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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund
Autoren: Lisa J. Smith
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KAPITEL EINS
    »Beeilt euch! «, keuchte Kaitlyn, als sie das obere Ende der Treppe erreicht hatte, und fügte mit ihrer mentalen Stimme hinzu: Macht schon!
    Aus vier verschiedenen Richtungen kamen Bestätigungen, die nicht weniger nachdrücklich klangen als Kaits Appell. Sie spürte sie mit einem Sinn, der nicht zu den fünf natürlichen zählte.
    Die Telepathie war schon etwas Sonderbares.
    Manchmal wirkte sie geradezu tröstlich. In diesem Moment war Kait dankbar, Robs Gegenwart zu spüren. Sie war wie ein intensives goldenes Leuchten, das sie mit Wärme und Ruhe erfüllte. Kait spürte ihn im Nebenzimmer, wo er ohne Hektik die Schubladen leerte und Jeans und Socken in eine Segeltuchtasche packte.
    Alle wollten möglichst schnell weg aus dem Institut.
    So war das eigentlich nicht geplant gewesen, denn immerhin waren die fünf Jugendlichen gekommen, um an einem einjährigen Forschungsprojekt teilzunehmen. Kaitlyn hatte vorgehabt, das Zetes-Institut
im folgenden Frühjahr mit einem College-Stipendium in der Tasche zu verlassen. Auf einer festlichen Verabschiedung sollte ihr Vater stolz den Highschool-Abschluss seiner Tochter feiern. Stattdessen musste sie sich mitten in der Nacht ins Haus schleichen, ihr Hab und Gut zusammensuchen und verschwinden, ehe Mr. Zetes sie erwischte – Mr. Zetes, der Chef des Instituts, der ein paranormales Einsatzkommando aus ihnen machen und sie an den Meistbietenden verschachern wollte.
    Im Moment allerdings wünschte er ihnen wahrscheinlich nur den Tod, denn sie hatten herausgefunden, was er vorhatte, sich gewehrt und ihn außer Gefecht gesetzt – so unwahrscheinlich das auch klang, wenn man bedachte, über welche geballte Macht Mr. Zetes verfügte. Sie hatten ihn tatsächlich überwältigt und in den geheimen Kellerräumen seines Hauses in San Francisco bewusstlos zurückgelassen.
    Wenn er aufwachte, war sein Zorn sicher so gewaltig, dass er sie auf der Stelle umbringen würde.
    »Was nimmst du mit?«, fragte Anna, und ihre für gewöhnlich ruhige Stimme klang ein wenig gehetzt.
    »Ich weiß nicht. Kleider, warme Kleider, glaube ich. Wir wissen ja nicht, wo wir nachts schlafen.« Kate wiederholte diesen letzten Gedanken auch mental, damit Rob, Lewis und Gabriel ihn ebenfalls hören konnten. Warme Kleider einpacken!

    Kalt und düster wie die Nacht antwortete eine telepathische Stimme: Und Geld. Nehmt alles Geld mit, das ihr finden könnt.
    »Unser Gabriel denkt einfach immer praktisch«, murmelte Kaitlyn, warf ihren Geldbeutel in die Reisetasche und packte Jeans, Pullover und Unterwäsche obendrauf. Sie nahm ihren Glücks-Hunderter aus dem Schmuckkästchen auf der Kommode und stopfte ihn sich in die Jackentasche.
    »Was noch?«, fragte sie laut. Ohne nachzudenken packte sie die abwegigsten Sachen ein: die goldbestickte Kordmütze, die Halskette ihrer Mutter, den Krimi, den sie gerade las. Am Ende stopfte sie noch ihr kleinstes Skizzenbuch und die Kunststoffschachtel mit den Ölkreiden und Buntstiften dazu. Ihr Malwerkzeug konnte sie auf keinen Fall zurücklassen – eher hätte sie auf ihre Kleider verzichtet.
    Kaitlyns Bilder waren schließlich nicht nur ein Zeitvertreib, sondern bargen eine tiefere Bedeutung in sich, denn mit ihnen ließ sich die Zukunft vorhersagen und die Vergangenheit erklären.
    Beeilung, schnell, dachte sie.
    Anna betrachtete zögernd die schwarze Vogelmaske an der Wand. Rabe, das Totem ihrer Familie, war zu groß, um ihn mitzunehmen.
    »Anna …«
    »Ich weiß.« Anna fuhr mit den schlanken Fingern
über den Schnabel der Rabenmaske und wandte sich ab. Sie lächelte Kaitlyn an, doch ihre dunklen Augen über den hohen Wangenknochen blieben ernst. »Gehen wir. «
    »Warte – Seife.« Kait stürzte ins Badezimmer, schnappte sich die Seife und erhaschte dabei einen kurzen Blick in den Spiegel. Annas Abgeklärtheit ging ihr völlig ab. Ihr langes rotes Haar fiel ihr in wilden Locken über den Rücken, die Wangen waren gerötet und die grünen Augen mit den merkwürdigen dunklen Ringen um die Iris blickten ihr herausfordernd entgegen. Sie sah aus wie eine wilde Hexe.
    »Okay«, sagte Rob, als sie sich im Flur trafen. »Seid ihr alle fertig?«
    Hier sind sie, dachte Kaitlyn, die vier Menschen, die mir näherstehen, als ich es je für möglich gehalten hätte.
    Rob Kessler, der aus Wärme und Licht zu bestehen schien mit seinem goldblonden Haar und den bernsteinfarbenen Augen. Gabriel Wolfe, arrogant und gut aussehend. Anna Eva Whiteraven, die noch in schwierigsten
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