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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Autoren: Gordon R. Dickson
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    Der Kobold war wieder einmal in der Küche gewesen.
    »Ich verstehe es einfach nicht!« sagte Jim. »Flöhe, Läuse, Ratten, Igel, die nach einem warmen Plätzchen zum Schlafen suchen - aber Kobolde!«
    »Beruhige dich«, sagte Angie.
    »Warum müssen ausgerechnet wir Kobolde haben?« fragte Jim.
    Alle Kobolde lebten in Schornsteinen. Sie waren kleine, harmlose, manchmal nützliche Elementarwesen. Man ließ ihnen ein Schüsselchen mit Milch stehen - oder was immer man übrig hatte, um es mit ihnen zu teilen -, und das jeden Abend.
    Der Kobold verzehrte es dann und hielt sich von allem anderen fern. Aber der Küchenkobold auf Malencontri unternahm anscheinend regelmäßige Festgelage. Er trank nichts, es sei denn Milch; und wenn er ein Festgelage abhielt, nahm er von allem Eßbaren in der Küche nur einen einzigen Bissen - und danach rührte das Küchenpersonal aus irgendeinem Aberglauben nichts mehr an, was er möglicherweise angerührt hatte.
    »Beruhige dich ...«, ermahnte ihn Angie...
    »...Weißt du noch?« sagte Angie nun. »Und das war erst vorgestern.«
     Sie schmiegte sich ein wenig enger an Jim, der neben ihr stand. Alle anderen schliefen noch, und so spazierten sie als einzige über den hölzernen Wehrgang unmittelbar hinter der Ringmauer der Burg - ihrer Burg Malencontri, ihres Zuhauses.
    Gerade eben dämmerte eisig unter einem wolkenschweren Himmel ein Dezembermorgen herauf. In seinem grauen Licht blickten sie auf die niedergetrampelte freie Fläche vor der Mauer hinunter und weiter zu dem dichten Waldgürtel, der die Burg in einigen hundert Metern Entfernung umgab. Ein kleines Stück hinter den ersten Baumwipfeln erhoben sich die ersten bleistiftdünnen, geisterhaften grauen Rauchfähnchen.
    Das Blut von gestern war auf dem Schnee schwarz geworden und unterschied sich kaum noch von der Schwärze des schlammigen Bodens, den schwere Stiefel und Eisenabsätze aufgewühlt hatten.
    Am späten Nachmittag des Angriffs war ein wenig Schnee gefallen und bedeckte nun die dunklen Gestalten, die immer noch auf dem Boden lagen. Es waren die Leichen jener Angreifer, die man den Krähen und Raubtieren überlassen hatte, die sich nach der Einnahme Malencontris einstellen würden. Und eingenommen werden würde die Burg - heute.
    Die Verteidiger waren zu wenige und zudem erschöpft. Auf dem Wehrgang rechts und links von Jim und Angie lagen ermattete Bogenschützen, Armbrustschützen und Bewaffnete, jene, die trotz ihrer Wunden noch kämpfen konnten. Sie waren dort erschöpft niedergesunken und eingeschlafen, wo sie den Versuch der Angreifer, mit Leitern die Ringmauer zu erklettern, zurückgeschlagen hatten.
    Mit ausreichender Besatzung hätte Malencontri eine ganze Armee abwehren können, ganz zu schweigen von dieser kleinen Streitmacht mit zwei oder drei Rittern, vielleicht einhundertfünfzig ausgebildeten Bewaffneten und Bogenschützen und einigen Hundert zerlumpter, verlotterter Männer der übelsten Sorte, die mit allem bewaffnet waren, was sie mitgebracht oder auf ihrem Plünderzug in diesen Teil von Somerset geraubt hatten.
    Aber der Angriff hatte Malencontri ohne Vorwarnung ereilt - es war nicht einmal genug Zeit geblieben, um ihre Gefolgschaft aus dem nahen Wald und den Feldern herbeizurufen. Mit deren Hilfe hätte es ihnen vielleicht gelingen können, den Angriff abzuwehren.
    So, wie die Dinge lagen, wußten die Angreifer offensichtlich nicht, daß Jim selbst in der Burg war. Sonst hätten sie kaum den Mut aufgebracht, die Festung eines Magiers niederen Ranges anzugreifen - und schon gar nicht die Burg eines Mannes von der Berühmtheit des Drachenritters.
    »Die dort draußen werden sicher bald aufwachen«, murmelte Angie.
    »Ja«, sagte Jim. Auch er hatte die dürren Rauchfinger beobachtet, die den Überresten der nächtlichen Feuer ihrer Angreifer entstiegen, und nach dichteren Rauchschwaden Ausschau gehalten, die darauf hindeuten würden, daß die Angreifer neues Holz auf die Feuerstellen gelegt hatten und eine Mahlzeit zubereiteten.
    Angie drückte Jim, dem sie einen Arm um die Taille gelegt hatte, fester an sich. »Damit wäre das Thema Baby endgültig erledigt.« Sie schwieg einen Augenblick. »War ich wirklich unerträglich, weil ich ständig darüber nachgedacht habe?«
    »Nein«, sagte Jim und küßte sie. »Du warst nie unerträglich. Das weißt du doch.«
    Das Baby, wie sie es zu nennen pflegten, war seit mindestens einem Jahr Angies Hauptsorge gewesen. Sie war zwar erst Mitte Zwanzig, aber in
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