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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Autoren: Gordon R. Dickson
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Schultern jedoch lief nicht nur sein Rumpf zur Taille hin spitz zu, sondern auch die Arme wurden nach unten hin bis zu den Händen schmaler - wenn auch nicht übermäßig, denn die Hände waren immer noch so groß wie die Ladeflächen eines Lastenkrans. Unterhalb der Taille verjüngte er sich weiter bis zu den Füßen, die aber immer noch ein Mehrfaches größer waren als Jims. Es war bemerkenswert, daß diese eher kleinen Füße das Gewicht des restlichen Riesenkörpers so sicher und klaglos trugen. Aber natürlich besaß er wie alle Elementargeister angeborene Magie, wenn ihm auch - wie allen Elementargeistern - die bewußte Kontrolle darüber fehlte.
    Mittlerweile hatte er die Mauer erreicht. Er legte die gewaltige Hand auf die Mauerkrone und stemmte sich mit einem zwanzig Fuß hohen Sprung hinüber, so daß er stehend im Burghof landete. Die Mauer zitterte und weckte sämtliche Schläfer dahinter, und der Aufprall seines gewaltigen Gewichts auf der festgetretenen Erde des Hofs machte wahrscheinlich Lärm genug, um alle zu wecken, die innerhalb der Burggebäude in einen Schlaf der Erschöpfung gesunken waren.
    »Thu ne grete...«, begann er und verfiel dabei in die angelsächsische Sprache von vor tausend Jahren. Dann aber hielt er inne. »Ich meine - Ihr habt mich nicht begrüßt!« Anklagend blickte er mit einem tadelnden Stirnrunzeln in seinem grobknochigen, blauäugigen Gesicht auf sie herab.
    »Seid mir gegrüßt!« sagten Jim und Angie hastig und gleichzeitig.
    Rrrnlfs Gesicht hellte sich auf. Es wurde zu einem recht schlichten, freundlichen Antlitz, das außer seiner Größe nichts wirklich Erschreckendes hatte.
    »Meine Mutter hat mir immer erzählt, dies sei die Zeit im Jahr, zu der Ihr kleinen Leute Euch Grüße bringt«, brummte er, »oder habe ich seit meinem letzten Aufenthalt hier den Überblick über Zeit und Sitten verloren?«
    »Nein, Rrrnlf«, sagte Angie, »Ihr seid erst vor fünf Monaten oder so hiergewesen.«
    »So ist es!« bestätigte Rrrnlf. »Ich hätte aber nicht gedacht, daß das schon so lange her ist. Ich habe gerade die Zeit gehabt, einige Geschenke für Euch zu suchen. Meine Mutter - habe ich Euch jemals von meiner Mutter erzählt?«
    »Ja«, antwortete Jim, »habt Ihr.«
    »Ich hatte eine wunderschöne Mutter«, sagte Rrrnlf beinahe verträumt und ohne auch nur im geringsten auf Jims Worte zu achten. »Sie war wunderschön. Ich kann mich nicht genau daran erinnern, wie sie aussah, aber ich erinnere mich, daß sie wunderschön war. Sie hat sich während der ersten vier- oder fünfhundert Jahre meiner Kindheit um mich gekümmert. Eine solche Mutter hat es nie wieder gegeben. Aber wie dem auch sei, sie hat mir viele Dinge erzählt; unter anderem, daß Ihr kleinen Leute um diese Zeit des Jahres herum, wenn die Tiefseeströmungen sich verändern, Grüße und Geschenke austauscht. Weil Ihr mir geholfen habt, meine Dame zurückzubekommen, wollte ich Euch dieses Jahr unbedingt Geschenke bringen. Ich hatte einige Mühe, welche zu finden, aber dann habe ich es doch geschafft.«
    Rrrnlfs Dame war, wie Jim seinerzeit herausgefunden hatte, die ehemalige Galionsfigur eines Schiffes, eine Holzschnitzerei von einem gesunkenen Schiff, die die neunte Welle darstellte.
     Im Volksmund hieß es, daß >die neunte Welle immer am weitesten den Strand hinaufkommt<, und die Nordmänner hatten der neunten Welle den Namen Jarnsaxa gegeben - »das Eisenschwert«.
    Jarnsaxa war die jüngste Tochter von Aegir, dem nordischen Meeresgott, und Ran, der Riesin. Rrrnlf hatte behauptet, er und die echte Jarnsaxa - so verrückt es klang - seien ein Liebespaar gewesen. Aber er hatte sie verloren, als Aegir und Ran mit den anderen nordischen Göttern und Riesen fortgingen und ihre Töchter mitnahmen.
    Daher war ihm die Galionsfigur unendlich teuer gewesen. Aber im Laufe der Ereignisse, die zu dem Angriff der Seeschlangen auf England geführt hatten, war sie ihm gestohlen worden.
    Jim hatte es geschafft, Carolinus - einen der wenigen Magier der Kategorie Eins Plus auf dieser Welt - gerade rechtzeitig aus einer tiefen Depression herauszureißen, um den riesigen Tiefseetintenfisch zu bezwingen, der die Schlangen zu ihrem Kriegszug angestiftet hatte. Auf diese Weise hatte Rrrnlf auch seine Galionsfigur zurückbekommen.
    »So, da habt Ihr sie«, sagte Rrrnlf und ließ die gewaltige Hand in einen Beutel gleiten, der an einem starken Tau um die eher schmale Taille des Seeteufels hing. Das Tau war über einem Fell verknotet. Er
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