht so sauber. Aber manchen gefiel genau das. Und diesmal musste es sein, unbedingt. Hoffentlich klappte alles, hoffentlich war er gut genug.
    »Diesen Song habe ich für einen ganz besonderen Menschen geschrieben«, sagte er etwas verlegen ins Mikro. »Ich spiele ihn heute zum ersten Mal live.« Er drehte sich um, schaute zu Louis am Bass und zu Klaus-Dieter an den Drums. Beide nickten ihm kurz zu. Und ab dafür.
    Massimo kam zurück zum Büfett und trug ein Tablett mit drei Sektgläsern in der Hand.
    »Dank dir, Schatz«, sagte Clooney und nahm sich ein Glas. Mackenroth bediente sich ebenfalls und nickte Massimo wortlos zu.
    Clooney nahm Mackenroth beiseite. »Macki, ihr braucht Hilfe. Und zwar schnell.«
    »Kennst du denn jemanden, der es mit denen aufnehmen kann?«
    »Na sicher. Kostet halt was.«
    »Das ist klar.«
    Clooney muss sich schwer beherrschen, nicht zu grinsen. Macki war ja noch dümmer, als er gedacht hatte. Glaubte, die Russenmafia sei hinter ihm her. Lächerlich. Er selbst hatte die Mädels instruiert, sie gut bezahlt und seinem alten Schulfreund mithilfe von Svetlana 1, Svetlana 2, Natascha und Nadeshda ein hübsches Sümmchen abgepresst. Und nun würde er Macki noch mal ein paar Zehntausend abnehmen, damit endlich Ruhe war. Traf ja keinen Armen. Und er brauchte das Geld. Nein, nicht für sich. Für die Stiftung. Für die Nachhilfeförderung. Mit Alexandra Katzenstein hatten sie sich inzwischen außergerichtlich geeinigt. Aber das Vermögen war leider viel kleiner gewesen, als zunächst angenommen. Und nun kriegte diese Journalisten-Schlampe auch noch die Hälfte davon ab. Und alle Immobilien. Aber Alexandra, diese naive Tante, die seine Einladung zur Silvesterparty freudestrahlend angenommen hatte, würde ihn auch noch kennenlernen. Seine Stiftung brauchte, wenn sie in den nächsten Jahren überleben wollte, jeden Cent. Der Zweck heilige manchmal eben doch die Mittel, dachte Clooney und prostete Mackenroth scheinheilig zu. »Wird schon, Macki«, sagte er. »Kannst dich auf mich verlassen. Ich kümmere mich darum.« Mackenroth nickte dankbar. »Danke, du bist ein echter Freund.«
    Kurzes Gitarrenintro. Dann Gesang. Und Refrain.
    Mackenroth und Clooney schauten zu Bühne.
    C’mon, c’mon, c’mon, c’mon, baby …
    Cruel Chick, why do you treat me so hard?
    I wanna give you my heart.
    Axel fiel in den Refrain ein, zum Glück. Das war nicht abgesprochen, passierte ganz spontan, kam aber unheimlich gut. Kossek schaute ins Publikum. Die Leute zeigten keinerlei Reaktion, standen völlig regungslos da.
    Machte er sich gerade öffentlich zum Deppen? Egal, wichtig war sowieso nur ein einziger Mensch da unten. Er legte sich mächtig ins Zeug, schonte seine Stimme nicht. Refrain, wieder mit Axel:
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