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Millie in der Villa Kunterbunt

Millie in der Villa Kunterbunt

Titel: Millie in der Villa Kunterbunt
Autoren: Dagmar Chidolue
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    Die Märchenfee
    Schuld ist Tante Gertrud. Sie hat die ganze Sache mit Schweden angeleiert. Kein Mensch hat daran gedacht, dorthin zu reisen. Mit
Mensch
meint Millie sich selber, dann noch Mama, Papa und die kleine Schwester Trudel.
    So kommt die Sache ins Rollen :
    Am Dienstagabend klingelt das Telefon. Millie und Trudel machen ein Wettrennen, denn jede möchte als Erste am Apparat sein. Dabei soll Trudel nicht rangehen. Wenn sie ausnahmsweise zuerst nach dem Hörer geschnappt hat, bringt sie außer »Hallo? Hallo? Hallo?« sowieso nichts raus. Sie denkt, telefonieren ist ein Spiel.

    An diesem Abend ist Millie schneller als ihre kleine Schwester. Schwuppdiwupp hat sie sich den Hörer gekrallt.
    »Jaha? Wer spricht?«, ruft sie hinein und dann: »Mamiii! Tante Gertruuud!« Schon läuft sie mit dem Tipp-Tapp-Telefon zu Mama.
    »Da!«
    Millie möchte nicht gerne mit Tante Gertrud reden. Erstens ist die Mamas Tante und uralt. Zweitens war sie früher Lehrerin. Da kann man sich eigentlich denken, was drittens ist. Drittens also nervt sie Millie mit Fragen … Was sie gerade in der Schule durchnehmen … Oh Mann!  … Ob sie schon Geometrie hat und die Klasse Quadrat, Trapez und Parallelogramm kennt … Nein!  … Ob sie weiß, von welchem Land Ouagadougou die Hauptstadt sein könnte … Nein!  … Oder ob sie in Grammatik bereits Adjektive, Verben und Nomen durchgenommen haben … Ja!  … Oder denkt die Tante etwa, dass Millie immer noch Wiewörter, Tunwörter und Namenwörter sagt? Pfff.

    Mama nimmt den Hörer lächelnd entgegen.
    »Na … Tantchen?«, sagt sie.
    Papa zieht bereits amüsiert eine Augenbraue hoch.
    Das Tantchen spricht ziemlich lange. Mama kann sie gar nicht unterbrechen, macht nur zwischendurch immer wieder »Hm«, »Aha« und »Hmhmhm«.
    Schließlich, nachdem sie den Hörer von einem Ohr zum anderen gewechselt hat, sagt sie: »Könnte klappen. Wir haben bisher am Samstag nichts vor.« Aber dann, als sie Tante Gertrud weiterhin artig zuhört, reißt sie plötzlich die Augen erschrocken auf. »Ach du meine Güte«, bringt sie hervor, »damit sehe ich total bescheuert aus!«
    Wie? Hat Tante Gertrud sie gerade zu Fastnacht eingeladen und Mama soll als Pinguin erscheinen? Geht doch gar nicht! Es ist Mitte Juni!
    Als das Gespräch zu Ende ist und Trudel den Hörer zurück zur Telefon-Station tragen durfte und dort raufgeknallt hat, seufzt Mama aus tiefstem Herzen .
    Oje, was wird jetzt kommen?
    »Na schön, meine Lieben«, erklärt sie schließlich. »Ich habe Tante Gertrud zugesagt, dass wir am Samstag eine Theateraufführung besuchen werden.«
    Prima, Mama!
    »Das Stück wird auf der Freilichtbühne gezeigt.«
    Fein!
    »Und es ist ein Märchen.«
    Auch gut. Zwar ist Millie längst aus dem Märchenalter rausgewachsen, sie ist bereits in der dritten Klasse. Trotzdem kann es hin und wieder in einem Märchen spannend zugehen. Solange es nicht
Aschenputtel, Der Froschkönig, Schneewittchen
und
Brüderchen und Schwesterchen
ist. Die kennt Millie in- und auswendig.
    Und wo ist der Haken, Mama? »Es ist so«, beginnt sie, »wir sollen alle in Weiß erscheinen.«
    Was soll das heißen?
    »Keine Ahnung.«
    »Sind wir dann Gespenster?«, will Millie wissen. Das könnte lustig werden.

    »Nein, nein«, meint Mama. »Wir sollen schick auftauchen. Weiße Hose, weiße Bluse oder weißes Kleid.«
    »Ich ziehe kein weißes Kleid an«, brummt Papa mit grimmiger Miene.
    Bist du dumm, Papa? So wird Tante Gertrud das doch nicht gemeint haben!
    Die Tante hat überall ihre Finger im Spiel. Sie ist in tausend Vereinen ehrenamtlich tätig. Bei der Kleiderkammer vom Roten Kreuz beispielsweise. Dann ist sie noch Vorlesetante in der Bibliothek und bei den Theaterfestspielen gehört sie zum Team der »Märchenhaften Helfer«. Gut, dass sie nicht gerade um die Ecke wohnt, sonst würde sie sich ständig um Millie kümmern wollen. Nee, danke! Millie kommt mit Papa, Mama und Trudel alleine gut zurecht.
    Zum Glück herrscht am Samstag wunderbares Sommerwetter. Knalleheiß!
    Am Nachmittag, bevor es ins Theater geht, werden erst alle weißen Klamotten anprobiert. Kein Problem bei Millie und der kleinen Schwester: weiße Baumwollhose und T-Shirt. Oder lieber die Rüschenbluse? Millie stellt sich vor den Spiegel. Ja, gut. Nur … Irgendwas hinten am Hals kratzt fürchterlich!
    »Lass mal sehen!« Mama meint, dass das Gekratze sicherlich vom Etikett herrührt.
    Wenn du meinst, Mama!
    Mit der Nagelschere versucht sie,
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